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Ich bin der Sturm

von Michaela Kastel

Klappentext: Cineastisch, Düster, Soghaft. Madonna ist ein Geist, eine Namenlose, ihre Zelle trägt die Nummer 13. Ohne jede Hoffnung muss sie Nacht für Nacht Unvorstellbares über sich ergehen lassen. Doch Madonna ist zäh. Und geduldig. Denn sie weiß, sie muss zurück zu den Anfängen ihres Martyriums, um es zu beenden. Als ihr endlich die Flucht gelingt, begibt sie sich auf eine gnadenlose Odyssee, immer nur ein Ziel vor Augen: Rache. Doch überall lauert Gefahr, und auch ihre Peiniger sind ihr bereits auf den Fersen, und irgendwann muss sie sich die Frage stellen: Soll sie weiter fliehen oder sich ihren Dämonen stellen?

Rezension: Die Ereignisse um die jugendliche Madonna schildert die Autorin Michaela Kastel in einer düsteren, sphärischen Sprache, man fühlt sich hinab katapultiert in Orpheus Unterwelt. Die Schilderung der Qualen der jungen Mädchen in ihren Kerkern lässt die LeserInnen sich noch ein Stück weit in eine dunkle Beobachterecke zurückweichen, zu gerne möchte man unentdeckt von Teufelswesen mit den Hörner sein. Lange bleibt man im Zweifel, sind die Schilderungen und Gedanken Madonnas real, oder ist sie im Drogenrausch, schon längst nicht mehr auf dieser Welt.

Ist es Fantasy oder sind es die tatsächlich exsistenten Clubs im Darkroom-Bereich. Madonna setzt an zu einem Rachefeldzug ohne gleichen, als sich ihr die Chance bietet, ansonsten hat sie nur die Option zu sterben. Sie trifft auf Star und seine Schwester, kann sie diesem jungen Geschwisterpaar trauen? Die drei Jugendlichen sind eine Schicksalsgemeinschaft, früh wurden sie manipuliert, missbraucht, misshandelt und unter Drogen gesetzt. Die drei starten einen gnadenlosen Rachefeldzug, dem Fegefeuer gleich hinterlassen sie Verwüstung und Tod.

Immer dicht auf den Fersen sind ihnen die gehörnten Teufel, eine Gruppe der „Abgesandten des Teufels“. Auch hier finden sich Parallelen zu den unsäglichen Missbrauchsfällen der jüngsten Kriminalgeschichte. Am Ende des Rachefeldzugs erkennt Madonna ihre wahre Herkunft, das Schicksal ihrer geliebten Mutter, sowie die Drahtzieher ihrer eigenen Pein. Hier wird die Autorin wieder sehr kryptisch im Schlussbild um Madonna, fast fantasygleich.

FAZIT: Erwartet habe ich, auch aufgrund des wunderschönen Buchumschlags mit großen, schwarzen Rabenschwingen, eine Story à la Stieg Larsson und der Rachegöttin Lisbeth Salander. Nordisch düster eben. Etwas Ruhe und Annäherung an die Protagonistin kommt erst zur Mitte des Buches auf mich als Leserin zu. Die Autorin erwähnt auch, dass sie das Buch in 12 Tagen geschrieben hat.

Vielleicht hätte ein wenig mehr Zeit die Geschichte noch fassbarer und klarer wirken lassen, dass wäre auch den Lebensberichten der durchaus starken Charaktere zu Gute gekommen. Aber vielleicht hat Michaela Kastel auch das Grauen und die detaillierten Schilderungen der Gewalt- und Folterszenen schnell hinter sich lassen wollen.

Für zartbesaitete LeserInnen ist das Buch nicht empfehlenswert. Sicherlich ist es aber wieder eine Empfehlung für ein Fernsehspiel mit der Alterszulassung ab 18 Jahren.

 
Gesamtbewertung:

Erscheinungstermin: 24.09.2020
Genre: Thriller-Suspense
Einband: Gebundenes Buch
Seitenzahl: 272 Seiten
ISBN: 978-3 740-80914-0

Autorin: Michaela Kastel wurde 1987 in Wien geboren. Nach ihrem Abschluss an einer katholischen Privatschule studierte sie sich quer durch das Angebot der Universität, danach stieg sie in die Buchbranche ein. Nach einigen Jahren bei einem großen Buchhandelskonzern wechselte sie in eine kleine, private Buchhandlung, wo sie seither mit Menschen über Literatur philosophiert. Für "So dunkel der Wald" wurde Michaela Kastel mit dem Viktor Crime Award 2018 ausgezeichnet.

   

Verlag: emons Verlag