The Assistant
Im Jahr 2017 wurde aus dem Hashtag #MeToo eine lange überfällige Debatte um Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt am Arbeitsplatz. Im Film The Assistant kämpft die junge College-Absolventin (Julia Garner aus "Ozark") und aufstrebende Filmproduzentin im vermeintlichen Traumjob als Junior-Assistentin eines mächtigen Unterhaltungs-Moguls gegen sexistische Unterdrückung.
Der Film beginnt mit Janes Weg zur Arbeit, wo sie als erste auftaucht, und endet mit ihrem Feierabend, wenn sie das Licht im Büro ausmacht. Es ist eine A-Day-In-The-Life-Story im buchstäblichen Sinne. Es ist „ganz normaler“ Tag Janes als Assistentin im Vorzimmer eines erfolgreichen und mächtigen Filmproduzenten. Für sie ist es die einmalige Chance, sich in der hart umkämpften Branche zu empfehlen.
Ihr Tag ist ähnlich wie der eines jeden anderen Assistenten – und besteht aus Tätigkeiten wie Kaffee kochen, Mittagessen bestellen, telefonieren, kopieren, organisieren, neue Mitarbeiter rekrutieren, aber auch das benutzte Geschirr und die Essensreste ihres Chefs wegräumen. Ihre beiden männlichen Kollegen im Vorzimmer bleiben von derlei unangenehmen Aufgaben verschont. Sie wälzen auch alle anderen heiklen Dinge auf die junge Frau ab.
Mehr noch als die tägliche Routine ist es aber die Missachtung durch die Kollegen, die Jane zu schaffen macht. Als Assistentin wird sie von den anderen Mitarbeitenden voller Herablassung behandelt.
Und auch wenn dieser namenlose Boss nie zu sehen und nur eine wütende Stimme am Telefon zu hören ist, wird dem Eingeweihten schnell klar, dass damit natürlich Harvey Weinstein gemeint sein soll.
Niemand außer Jane verwundert es, dass der Chef mitten am Tag verschwindet, um seine neu eingestellte zweite Assistentin in ihrem Hotel zu besuchen oder wenn er nach Arbeitsschluss noch alleine Castings mit jungen Schauspielerinnen in seinem Büro durchführt.
Es geht darum, Dinge so lange in Kauf zu nehmen und totzuschweigen, bis sie im Arbeitsalltag zur Normalität werden. Janes Versuch über das Beobachtete als etwas Unrechtes zu sprechen, wird mit kalter Aggression begegnet. Gedemütigt, ist sie es, die sich in der Folge bei ihrem Chef entschuldigt, nicht umgekehrt.
FAZIT: Julia Garner wird seit „Ozark“ für größere Dinge gehandelt. Es ist eine grandiose One-Woman-Show von Julia Garner. Durch die unterdrückte Angst, Wut und Scham, die sie beeindruckend genau auf die Leinwand bannt, hat der Film fast schon eine dokumentarische Qualität. „The Assistant“ ist ein betont reduzierter, streng inszenierter, präzise auf Details bedachter Film ohne direkt physische oder sexuelle Übergriffe darzustellen – sozusagen eine stille Anklage, die deshalb aber nur umso intensiver nachwirkt. Wem das Thema interessiert wird dieser Film begeistern, wem es nicht interessiert, wird ihn eher als langweilig empfinden. |