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Und am Ende werden wir frei sein

von Martha Hall Kelly

Inhalt/ Klappentext: 1939: Die New Yorkerin Caroline Ferriday liebt ihr Leben. Ihre Stelle im Konsulat erfüllt sie, und ihr Herz schlägt seit Kurzem für den französischen Schauspieler Paul. Doch ihr Glück nimmt ein jähes Ende, als sie die Nachricht erreicht, dass Hitlers Armee über Europa hinwegfegt und Paul aus Angst um seine Familie nach Europa reist – mitten in die Gefahr. Auch das Leben der jungen Polin Kasia ändert sich mit einem Schlag, als deutsche Truppen in ihr Dorf einmarschieren und sie in den Widerstandskampf hineingerät.

Doch in der angespannten politischen Lage kann ein falscher Schritt für sie und ihre Familie schreckliche Folgen haben. Währenddessen würde die Düsseldorferin Herta alles tun für ihren sehnlichsten Wunsch, als Ärztin zu praktizieren. Als sie ein Angebot für eine Anstellung erhält, zögert sie deshalb keinen Augenblick. Noch ahnen die drei Frauen nicht, dass sich ihre Wege an einem der dunkelsten Orte der Welt kreuzen werden und sie bald für alles kämpfen müssen, was ihnen lieb und teuer ist …

Rezension: Ein feinfühliger und gleichzeitig ausdrucksstarker Debütroman ist der Autorin hier gelungen. Sehr starke Sequenzen aus dem Lageralltag der polnischen Frauen, ihrer Kinder, Verwandten und Freundinnen seit Kindertagen an. Das Leid, der Schmutz und Hunger, ansteckende Krankheiten und die „Versuchskaninchen“ für unsinnige, brutale medizinische Versuche in den Umerziehungslagern ab 1939 malen ein sehr düsteres Bild, doch die Wahrheit war um ein dutzendfaches schlimmer.

Martha Hall Kelly hat sich an einer wahren Heldin und Streiterin um die Gerechtigkeit und Wiedergutmachung, Caroline Ferriday, orientiert. Sie belegt diese durch Fotos und Texten zu Ferriday. Selbst plastischen Wiederherstellungs-Operationen und psychologische Therapiesitzungen für die „Kaninchen-Mädchengruppen“ aus Polen wurden durch Spendengelder und freiwillige Sachspenden durch Caroline und ihre Mutter organisiert.

Verwoben sind die Geschichten um die drei jungen Frauen Caroline, der jungen Polin Kasia und ihrer Schwester Suzanna, sowie der Nazi Ärztin Herta, die als Frau und Ärztin damals nur in einem Lager ihren Beruf ausüben konnte. Doch konnte sie sich anfangs die unwürdige Arbeit und auch das gezielte Töten nicht aushalten, so hat sie sich ziemlich schnell damit arrangiert. Ihre Gefühle und ihr Gewissen komplett ausgeblendet, um der Karriere willen.

Die Wege der Frauen kreuzen sich mehrfach, spannend bleibt bis zum Buchende, wie Schuld und Sühne verteilt werden. Wer kann wem vergeben – vor allen Dingen warum.

FAZIT: Inspiriert von der Geschichte einer realen Heldin, beleuchtet Martha Hall Kelly den Zweiten Weltkrieg aus einer neuen, weiblichen Perspektive.

Absolut empfehlenswert, denn selten wurde dieses historische Drama aus der Sicht von starken Frauencharakteren erzählt. Verliererinnen und erstarkte Charaktere gehen aus diesen Lebensabschnitten hervor.

 
Gesamtbewertung:

Erscheinungstermin: 02.03.2020
Genre: Historischer Roman
Einband: Fester Einband
Seitenzahl: 688 Seiten
ISBN: 9783809027188

Autorin: Nach ihrem Journalismus -Studium war Martha Hall Kelly als Werbetexterin tätig. Ihren Spürsinn für faszinierende Geschichten hat sie in dieser Zeit aber nie verloren Aus den Recherchearbeiten über Caroline Ferridays, einer Amerikanerin, die sich während des 2. Weltkriegs für eine Gruppe polnischer Frauen einsetzte entstand schließlich ihr Debüt »Und am Ende werden wir frei sein«. Der Roman eroberte die internationalen Bestsellerlisten und wurde allein in den USA über eine Million Mal verkauft.

    Verlag: Limes Verlag