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Freefall – Die Wahrheit ist dein Tod

von Jessica Barry

Der Debütroman von Jessica Barry ist dem Genre Thriller zugeordnet, aber Freunde der blutgetränkten Thrillerseiten werden hier eher enttäuscht sein, diese Schilderungen betreffen nur wenige Seiten, einige wenige Kapitel schildern Nahkampfszenen und Schußverletzungen. Es ist ein Psychothriller, es wird mit mentaler Unterdrückung und psychischer Gewalt gekämpft.

Bei beiden Protagonistinnen, der 30-jährigen Allison und ihrer Mutter Maggie, ist die Wahrheit die im Laufe der Erzählung immer klarer wird, ein tödliches Gift. Der Plot beginnt mit einem Flugzeugabsturz einer kleinen privaten Maschine inmitten der Gipfel der grandiosen aber gnadenlosen Natur der Rocky Mountains.

Den Absturz überlebt nur Ally, der Pilot ist auf der Stelle tot. Die junge Frau wirkt sehr überlegt und berechnend, hat sie doch mit ihrem verstorbenen Vater viel Zeit in der Natur verbracht, er hat ihr etliche Kenntnisse vermittelt, um einige Tage zu überleben. Sie nimmt nur mit, was sie unbedingt benötigt. Schmerzlich vermisst sie allerdings eine Kette mit Medaillon. Sie ist das letzte Erinnerungsstück an den geliebten Vater, das Schmuckstück ist ihr beim Absturz abhanden gekommen. Ally macht sich sofort an den tagelangen, kräftezehrenden Abstieg aus der Bergwelt. Sie kann nicht an der Absturzstelle verweilen, sie weiß, dass ihr gnadenlose Verfolger auf der Spur sind. Sie hat nur ein Ziel, sie möchte noch einmal ihre Mutter sehen, über 3.000 km liegen vor ihr.

Vor 2 Jahren hat sie den Kontakt zu ihrer Mutter komplett abgebrochen und ist untergetaucht, dies bereut sie inzwischen. Ihre Mutter Maggie hat sich nach dem Tod ihres Mannes und dem Verschwinden ihrer Tochter inzwischen einigermaßen arrangiert. Sie lebt weiterhin in einer amerikanischen Kleinstadt, sie hat einige gute Freunde, die immer zu ihr halten, doch sie hat verschwiegen, dass sie keinen Kontakt mehr zu Ally hat. Warum wissen nur die beiden Frauen.

Maggie bekommt die Nachricht vom Flugzeugabsturz und den Tod ihrer über alles geliebten Tochter. Einziges Fundstück ist das Medaillon, welches ihr übergeben wird. Doch Maggie fühlt, dass ihre Tochter noch lebt. Es gibt keine Leiche, also ist es doch nicht real, dass ihre Tochter tot sein soll. Alle gut meinenden Ratschläge ihrer Freunde schmettert sie ab. Da die Polizei von ihr aktuelle Fotos der Tochter haben möchte, fängt Maggie an, im Internet und am letzten bekannten Wohnort von Ally zu recherchieren.

Aber die Bilder und Tatsachen lassen sie eine ihr völlig andere Ally sehen. Durch die Recherchen und Reisen kommt auch Maggie der Wahrheit immer näher. Diese unglaubliche Wahrheit bringt nun auch Maggie in tödliche Gefahr, der Sheriff und die Polizei mag ihr nicht glauben, bis sich die blutigen Ereignisse häufen.

 
Gesamtbewertung:

Erscheinungstermin: 27.12.2019
Genre: Thriller
Einband: Flexibler Einband
Seitenzahl: 432 Seiten
ISBN: 9-783-423-26239-2

Autorin: Jessica Barry wuchs in einer Kleinstadt in Massachusetts auf. Sie studierte an der Boston University und am University College London Englisch und Kunstgeschichte. Heute ist sie in der Verlagsbranche tätig.

Verlag: dtv Verlagsgesellschaft

FAZIT: Jessica Barry wechselt die Kapitel ab zwischen dem Erzählstrang um Allison, um sich im nächsten Kapitel wieder Maggie zuzuwenden. Beide Frauen berichten in der Ich-Form, dabei ist es bei Allison etwas schwerer ihren teils diffusen Rückblicken zu folgen.

Kriminalistisch sehr hochwertig legt Jessica Barry verschiedene Szenarien an, der Leser wird eigentlich bis kurz vor dem Romanende im Unklaren gelassen, wer denn das eiskalte Psychomonster ist. Sicherlich ein Pageturner, den man locker an einem Wochenende oder auf einer Zugreise durchlesen kann, aber bitte das Aussteigen nicht vergessen.