LaLeLu: "Die dünnen Jahre sind vorbei"

Zur Bildergalerie

Cuxhaven, 02.02.2015 - Die A-Capella-Comedy-Pioniere LaLeLu aus Hamburg kamen mit ihrem aktuellen Programm "Die dünnen Jahre sind vorbei" in das Stadttheater Cuxhaven um zu beweisen, dass es keine Instrumente braucht, um das Haus zu rocken. Fast ohne Instrumente sorgten die Vier in der annähernd ausverkauften Lokalität wieder einmal für einen grandiosen Konzertabend.

LaLeLu begann als ein Partyscherz. Vier Studenten der Hamburger Musikhochschule hatten die Idee, eine kleine A-Cappella-Einlage für die Semesterparty einzustudieren. Das kam derartig gut an, dass sie beschlossen, eine feste Band daraus zu machen. LaLeLu sind 4 Hamburger: Bass-Bariton Tobias Hanf, Bariton Jan Melzer, Opern-Bariton Frank Valet und die geborene Finnin und Mezzosopranistin Sanna Nyman. Sie treten 120-bis 140-mal im Jahr auf und das im 20. Jahr ihres Bestehens.

Die Männer des Ensembles sind teils deutlich über 40 Jahre alt. Das Thema, das den roten Faden durch den Abend legt, ist diesmal auch das Leben jenseits der 40 mit all seinen Facetten, ob Krise oder trotzhaftes Ignorieren einer solchen. Der Programmtitel zielt auf die Midlifecrisis, aber auch auf die Körperfülle, Tobias Hanf zum Cuxhavener Publikum: "Wenn ich mich hier so umschaue, kann ich das Motto gut erkennen. Man muss sich gleich erstmal unbeliebt machen!“ sagte er ironisch.

Gleich zu Beginn trösteten die Vier ihre Leidensgenossen im Publikum mit einer chinesischen Weisheit: „Erfahrung ist wie ein Kamm, den uns die Natur gibt, wenn wir keine Haare mehr haben.“ Gerüchteweise soll Jan Melzer schon selbst mit seiner Harley-Davidson des Nachts über norddeutsche Autobahnen gekesselt sein und dabei „Freedom!“ gegrölt haben, um jugendlich zu erscheinen.

Frank Valet begeisterte in seiner Rolle als spleeniger Jazzradio-DJ, der sich in seiner Sendung "Frankies Jazztruhe" dem legendären Don Fletcher Henderson widmet. Tobias Hanf hingegen stellte eindrucksvoll unter Beweis, dass man auch mit einem BMI von über 30 auf der Tanzfläche überzeugen kann und Sanna Nymann zeigt als Dana Garret (die Schwester von David!), dass sie auch an der Geige eine gute Figur abgibt. Sie spielte aber auch den alternden, mobilitätseingeschränkten und leicht dementen Popstar Cher oder eine indische Priesterin, zu der die drei Männer mit ihren Lebenskrisen gereist waren.

Bei Stings "Moon Over Bourbon Street" legte Hanf allein mit seiner Stimme Bass und Rhythmus unter Varels Leadgesang, während Jan Melzer am Sopransaxophon auf virtuose Weise Branford Marsalis huldigt und die drei einen hervorragenden Gesamtsound schafften.

 

Im jazzig-klassischen Stil der Swingle-Singers wurde der Titel „All My Little Ducklings“ gesungen, bis man merkte, das es sich um das Lied „Alle meine Entchen“ handelte.

LaLeLu versuchte es auch mit Kuschelkurs und Geige

Die Parodien von Tobias Hanf sind seit zwanzig Jahren ein besonderer Bestandteil der Shows und auch an diesem Abend ein Höhepunkt. Ob er Jogi Löw, Peter Maffay, Franz Beckenbauer, Boris Becker oder die Politikerriege mit Gysi, Merkel, Seehofer und Trittin parodierte– das Publikum bog sich vor Lachen. Er besitzt mit seinem sonoren Bass auch ideale Voraussetzungen für eine Heino-Persiflage. Dabei sang er über „deutsche Frauen und deutsche Butter“, als er allerdings auch die „deutsche Frauenquote“ lobte, sang der Background flüsternd „von der Leyen“.

Langeweile am Bahnhof? Nicht mit "LaLeLu", wenn sie eine Trommelperformance auf ihren Reisekoffern anstimmen. Stomp ließ grüßen. Gegen Ende des Programms begeisterte Melzer als übergewichtiger Herbert Grönemeyer (Typ Hefekuchen: Früher war er schlank, jetzt geht er auf) mit einem bravourösen Medley umgedichteter Grönemeyer-Hits. Die Zugabe "ADHS" (Original: "YMCA" von Village People) brachte die Stimmung noch einmal auf den Siedepunkt.

LaLeLu stellte an diesem Abend überzeugend unter Beweis, dass ihnen immer wieder tolle Programme gelingen, die nicht nur höchst unterhaltsam sind, sondern auch ein hohes künstlerisches Niveau bieten. Sie sind ein Garant für kurzweiliges, kreatives und intelligentes Kabarett, gepaart mit musikalisch hörenswertem A-cappella-Gesang. Am 24.04.15 ist die Gruppe in Bremen-Vegesack mit ihrem zeitgleich laufenden Programm „Pech im Unglück“. „Vegesack- den Namen gibt es tatsächlich?“ witzelte die Truppe.