"Riesig Stark" und mittlerweile Kult - nicht nur im Ruhrpott

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Bremen, 05.02.2023 (CH) Riesig Stark – Nur allein diese mächtigen und ausdrucksstarken Worte für sich genommen verheißen schon Großartiges. Ein Tourauftakt vor fast ausverkauftem Haus spricht Bände. Knapp 1.000 Leuten rissen die Fabrik in Hamburg beim ersten Konzert förmlich ab. Und genau dieser Ruf ist es, der der Band KUULT vorauseilt. Eine echte Liveband eben. Fotos und Reals machten auf Social Media die Runde.

Kein Wunder also, dass auch das zweite Konzert der „Riesig Stark Tour“ im Bremer TOWER Musikclub ebenfalls nahezu ausverkauft war. Sich selbst bezeichnen die drei Jungs als stark tourenden Liveact. Wer jemals ein Kuult Konzert besucht hat weiß, dass das vortrefflich untertrieben ist - ihre Konzerte sind legendär und das nicht nur im Pott.

Neues Album, neue Tour – sogar mit neuer Besetzung und die ungebrochene Lust mit deutschsprachigen Popsongs die Herzen im Sturm zu erobern startete die Band ihre Deutschland-Tour. Midtempo, Ballade, Uptempo - hochemotional und voller Leidenschaft. Wer Kuult jemals live gehört und gesehen hat, der weiß das die Band alles zu geben bereit ist. So präsentieren sie wie keine andere Band deutschen Pop in all seinen Facetten. Kein Wunder also, dass die Erwartungshaltung an die kultigen Jungs aus dem Revier auch in Bremen enorm war.

Bei meiner Ankunft um 17:30 Uhr warteten daher auch schon erste Fans vor dem Club. Ja, richtig gelesen – gut anderthalb Stunden vor Einlass standen tatsächlich schon angereiste Anhänger vor den Toren des TOWERS, die es gar nicht abwarten konnten, endlich ihren Idolen nahe zu sein. Das zumindest erzählten sie mir in einem ersten Gespräch noch auf dem Gehsteig. Und dass, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Das ist eben eine echte Fanbase, auf die so manche Band stolz sein könnte.

Kuult ist eben eine Band, die nicht wie andere Musiker unserer Zeit durch Social Media berühmt geworden ist. Nein, die Jungs, die im Übrigen echte Vollblutmusiker sind, sind den Ochsenweg gegangen. Hinter KUULT verbergen sich die jungen Musiker Chris Werner (Vocals), Andreas Köckerbauer (Gitarre) und Christian de Crau (Bass) aus Essen. Mit mehreren 10.000 Fans und Followern auf den gängigen Social-Media-Kanälen und über 100.000 Streams auf Spotify sind sie längst schon nicht mehr aus der deutschen Pop Szene wegzudenken. Und sie haben – zumindest im Ruhrgebiet und natürlich auf Juist – schon längst den Kultstatus erreicht.

Diese Fanbase ist organisch gewachsen und echt – echt und ehrlich wie die Musik der Band. Diesem Umstand ist es wohl auch zu verdanken, dass die Band so gut durch die Pandemie gekommen ist und sie auf ihrer ersten Tour nach Corona wie gewohnt vor voller Hütte spielen können. Man merkte dem aufgeheizten Publikum deutlich an, dass sie nicht mehr lange warten wollen. Die Zwangspause der letzten Jahre war lang genug. Vielleicht ein Grund, warum der Konzertbeginn noch am gestrigen Morgen eine Viertelstunde nach vorn verlegt wurde.

Den Opener spielte jedoch nicht die Band selbst, sondern ihre Supporter. Das Duo Yago sorgte für ordentlich Stimmung. Gegen 20:15 Uhr wurde der Konzertsaal verdunkelt und man konnte die Stimme von Chris Werners Vater das Intro des neuen Albums sprechen hören. Sofort herrschte Ruhe. Das Intro stimmte mit wenigen Worten auf das neue Album ein und lies den Inhalt des Albums erahnen: Es wird persönlich Erlebtes verarbeitet. Unverblümt, ungeschönt und erfrischend ehrlich – das wurde im Laufe des Konzerts deutlich.

Den Beginn des Konzerts machte dann auch gleich der Titel “Riesig Stark“. Gar nicht schlecht, wenn sich der Name in den Köpfen der Fans einbrennt. Denn das neue Album, wurde für den Beginn des Jahres 2023 angekündigt. Ein Termin, der lange im Raume stand, war der 10. Februar und die Fans warten bereits sehnsüchtig. Tatsächlich steht das Album-Release wohl auch kurz bevor, aber der Frontman der Band erklärte, dass man die Stücke des Albums nach und nach zum Streamen freigeben werde, um die Spannung auf neue Stücke länger aufrecht halten zu können.

