Das Leuchten jenes Sommers
von Nikola Scott
In diesem Pageturner werden die Schicksale zweier starker Frauen, welche in verschiedenen Jahrzehnten leben, verwoben. Beide Frauen vereint jedoch die Selbstaufgabe ihrer eigenen Bedürfnisse, bedingungslose Liebe zu Geschwistern und Partnern.
Der erste Handlungsstrang spielt auf Summerhill, einem an einer Klippe gelegenen Anwesen im Jahr 1939. England befindet sich bereits im Krieg mit Deutschland. Maddy (Madeline) Hamilton hat das Anwesen seit einem dramatischen Unfall nicht mehr groß verlassen. Maddy hat ein außergewöhnliches Zeichentalent, sie drückt ihre Gefühle und Erlebnisse in der großartigen Natur- und Tierwelt rund um das Anwesen in ihren Bildern aus. Sie wurden nach dem frühen Verlust ihrer Mutter von ihrer Schwester Georgina groß gezogen. Georgina hat sich eine Auszeit in Europa genommen, viele Briefe erreichen Maddy aus Europa.
Nun kehrt Giggi, wie sich Georgina mittlerweile nennt, aus dem unsicheren Europa nach England zurück. Mit ihr reisen die neuen Freunde an, welche sie auf ihrer Reise kennen gelernt hat, auch ihr undurchschaubarer Freund Victor, der die beiden Frauen manipuliert, dies erkennt aber nur Maddy.
Die Freunde verwandeln das Anwesen in eine Partylocation, während im nahegelegenen Ort die Söhne und Ehemänner in die Armee eingezogen werden. Auch hier zeigt das elitäre Partyvolk wenig Einfühlungsvermögen.
Die zweite Protagonistin ist Chloe, eine begnadete Fotografin. Ihre Geschichte beginnt 70 Jahre später. Chloe betreut ihren jüngeren Bruder, der an einer unheilbaren Erbkrankheit leidet, bis zur Selbstaufgabe. Verheiratet ist Chloe mit Aiden, einem Chirurgen, der pedantisch und narzisstisch veranlagt ist. Außerdem ist er extrem eifersüchtig, auch auf Chloe´s Bruder Danny. So gibt Chloe die Fotografie auf, sie ist nur noch Hausfrau. Auch die Besuche bei Danny muss sie einschränken.
Chloe wird schwanger, sie verheimlicht die Schwangerschaft vor Aiden, aus Angst, dass ihr Ehemann das Kind ganz für sich einnimmt, aber auch die Furcht, dass das Kind nicht perfekt ist und die unheilbare Krankheit ihres Bruders geerbt hat.
Die Autorin Nicola Scott verknüpft die Schicksale der beiden Frauen durch einen Fotoreportagenauftrag, den Chloe auf Wunsch einer Verlagsgesellschaft ausführen soll. Aus Maddy Hamilton ist eine sehr bekannte Buchillustratorin geworden, die Geschichten um einen kleinen Fuchs waren Trost für Chloe und Danny in ihrer Kindheit. Chloe besitzt dieses Bilderbuch noch, doch Aiden hat ihre persönlichen Sachen, einschließlich ihrer hochwertigen Fotokamera auf dem Dachboden versteckt. Denn nichts „Fremdes von Außen“ soll die Beziehung des Ehepaares stören.
Die beiden Frauen lernen sich kennen, es ist ein holpriges und widerspenstiges Kennenlernen. Doch beide Frauen bilden recht schnell eine Schicksalsgemeinschaft. Beide lieben bis zur Selbstaufgabe ihre Familie, wobei Chloe härter kämpfen muss, um aus ihrem Gefängnis auszubrechen. Mit Unterstützung ihres Auftraggebers aus dem Verlag und Madeleine Hamilton kommt es zur entscheidenden Wendung im Leben der jungen Frau. Madeleine Hamilton kann durch Chloe wieder ein selbstbestimmtes Leben ohne lieblose Pflegeschwestern führen, Chloe und das ungeborene Kind durchbrechen ihren Panzer der Einsamkeit und des daraus entstandenen Sarkasmus.
Das Leuchten jenes Sommers ist ein psychologischer Spannungsroman mit zwei ineinander verflochtenen Handlungssträngen. Letztendlich gehen zwei starke Frauen daraus hervor, der Leserin wird klar, zur Liebe gehört nicht die Selbstaufgabe. Hier ein Zitat aus dem Roman: „Mit dem Krieg ist es wie mit der Liebe. Er findet immer einen Weg. Wir vergessen ihn, aber eh wir es uns versehen, ist er wieder da.“ (S. 7) |
