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Arzt der Hoffnung

von Ralf Günther

Inhalt/ Klappentext: Ein packender historischer Roman, inspiriert von der wahren Geschichte des berühmten Mediziners Robert Kochs. Hamburg, im August 1892: Verdächtige Krankheitsfälle häufen sich in den Siechenhäusern. Der Erste Bürgermeister vermutet die Cholera – und schweigt. Also schickt die Reichsregierung den kompetentesten Seuchenfachmann nach Hamburg, den sie aufzubieten hat: Robert Koch.

Natürlich ist der berühmte Arzt nicht willkommen. Als er die Erreger im Hamburger Trinkwasser nachweist, beginnt für ihn ein Kampf an mehreren Fronten.Da erreicht mit einem der letzten Dampfschiffe von Sylt Hedwig, Kochs Geliebte, die abgeriegelte Hansestadt. Er ist zornig und glücklich zugleich. Denn sie darf nicht offiziell bei ihm sein. Als ein junger Assistenzarzt auf Hedwig aufmerksam wird und Koch die Eifersucht befällt, muss er kühlen Kopf bewahren. Robert Koch: In der Liebe zu Hedwig riskiert er seinen Ruf. Im Kampf gegen die Cholera sein Leben!

Rezension: Aktuell gehen wir weltweit in das dritte Jahr der Coronapandemie mit all ihren Einschränkungen und noch lange nicht allen noch zu erforschenden Daten und wirksamen Medikamenten und Impfstoffen. So ist das meisterhaft recherchierte Werk von Ralf Günther ein Abbild der damaligen Zeit um 1892 in Hamburg, nur der Name der damaligen todbringenden Seuche war ein anderer, die Cholera. Damals war, durch die menschenunwürdigen hygienischen Verhältnisse in den engen Mietwohnungen ohne fließendes Wasser oder ein WC, die ärmeren Bevölkerungsschichten wesentlich stärker betroffen.

Anfangs verschleiert der Hamburger Senat, allen voran der erste Bürgermeister der Hansestadt, noch die Existenz der Seuche, schließlich ist Hamburg ein bedeutender Hafenumschlagplatz, auch die großen Auswandererschiffe starten hier mit vielen hoffnungsfrohen Auswanderern, Hoffnung auf eine neue Existenz.

Wenn auch nur ein Cholera Infizierter in den engen 3. Klasse Zwischendecks mitreist, ist die Einreise für alle anderen Auswanderer in das gelobte Land, Amerika, gefährdet. Dr. Robert Koch, der berühmte Spezialist, wird auf höchstem Befehl in die Hansestadt entsendet. Er weist in einigen Trinkwasserproben die sehr ansteckende „asiatische“ Variante der Choleraerreger nach. Trinkwasser wird damals noch direkt aus der Elbe gewonnen, nicht selten flutscht ein Aal mit aus der Wasserleitung. Kochs Lebensgefährtin Hedwig reist ihm nach, obwohl er sie inständig gebeten hat, sich von Hamburg fernzuhalten. Sie bringt ihn und sich auch gesellschaftlich in Verruf, da Koch zwar schon geschieden ist, aber noch nicht mit Hedwig verheiratet. So ist sie in den Augen der vornehmen Hamburger Gesellschaft eine leichte Lebedame.

Doch Hedwig erkämpft sich den Respekt der Krankenschwestern und Ärzteschaft im Hamburger Krankenhaus Eppendorf, indem sie sich zur Hilfsschwester ausbilden lässt. Da sie Kunst studiert hat, fertigt sie in ihrer Freizeit Skizzen der schwer erkrankten und schnell dahin siechenden Patienten an. Immer wieder zeichnet sie Patienten mit der, auch in der medizinischen Literatur erwähnten „Todesmaske der Cholera“. Dutzende von Leichenträgern werden neu eingestellt, als es auch Politiker und die bessere Gesellschaft von Hamburg immer mehr Opfer zu beklagen haben, bekommen Robert Koch und sein Team endlich genügend finanzielle und rechtmäßige Amtshilfe, um die Seuche erfolgreich einzudämmen.

 
Gesamtbewertung:

Erscheinungstermin: 19.10.2021
Genre: Medizin-Historischer Roman

Einband: Flexibler Einband
Seitenzahl: 320 Seiten
ISBN: 978-3-499-00560-2

Autor: Ralf Günther wurde 1967 in Köln geboren. Als Buch- und Drehbuchautor entwickelte er Kinderserien fürs Fernsehen und schrieb historische Romane. «Der Leibarzt», sein Debüt, wurde ein Bestseller. Es folgten unter anderem «Das Weihnachts-marktwunder» sowie «Als Bach nach Dresden kam». Ralf Günther lebt in der Nähe von Dresden.

Verlag: Rowohlt Verlag

Fazit: Ein medizinischer Pageturner der besonderen Art, erste Recherchen des Autors fanden Herbst 2019 statt. "Gerade erreichten uns hier Meldungen aus China über einen unbekanntes Virustyp, aber Asien ist so weit entfernt von Europa." Dies beschreibt Ralf Günter recht anschaulich in seinem Nachwort. Sehr informativ auch die Schilderungen der damaligen Lebensumstände in Hamburg, auch heute sind noch von Stadtteil zu Stadtteil die wirtschaftlichen und sozialpolitischen Unterschiede zu erkennen. Auch die Idee des Autors, die persönliche Korrespondenz zwischen Robert Koch und Hedwig in den Roman mit einzubinden, ist eine zwischenmenschliche Nuance mehr in dem medizin-historischen Roman