Bis dato mussten sich die Fans aber mit einer ersten Single-Auskopplung zufriedengeben. „2023“ heißt das Stück und wurde in den ersten 4 Wochen nach Erscheinen bereits mehrere 10.000 Male gestreamt. Das Stück gibt immerhin einen kleinen Vorgeschmack auf das, was Fans und Käufer des Albums erwartet.

 

Im persönlichen Gespräch kurz vor dem Konzert verriet Chris Werner mir, dass es sich um das ehrlichste Album handeln würde. Und tatsächlich ist es das geworden. Woher ich das weiß? Weil ich mich mit gut 400 anderen Fans persönlich beim Konzert davon überzeugen konnte. Es wird mit 17 Tracks nicht nur das längste der insgesamt vier Alben, sondern war entsprechend auch die längste Playlist ihrer Konzerte. Sehr zur Freude der zahlreichen Fans. Es war der Wahnsinn zu erleben, mit welchem beeindruckenden Selbstbewusstsein die Jungs Bühne stürmten.

Es scheint, als hätten sie eigentlich nie etwas anderes getan und sind mit Noten und Texten im Kopf schon auf die Welt gekommen. Chris spielte gekonnt mit dem Publikum und bezog es immer wieder in die Show mit ein. Die Texte aus dem Genre von Deutsch-Rock und Deutsch-Pop zeigten schnell, dass man hier deutlich mehr als nur ein paar Akkorde und seichte Töne zu erwarten hat. Die Titel des neuen Albums berührten tief im Herzen und brauchten eigentlich gar keine große Bühnenshow, um in Erinnerung zu bleiben. Selten haben mich Musiker so mitgenommen. Und so bewegte man sich auf dem Konzert immer zwischen Emotionen. Während in einem Moment noch richtig abgefeiert wurde, wirken die Fans im nächsten Moment emotional ergriffen.

Es waren sicherlich nicht nur die Texte, die die Herzen berührt haben. Zum einen erzählte Chris von Erlebnissen, die wohl jeder von uns so oder in ähnlicher Weise erlebt hat. Er bringt die Musik auf der Bühne so ehrlich und so authentisch rüber, dass man sich diesem Wechselbad der Gefühle kaum entziehen kann. Wer einmal in die Augen dieses Musikers gesehen hat, nachdem er „ewig bleiben“ gesungen hat, wird verstehen, was ich meine. Ich selber bin eigentlich kein Fan von emotionalen Balladen, aber was bisher nur HIM in „Furneral of hearts“ bei mir geschafft hat, hat Chris gestern übertroffen.

Weiche Stimme – harte Typen? Die Kontraste auf der Bühne könnten kaum größer sein und doch wirkt alles stimmig, sanft, aber zugleich unheimlich kraftvoll! Unterhaltsam und vielseitig und nie oberflächlich. Wer sich die Zeit nimmt – und das kann ich wirklich nur Jedem Interessierten ans Herz legen- und auf die Texte achtet, wird schnell merken, dass Kuult Themen aus dem täglichen Leben ansprechen und zeigen, dass auf jedes Tief ein Hoch folgen kann. „Ich bin kunterbunt auf meiner Haut“ – damit sprechen die jungen Musiker vielleicht von sich selbst, aber vor allem auch von einer Generation, die sich traut, neue Wege zu gehen. „Riesig stark“ ist das Motto der Tour und Liedzeilen, wie „wenn 2023 für uns die Zeit des Lebens anbricht“ zeigen schnell, wie viel Bock die Jungs haben, die Menschen zu begeistern.

Zwei Mal stieg Chris von der Bühne herab, um gemeinsam mit dem Publikum zu singen, was sag ich, zu feiern. Diese Kraft in seiner Stimme, die nicht einmal ein Mikro brauchte, gemeinsam mit den sanften Stimmen des vorwiegend weiblichen Publikums verlieh den Titeln etwas ganz Besonderes. Der emotionalste Moment des Abends war aber mit Abstand der Moment, als Chris "Ewig bleiben" anstimmte. Es wurde leise und man schaute in ernste Gesichter. Man konnte fühlen, wie sich die Umstehenden in ihren eigenen Gefühlen verloren. Auch wenn es mittendrin immer wieder Momente gab, wo Melancholie fast die Oberhand hätte gewinnen können – was durch die Texte auch nicht ganz ungewollt schien – so schafften es Kuult, das Konzert mit Partylaune zu starten und auch damit abzuschließen. Sie haben den Club ordentlich gerockt, die Fans erreicht und mitgenommen und sind dabei ihrem Ruf eines echten Liveacts allemal gerecht geworden. Das Konzert mit zwei Worten zu beschreiben fällt leicht – Riesig Stark!!! Wer die Chance noch ergreifen möchte und Kuult ebenfalls live erleben möchte, der hat noch Chance – die nächsten Stationen der Tour sind u.a. Hildesheim, Braunschweig, Juist und Winstorf.