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Das jetzt wirklich allerletzte Ostrockbuch

von Christian Hentschel

Inhalt/ Klappentext: Ostrock rockt. Auch mehr als dreißig Jahre nach dem Mauerfall begeistern viele Bands aus der DDR die Menschen. Dabei gilt nicht bloß für Die Prinzen, Keimzeit oder Knorkator, dass sie eine Geschichte nach 1990 haben. Auch Urgesteine wie die Puhdys, Karat oder Pankow sind mittlerweile länger im vereinten Deutschland aktiv als zuvor in der DDR. Christian Hentschel interviewt für den reich bebilderten Band die bekanntesten ostdeutschen Musiker. Was ist ihr Erfolgsrezept? Wie sehen sie sich heute? Was hat sich für sie seit 1990 verändert? Wann gibt es die nächste Platte? Wer sind die Kinder von City, Silly und Co.? Und kann man heute überhaupt noch von Ostrock sprechen?

Rezension: Auf »Das vermutlich allerletzte Ostrockbuch« (2020) folgt »Das jetzt wirklich allerletzte Ostrockbuch«. Über 30 Jahre nach dem Mauerfall sind einige Ostrockbands zwar schon in Rente gegangen, etliche spielen immer noch, wie zum Beispiel City, die dieses Jahr ihre Abschiedstournee durchführen und sien füllen immer noch die Säle und Konzerthallen. Das hat auch einen guten Grund: Die Musiker sind/waren oft handwerklich deutlich besser, als es der Westen jemals imstande war, haben doch viele Künstler ihr Werk von der Pieke auf gelernt. Leider rückt Können in unserem heutigen digitalisierten Zeitalter immer mehr in den Hintergrund.

Der Autor Christian Hentschel sprach mit den bekanntesten ostdeutschen Musikern und lässt sie in diesem Buch zu Wort kommen. Mit dabei sind: Jürgen Ehle (Pankow), Dirk Michaelis, Toni Krahl und Fritz Puppel (City), Holger Biege, Michael Nass (Gundermann, Seilschaft, BAP), Dirk Zöllner, Bodo Kommnick (Lift, Blackbird), Lexa Thomas (Kerschowski, Rumpelstil, Thomas Rühmann & Band), Dan Lucas, Mike Schafmeier (Silly, MTS), Andreas Bicking (Stern Meißen, Veronika Fischer & Band), Tino Eisbrenner, Joe & Wolf-Rüdiger Raschke (Karussell) und Jäcki Reznicek (Silly).

Fazit: Das Buch gibt einen interessanten Einblick in die ostdeutsche Musikszene. In diesem reich bebilderten Interviewband erzählen die Ostrocker ihre Geschichten, stellen in amüsanten Anekdoten Hintergründe dar und geben Einblick in ihr Privatleben. Der Interviewstil von Hentschel wird hier sehr gekonnt verwendet, nicht zu professionell, aber auch nicht zu locker oder anbiedernd. Trotz seines enormen Musikwissens stellt er sich als Interviewer nicht in den Vordergrund, sondern lässt den einzelnen Künstlern viel Raum über ihre Vergangenheit und das Jetzt zu sprechen. Es kommen sowohl DDR- als auch Nachwende-Geschichten zu Tage.

Auch welche Karrieren die Musiker so im Lauf ihres Lebens genommen haben. Ein wirklich informatives und kurzweiliges Buch. Man lernt die einzelnen Künstler auch von einer anderen Seite kennen. Diese Sammlung von Interviews ist ein wahres Muss für Ostalgiker die sich noch einmal auf musikalische Zeitreise begeben wollen, aber auch informativ für Wessis, die sich für zeitlose und handgemachte Musik interessieren. Ob dies wirklich Hentschels letzter Streich in Sachen Ostrock ist?

 
Gesamtbewertung:

Erscheinungstermin: 14.12.2021
Genre: Interviewband
Einband: Gebundene Ausgabe
Seitenzahl: 320 Seiten
ISBN: 978-3-426-27804-8

Autor: Christian Hentschel, 1967 in Ostberlin geboren, wuchs mit der Rock- und Popmusik des Ostens auf. Schon im Alter von zehn Jahren besuchte er Konzerte, gründete vier Jahre später den ersten Silly-Fanclub und wurde schließlich Musikjournalist. Seit fast 30 Jahren arbeitet er als Redakteur für Zeitschriften und schrieb 14 Musiksachbücher sowie die Biografien von City, Keimzeit und den Puhdys.

   

Verlag: Verlag Neues Leben