Amulet - Es wird dich finden
So richtig weiß Tomaz (Alec Secareanu) nicht, was er mit seinem Leben anfangen soll. Immer noch ist der traumatisierte Ex-Soldat aus einem nicht näher benannten Krieg geprägt, die Erinnerungen an das Erlebte verfolgen ihn bis zu den Straßen Londons, auf denen er ein neues Zuhause gefunden hat und dort obdachlos lebt, nachdem seine Notunterkunft einem Brand zum Opfer gefallen ist. So wird der Film eröffnet und in immer wiederkehrenden Flashbacks wird der Hintergrund Stück für Stück beleuchtet. Parallel erleben wir ihn im Hier und Jetzt.
Er bekommt von seiner das Angebot von Glaubensschwester Claire (Imelda Staunton), die ihn aufgelesen und versorgt hat, in einem langsam zerfallenden Haus eine Unterkunft zu bekommen, das von der jungen Frau Magda (Carla Juri- "Feuchtgebiete", "Blade Runner 2049") und deren sterbender Mutter bewohnt wird. Er soll sich fortan um die Beiden kümmern.
Das Haus ist jedoch in einem erbärmlichen Zustand. Die schwierige Mutter fordert viel Aufmerksamkeit. Magda kann das Haus nicht verlassen, wird von einer sterbenden, hermetisch abgeriegelten Mutter terrorisiert, die ihr kein eigenes Leben zugesteht. Zunächst fühlt sich Tomaz nicht wohl mit diesem Arrangement, stimmt letzten Endes aber zu, ohne zu wissen, worauf er sich dabei einlässt. Doch als er er beginnt, sich in die Tochter zu verlieben, kann er sich des Eindrucks nicht erwehren, dass etwas Finsteres vor sich geht. Spätestens nach dem Fischen einer Fledermaus-artigen Kreatur aus der Toilette wird ihm gewahr, das hier irgendwas ganz und gar nicht richtig läuft. Der junge Mann will seine Liebe retten und sich der Kreatur in den Weg stellen. Doch ist wirklich alles so, wie es auf dem ersten Blick scheint? In Albträumen versucht der Ex-Soldat durch Verdrängung und physische Hilfsmittel zu entkommen.
Fazit: Der stille britische Schuld-und-Sühne-Horror-Drama-Mix ist ein atmosphärische Film und entsprechend düster, zelebriert Abgründe und Hässlichkeit voll eindringlicher Bilder und einem ausführlichen Sound Design, verzichtet dabei jedoch über weite Strecken auf eine nennenswerte Handlung, bis er auf einmal richtig zuschlägt.
Dass es Regisseurinnen deutlich schwieriger haben, im Filmgeschäft Fuß zu fassen und insbesondere, wenn sie sich das männlich dominierte Horrorgenre annehmen, das ist nun nicht wirklich ein Geheimnis. Mit Amulet feierte die 38-jährige, britische Schauspielerin Romola Garai ihre Langfilmdebüt als Regisseurin und Autorin in Personalunion. Sie legt mehr Wert auf die Atmosphäre als auf die Handlung. So lässt sich Amulet viel Zeit dabei, eine unheilvolle Stimmung aufzubauen und das Haus bis in die letzte Ecke zu durchforsten.
Der Film zeigt seine beiden Hauptfiguren als Gefangene, jeder auf seine Weise. Gerade im Mittelteil, der von der langsamen Annäherung der Beiden erzählt, geht es nur minimal weiter. Es wird leider die Verschnaufpause nicht nutzt, um etwa die Charakterisierung voranzutreiben. Zum Schluss gibt es noch mal Wendungen, „richtige“ Horrormomente und eine Lust am Bizarren und Symbolischen, wie man sie bei den männlichen Kollegen gewohnt ist.
Der Film möchte gerne überraschend und verstörend gleichermaßen sein, aber im Resultat ist er keines von beiden.
|
|
|
Home-Entertainment-Release:
23. Oktober 2020
Produktion: Großbritannien, Vereinigte Arabische Emirate, 2019
Genre: Horror
Darsteller: Carla Juri, Alec Secareanu, Imelda Staunton
Regie:
Romola Garai
Länge: 100 Min.
FSK ab: 16
Tonformat: DTS-HD 5.1
Verleih:
Ascot Elite Home Entertainment
|