Girl
Die belgisch-niederländische Lara (Victor Polster) ist ein 16-jähriges Mädchen mit blauen Augen und langem, blonden Haar, das im Körper eines Jungen geboren wurde und davon träumt, eine Ballerina zu werden. Sie ist gerade mit mit ihrem Vater Mathias (Arieh Worthalter) - die Abwesenheit der Mutter wird im Film nie erklärt- und ihrem kleinen Bruder Milo (Oliver Bodart) nach Brüssel gekommen, denn hier wird sie am Konservatorium weiter zur Ballerina ausgebildet. Innerhalb 8 Wochen muss sie zeigen, was sie kann.
Lara, früher Viktor, ist transgender und muss nicht nur ein neues Leben in Brüssel und in die Rolle der Ballerina finden sondern auch die gleichzeitige Vorbereitung auf die Geschlechtsumwandlung vorbereiten. Das verkompliziert die schon unter "normalen" Umständen nicht einfachen, pubertären Umbrüche. Das Gefühl, nicht der - oder diejenige zu sein, als der oder die man nach außen hin erscheint, begleitet viele Jugendliche in der Pubertät. Für Lara bedeutet das: Hormone nehmen und dann in 2 Jahren eine geschlechtsangleichende Operation durchführen zu lassen, um endlich den verhassten Penis zu beseitigen, den Lara jeden Tag an ihren Körper klebt. Diesen sollen die ebenfalls pubertierenden Mädchen aus dem Ballett auf keinen Fall zu sehen bekommen.
Lara muss tänzerisch viel aufholen und vor allem ihre Füße komplett neu trainieren und formen – und das bis sie bluten. Zwar hat sie die volle Unterstützung ihres Vaters und wird von einer Ärztin (Katelijne Damen) und einem Psychologen (Valentijn Dhaenens) begleitet, doch der Leistungsdruck ist enorm. Alles scheint Lara zu viel zu werden. Es kommt zu einem radikalen Schnitt ...ähm... Schritt.
Das Transgender-Drama Girl über die Lücke zwischen der männlichen Anatomie und der weiblichen Identität gewann 2017 den Connext-Work-In-Progress-Preis für das beste Drehbuch. Lukas Dhonts Erstlingswerk Girl ist ein ruhiges und sanftes Werk, das seiner ebenfalls stillen, sanften Hauptfigur allen Freiraum gibt, sie selbst zu sein.
FAZIT: Girl ist ein emphatisches Porträt, das seine ganze Spannung aus der Einfühlung in Laras schwierige Situation bezieht. Der ungekünstelte Film wird mit viel Feingefühl und einem guten Blick für die kleinen Gesten erzählt. Dank Viktor Polsters sensiblem Schauspiel kann sich der Zuschauer gut in das schwierige Thema hineinversetzen. Alles endet in einem sehr drastischen und heftigen Schlussmoment im Kampf gegen den eigenen Körper. Der Film passt gut zur einer neuen Bewegung der Sichtbarmachung von Transgender-Themen. Überzeugender Debütfilm mit großartigem Hauptdarsteller.
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