Fischer-Z begeistern gleich doppelt in der Hamburger Fabrik

Sascha Beckmann

Hamburg, 13.05.2024 – Die Fabrik in Hamburg-Ottensen ist eine der angesagten Konzertbühnen der Hansestadt. FischerZ, eine der letzten englischen New-Wave-Bands, die noch auf der Bühne zu bewundern sind, beendeten hier ihre Frühjahrstournee, die sie bereits seit April nach München, Köln, Stuttgart, Berlin oder auch Utrecht geführt hat. Die Fabrik war bereits zwei Tage zuvor einmal ausverkauft, für diesen Abend waren noch Restkarten zu haben, sodass die Halle nicht ganz voll war.

© NordeventsFischer-Z

Große Hallen ausverkauft? Restkarten? Es muss etwas dran sein an dieser Band. Mit dem Album „Red Skies Over Paradise“ waren sie 1981 in den Charts, und das ist eine ganze Weile her. Doch seitdem gab es immer neue Impulse, immer etwas zu hören. „Til The Oceans Overflow“ war im letzten Jahr eine höchst aktuelle, deutliche Mahnung. Mit einem musikalischen Triptychon, auf Englisch kurz „Triptych“, widmet sich der Komponist und künstlerische Kopf John Watts jetzt den Aspekten des Lebens an sich. Zum einen der Liebe, zum anderen den zwischenmenschlichen Beziehungen in eher psychologischer Hinsicht sowie drittens den aktuellen weltweiten Konflikten.

Immer noch eine grandiose Band

Aber ist Fischer Z denn auch wirklich – und immer noch – eine Band? Ja, aber durchaus anders als gedacht. Das gesamte künstlerische Schaffen konzipiert John Watts, der durchaus prominente Sänger und Leadgitarrist der Band. Auf einem Konzert von Fischer-Z ist jeder Ton, jedes Arrangement von ihm. Das ist beeindruckend, nicht einmal die Rolling Stones schaffen das. Auch die Gestaltung der Plattencover stammt von John. Die Texte sowieso. Als streitbarer Autor ist er ja Eingeweihten durchaus ebenfalls bekannt.

Ein Solokünstler also? Mitnichten! Zwei Weggefährten der alten Garde stehen 2024 mit auf der Bühne: Dave Purdey am Bass und Ives Mergaerts an den Keyboards. Sin Banovic am Schlagzeug und Marian Menge an der Rhythmusgitarre grooven und swingen sich exakt dort ein, wo die Band mit ihrem in Deutschland bis heute legendär-berühmten Album „Red Skies Over Paradiese“ stand. Sehr umjubelt war speziell dieses Lied, denn es handelt nicht nur vom alten Ost-West-Konflikt, der 1981 höchst drängend war, sondern wurde in der Fabrik mit einer derartigen Kraft auf die Bühnenbretter gezimmert, dass das vor der Bühne wild tanzende Publikum förmlich mitgerissen wurde. Auch im oberen Rang der Fabrik gab es tosenden Applaus.

Eher mit größerer Energie, als die Band je hatte, kommen Fischer-Z im Jahr 2024 rüber. „Cruise Missiles“, ein vor über 40 Jahren brandaktuellen Song, der lange nicht zu hören war und nun, nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine, wieder auf der Setlist steht, wird voller Inbrunst dargeboten. „Batallions Of Strangers“, dazu passend, mit einer drängenden Bass-Drum-Linie, intensiv gesungen. Nach einem ersten Satz von Zugaben wollte das Publikum meist älteren Semesters die Band nicht von der Bühne lassen. Die Stimmung war so, wie sie in den 1980er Jahren, seit „Rockpalast“ und „Pinkpop“, einfach zu sein hatte. Die guten alten Zeiten des rockenden New Wave, es gibt sie noch!

Fazit des Abends: Um die 1000 Fans in einer schweißnassen Fabrik, am Abend 1 sogar mit 1200 Anhängern ausverkauft, können nicht irren. Bombenstimmung zu alten, aber auch neuen Songs dieser Ausnahmeband – Die Party wird sicher weitergehen!

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