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Made In Italy

Jack (Micheál Richardson, Sohn von Liam Neeson) ist ein erfolgreicher Londoner Galerist, der vor den Scherben seiner Ehe und kurz vor der Scheidung steht. Als seine Noch-Frau seine Galerie verkaufen will, muss Jack handeln und braucht Geld. Kurzerhand will er die Familienvilla in der Toskana zu Geld machen, um so sein Geschäft vor dem Aus zu retten. Sein Vater Robert (Liam Neeson, „Schindlers Liste“), ein charismatischer, verwitweter Künstler, hat aber auch noch ein Wörtchen mitzureden, schließlich haben beide das Haus geerbt. Nachdem seine Mutter verstorben ist, hatte er nur noch wenig bis gar keinen Kontakt mehr zu seinem Vater.

Roberts Einverständnis einzufordern fällt ihm nicht leicht, dazu haben sie sich nach dem tragischen Tod von Jacks Mutter durch einen Autounfall zu sehr auseinandergelebt. Das Vater-Sohn-Duo macht sich auf den Weg nach Italien, wer schon einmal in den sanften Hügeln der Toskana in Italien verweilen durfte, der kennt die bezaubernde Landschaft, die herzlichen Menschen und das angenehme Klima. Doch was sie dann sehen, verschlägt ihnen fast die Sprache: Das palastartige toskanische Haus ist in einem schlechten Zustand und wird nicht das Geld einbringen, was es eigentlich wert ist. In diesem zerfallenen Zustand wird es kaum zu verkaufen sein.

Eine spontan zusammengetrommelte Gruppe von einheimischen Handwerkern soll dem Haus wieder zu altem Glanz verhelfen. Was als schnelle Renovierung beginnt, endet für beide Männer in einer schmerzvollen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Je länger Jack vor Ort ist, desto mehr wird ihm klar, wie wenig er noch von der gemeinsamen Zeit mit seiner Mutter weiß. Da taucht die junge einheimische Köchin Natalia (Valeria Bilello, „Sense8“) auf, die mit italienischer Küche aus ihrer Trattoria nicht nur sein leibliches Wohl, sondern auch sein seelisches Gleichgewicht wiederherstellt.

Im Gegensatz zu jedem echten Gastronomen muss sie nicht viel Zeit in ihrem Lokal verbringen und so hat sie viele freie Stunden, um in Teekleidern herumzuschweben. Nach und nach erstrahlt die Villa wieder in neuem Glanz und auch Vater und Sohn finden einen Weg, sich anzunähern.

Fazit: Eine komplizierte Vater-Sohn-Beziehung: Liam Neeson und sein echter Sohn Micheál Richardson bringen ein persönliches Gefühl von Liebe und Verlust in diese ansonsten mürrische Geschichte von Trauer und Heilung im italienischen Stil ein. Dies entspricht im „wahren Leben“ dem Tod von Neesons echter Frau - Richardsons Mutter Natasha - die bei einem Skiunfall ums Leben kam, als ihre Söhne noch im Teenageralter waren. Dies zu wissen, verleiht dem Film, in der Vater und Sohn sich über die unterschiedlichen Umgangsformen mit dem Tod der verstorbenen Frau austauschen, eine gewisse Spannung. Aber der Mangel an drehbuchmäßiger Finesse raubt den Szenen die Wirkung, die sie verdient hätten.

All die wichtigen Eckpunkte (der frühe Tod der Mutter, die Entfremdung von Vater und Sohn, angestaute Wut, die Angst vor einer neuen Beziehung) auf Jacks und Roberts Reise hätten mehr Zeit benötigt, um echte Emotionen zu wecken. Denjenigen, die an häuslicher Dramatik, sexuellen Spannungen und humorvollen Pannen vor dem Hintergrund von Sägen und Kehren sind, wird empfohlen jede Hausrenovierungsshow darüber auszuprobieren. Doch so gern man auch in das Familiendrama unter der toskanischen Sonne eintauchen möchte, das kitschige Drehbuch des Films das eher auf Klischees zurückgreift, ist hauptsächlich darauf abzielt, die beiden Charaktere in eine baufällige toskanische Villa zu bringen und sanften Schmalz inmitten schöner Landschaften zu kreieren. Das ist manchmal zu viel des Guten. Lindsay Duncan als bissige Immobilienmaklerin ist übrigens sehenswert. Traumhaft bebildertes Familiendrama, das es sich dramaturgisch leider zu einfach macht.

Aufgrund der Corona-Pandemie wurde der Film in einigen Ländern bereits als Video-on-Demand veröffentlicht, in Deutschland fand „Made in Italy“ aber regulär den Weg ins Kino.

 
Gesamtbewertung:

Kinostart: 6. August 2020

Home-Entertainment-Release: 20.05.2021 als VoD, 25.06.2021 als DVD, Blu-ray

Produktion: Großbritannien, Italien (2020)

Genre: Tragikomödie

Darsteller: Liam Neeson, Micheál Richardson, Lindsay Duncan

Regie: James D'Arcy

Länge: 94 Min.
FSK ab: 6

Tonformat: DTS-HD 5.1

Verleih: Leonine Studios

Action:
Humor:
Gefühl:
Spannung:
Anspruch: