Kartoffelbrei mit Stäbchen
von
Thomas Derksen
Inhalt/ Klappentext:
Chinesen auf Europatrip – ein Phänomen, das Thomas Derksen bisher nur aus sicherer Entfernung kannte: Busladungen von Touristen, die mit ihren Selfie-Sticks wie aus dem Nichts vor Sehenswürdigkeiten auftauchen und anschließend fröhlich schnatternd in Einkaufsmeilen und All-you-can-eat-Restaurants einfallen.
Aber jetzt, wo der Rheinländer seiner Liping das Ja-Wort gegeben hat, wollen die chinesischen Schwiegereltern zusammen mit dem jungen Paar einen Kurztrip durch halb Europa machen: 5 Länder in 7 Tagen – ein perfektes Angebot.
Ungemein liebenswert und unterhaltsam berichtet Derksen, wie er sich durch Mode-Outlets und Designerläden quält, seine chinesische Sippschaft mit Rindsrouladen und anderen kulinarischen Eigenarten traktiert und überhaupt so mancherlei Aha-Erlebnisse hat, wenn sich die eigene Heimat, durch die chinesische Brille betrachtet, plötzlich so wahnsinnig fremd anfühlt. Und die Frage auftaucht: Kann man solche Flitterwochen überstehen und trotzdem ein Liebespaar bleiben? – Da hilft nur eins: ganz viel Humor. Zum Glück ist Derksens zweiter Name »Afu«, der glückliche Thomas…
Rezension: Den Honeymoon mit den Schwiegereltern zu verbringen, ist wirklich nicht die Idealvoraussetzung für eine lange und glückliche Ehe. Nicht so, wenn man den „Tiger Schwiegervater“ hat, so wie Thomas Derksen. Seine Schwiegereltern sind Chinesen, und ein Chinese lässt sich eine Europareise, 7 Hauptstädte in 5 Tagen nicht entgehen, so lernen wir aus diesem heiteren Reiseführer und Brücken bauenden Ratgeberbuch für Chinesisch Deutsche Verständigung. Das Lied „Über sieben Brücken musst du gehen“ spielt im Buch auch eine wichtige Rolle.
Derksen, auch Afu genannt, muss immer wieder vermitteln zwischen seiner chinesischen und seiner deutschen Familie, letztendlich sind am Ende der Europatour aber alle versöhnt, sie essen Kartoffelbrei mit Stäbchen und chinesische Bratnudeln mit Messer und Gabel.
Der Leser erfährt viel über das Leben in Shanghai, dem neuen Wohnort von Thomas Derksen. Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern sehr warmherzig und mit viel Hintergrundwissen. Allerdings scheint auch der Autor anfangs sehr überfordert mit den Eigenarten seines Schwiegervaters und der chinesischen Chorreisegruppe, auf die der kleine Familienverband immer wieder trifft, in jeder der sieben europäischen Hauptstädte. Nur in Derksens Heimatort Marienheide sind sie sicher vor den Trällerlerchen.
FAZIT: Unterhaltsame Lektüre, manches Mal doch etwas stereotyp, flüssig zu lesen. Und es stellt sich der eine oder andere Lerneffekt ein, Hunde werden wirklich nur in einer bestimmten chinesischen Provinz verspeist – und wenn ich jemals nach China reise, werde ich immer eine Rolle Toilettenpapier im Rucksack mitführen.
Deutsche und Chinesen werden mit einem leichten Augenzwinkern beschrieben, aber auch die Anstrengungen in China z.B. eine Wohnung zu kaufen, oder einen Betrieb aufzubauen, waren mir bis dato nicht so bekannt. Auch vor einigen Fettnäpfchen wird der zukünftige Chinatourist hier bewahrt, auch gewisse Speisen sollte man seinen chinesischen Gästen nicht servieren, es sei denn, man möchte sie in die Flucht schlagen.
Auf den Buchumschlagseiten gibt es einen kleinen Sprachkurs für Anfänger, besonders für Flitterwöchner. Ein Familienfoto der Familie Derksen/Zhu abgebildet im unvermeidlichen Accessoire einer chinesischen Reisegruppe, dem Selfiestick, sowie ein sehr persönliches Vorwort, gewidmet den Eltern und Schwiegereltern, runden den Familienroman perfekt ab. Also absolut lesenswert. Zu empfehlen sind ist auch der Vorgängerband „Und täglich grüßt der Tigervater“. Die deutsche „Langnase“ will dem Tigervater das einzige Kind entreißen.
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