Die Spur des Schweigens
von Amelie Fried
Inhalt:
Journalistin Julia schlägt sich mühsam als freie Schreiberin durch und träumt von der großen, investigativen Story. Sie erhält einen Hinweis auf mögliche sexuelle Übergriffe in einem renommierten Forschungsinstitut. Der #MeToo-Debatte überdrüssig, geht sie dem Verdacht zunächst nur halbherzig nach. Als sich aber die erste Betroffene bei ihr meldet und Julia den attraktiven Hauptverdächtigen kennenlernt, ist ihr Reporterinnen-Instinkt geweckt.
Am Institut stößt sie auf ein gefährliches Gemisch aus Machtmissbrauch, Schweigen und Vertuschung – und auf eine schockierende Verbindung zu ihrem Bruder Robert, der zwölf Jahre zuvor spurlos verschwunden ist. Plötzlich muss Julia sich unangenehme Fragen stellen: Was hat Robert mit dem Selbstmord einer chinesischen Doktorandin zu tun? Warum wurde seine Leiche nie gefunden? Hat sie all die Jahre etwas übersehen?
Rezension:
Die Protagonistin Julia nimmt wie so viele Freiberufler viele kleine Berichterstattungen an, doch insgeheim wartet auch sie auf die Story ihres Lebens. Ihr Chefredakteur gibt ihr einen Hinweis, dem sie widerwillig folgt, eigentlich steht sie der „#MeToo-Debatte“ nicht sehr nahe. Insgeheim denkt sie wie viele Frauen im Berufsleben, dass ein bischen Frotzeln dazugehört. Zu lange hat man sich daran gewöhnt, besonders im künstlerischen Metier und dem medialen Business ist es immer noch an der Tagesordnung hinter den verschlossenen Türen der Firmenhierachien.
Doch als der Chefredakteur den Namen des Forschungsinstituts nennt, ist Julia wie elektrisiert. Ist es doch das Institut, in dem ihr Bruder Robert angestellt war, bis zu seinem rätselhaften Verschwinden. Julia läuft im Anfangsstadium ihrer Recherche gegen verschlossene Türen, zu groß ist die Angst der jungen Doktorandinnen, ihren Job und ihre bisherigen Forschungsarbeiten zu verlieren.
Auch das altbekannte Schema, „die ist doch selber Schuld“, sowie die Scham vor den Eltern und den Bekannten lässt die Ermittlungen ins Stocken geraten. Die beschuldigten Vorgesetzten sind natürlich gesellschaftlich hoch anerkannt, in ihrem Fachbereich Chorephäen, wer würde diese Männer verdächtigen und verurteilen wollen.
Mitten in Julias nervenaufreibende Ermittlungen und Interviews mit zwei betroffenen Zeuginnen platzt ein Anruf. Ihre Mutter verhält sich äußerst seltsam, sie muss in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Julia macht sich Sorgen, seit dem Verschwinden von Robert hat sich ihre Mutter zunehmend verändert.
Auch für Julia wird die emotionale Spannung immer unerträglicher, eine chinesische Doktorandin des Forschungsinstituts hat in derselben Woche Selbstmord begangen, in der auch ihr Bruder in Norwegen spurlos verschwunden ist. Die Leiche ihres Bruders ist niemals gefunden worden.
Es tauchen Videos und Tagebücher auf, die Ermittlungen werden für Julia sehr persönlich, doch ihre beiden Freundinnen sowie ein befreundeter Journalist und Moderator halten zu ihr. Immer mehr wird für die Journalisten klar, dass auch sie ihre Vergangenheit aufarbeiten muss, sie gibt sich eine Mitschuld am Verschwinden Roberts, aber sie hat auch Angst vor der Wahrheit, wenn sie ihn finden sollte, denn sie weiß nicht, ob Roberts Wahrheit auch die ihre ist. |