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Eine fast perfekte Welt

von Milena Agus

Inhalt: Als Ester noch in Genua lebte, sehnte sie sich nach Sardinien zurück. Nach der wilden, steinigen Landschaft und dem ursprünglichen Leben im Dorf. Nun ist sie zurück in ihrer Heimat, doch die Sehnsucht ist geblieben. Ihrer Tochter Felicita soll es da besser ergehen – und tatsächlich findet sie ihr Glück. Im bunten Hafenviertel von Cagliari fertigt sie Schmuck aus Weggeworfenen und zieht ihren Sohn Gregorio groß – dem das Leben seiner Mutter bald zu eng wird. Poetisch und berührend erzählt Milena Agus von drei Generationen einer sardischen Familie und davon, dass wir alle Voraussetzungen für ein erfülltes Leben in uns tagen.

Rezension: Milena Agus erzählt in teils sehr poetischen Sätzen aus dem Leben von Ester, ihrer Tochter Felicita und deren Sohn Gregorio. Ester ist in einer unglücklichen Beziehung mit Raffaele, sie ist immer auf der Suche nach dem Glück, immer ein wenig verzweifelt und hat viele depressive Phasen. Ganz anders Tochter Felicita, für die erhofft sich Mutter Ester eine gute Partie. Denn Felicita bandelt mit Pietro Maria Sisternes an, dem Sohn einer reichen Familie auf Sardinien. Doch die Beziehung der beiden jungen Menschen zerbricht kurz vor dem Hochzeitstermin, dabei hat Ester alles munitiös und mit großem Pomp geplant, als ginge es um ihre eigene Hochzeit. Auch der Aufstieg in die bessere Gesellschaft ist wie eine Seifenblase zerplatzt.

Zu allem Überfluss ist Felicita nun auch noch schwanger und ledig. Sie sucht sich eine Wohnung in Cagliari, dort erfährt sie viel Unterstützung durch ihre Vermieterin Marianne. Doch Ester ist genügsam, keineswegs wie Ester, die nach wie vor den verlorenen Chancen und dem, ihrer Meinung nach verpassten Glück, in ihrem Leben nachtrauert.

Felicita kreiert wunderschönen Schmuck aus achtlos weggeworfenen Dingen und Fundstücken. Sie ist bald bekannt im bunten Hafenviertel des sardischen Städtchens. So kann sie ihren introvertierten und begabten Sohn Gregorio unterstützen, er bekommt Klavierunterricht. Sein größter Wunsch, ein berühmter Konzertpianist zu werden, wird allseits belächelt. Felicita muss oftmals in die Schule, um mit der uneinsichtigen Lehrerin ihres Sohnes zu sprechen. Felicita glaubt fest an ihren Sohn und sein Lebensglück. Das Streben nach dem Glück und die Erfüllung der Träume ihres Sohnes erfüllt ihr Leben.

Gregorio entdeckt seine Liebe zur Jazzmusik. Er geht nach Amerika, um dort seine Begabung und Passion zur Jazzmusik ausleben zu können. In New York lässt er sich als Pianist nieder, in der Stadt der Einwanderer und der vielfältigen Musikszene. Und es wiederholt sich zum dritten Mal in der Familie, das Streben nach Glück und Zufriedenheit.

 
Gesamtbewertung:

Erscheinungstermin: 24.01.2020
Genre: Familiensaga | Historischer Generationenroman
Einband: Gebundene Ausgabe
Seitenzahl: 208 Seiten
ISBN: 978-3-423-28211-6

Autorin: Milena Agus wurde als Kind sardischer Eltern in Genua geboren. Heute lebt sie in Cagliari auf Sardinien. Ihr Weltbestseller „Die Frau im Mond“ (2007) wurde 2016 mit Marion Cotillard verfilmt.

FAZIT: Die Erzählung ist ein wenig sprunghaft, sicherlich teilweise sehr poetisch „Schließlich war das Leben der Menschen nichts anderes als die Suche nach dem Glück, die sich für gewöhnlich als strapaziöse Reise entpuppte..." (Seite 111)

Doch wünscht man sich ein wenig mehr Zeit für die einzelnen Charaktere, keine der drei Lebensgeschichten wird wirklich zu Ende erzählt, dafür ist das Buch auch zu kurz geraten. Sicherlich trägt auch der lokale Bezug der Autorin zu Sardinien zu einer schönen Bildsprache gerade in den Kapiteln von Genua und Cagliari bei, denn so stellt man sich die alten Hafenstädte in Italien vor. Dennoch ist diese Erzählung kein fesselnder Pageturner für mich, die Generationskonflikte und zwischenmenschlichen Probleme werden nicht aufgearbeitet. Sie lassen den Leser etwas unzufrieden zurück.

 

Verlag: dtv Verlag