Hamburg, 02.07.24 (Sascha Beckmann) – Judas Priest hat nicht nur mit „Invincible Shield“ ein bärenstarkes, zeitloses Stück niegelnagelneues Schwermetall im Gepäck, sondern mit Saxon und Uriah Heep auch langjährige Weggefährten, mit denen Rob Halford und Co. zum großen Metal-Happening geladen haben. Die drei legendären Bands machten gestern auch Halt in der Hamburger Barclays Arena. Das dieser Abend ein besonderer wurde, sollte jedem der 12000 Fans schon im Vorfeld klar gewesen sein.
Judas Priest, Saxon und Uriah Heep: Ein Fest für Fans harter Klänge
Um genau 18:55 Uhr entert die erste Legende die Bühne. Das Album „Chaos & Colour“ schlug letztes Jahr ein wie eine Bombe und präsentierte Uriah Heep in Hochform. Und obwohl seitdem einige Monate ins Land gezogen sind, nehmen Mick Box und seine Mannen den Schwung selbstverständlich mit. Ein toller Sound – prädestiniert für den warmen Klang der Hammond-Orgel – ein glänzend aufgelegter Bernie Shaw am Mikro und ein Publikum, das wie die Band schon früh auf Betriebstemperatur ist. Wie harmonisch sich die 26. Bandplatte an die großen Hits schmiegt, merkt man am eröffnenden ‚Save Me Tonight‘ und dem knackigen ‚Hurricane‚ im weiteren Verlauf, die die Setliste der Briten aufpeppen und für Schwung sorgen.
© Nordevents – Uriah Heep
Hamburg lauscht Bernie gespannt, der gewohnt kraftvoll die Klassiker wie „Grazed By Heaven“ und „Rainbow Demon“ zu inszenieren weiß. Die Band ist scheinbar froh, wieder in Deutschland zu sei. Doch bevor sich Uriah Heep in einen rockenden Rausch spielen kann, läuten „Free’n’Easy“ und „Gypsy“ schon den Schlussspurt eines leider viel zu kurzen Auftritts ein, der mit den Band-Klassikern „Easy Livin“ und „Lady in Black“ seine Höhepunkte findet, bei dem die Hamburger im Chor nochmals lautstark mitsingen. Gänsehaut pur. Auch wenn einiges auf der kurzen Setlist fehlte, Box und Co. haben ihre Spielzeit sehr gut genutzt und der stetig wachsenden Zuschauermenge einen sehr warmherzigen Empfang beschert. So kann es weitergehen.
Klassiker satt
Nach einer Umbaupause von einer guten halben Stunde ist es nun Zeit für „Hell, Fire & Damnation„! Weiß sich die neueste Saxon-Platte zu behaupten? Ist Biff noch immer der musikalische Fels in der Brandung und weiß auch das von Uriah Heep verwöhnte Publikum in den Bann zu ziehen? Na, und ob! Saxon legt unter tosendem Applaus und lauten Sprechchören ab der ersten Sekunde einen Erste-Sahne-Auftritt hin. Auch hier spielt der klare, kraftvolle Sound dem NWoBHM-Flaggschiff vollends in die Karten und spätestens mit „Motorcycle Man“ kommt Bewegung ins Publikum.
© Nordevents – Saxon
Brian Tatler zockt sich souverän durch das Saxon-Set, Biff hat noch immer dieses Markante in seiner Stimme und auch wenn die Herren von der Insel in die Jahre gekommen sind, wissen sie ob ihres energischen Sounds vollends zu punkten. Klassiker wie „Heavy Metal Thunder“ spielen sich mit dem neuesten Appetithappen „Madame Guillotine“ den Ball zu. Bei jedem Ton springt der Funken über, die Mannschaftsleistung ist heute das Salz in der Suppe und es ist eine Freude, Saxon live zu genießen. Ein schöner, aber auch hier sehr kurzweiliger Auftritt, der nahezu keine Wünsche offen lässt.
Ein denkwürdiger Abend
Geht es noch geschichtsträchtiger, noch legendärer als bei den ersten Bands des Abends? Absolut ja! Bühne frei für Judas Priest! Mit welcher Power sich Rob Halford und seinen Männern in Form von „Invincible Shield“ zurückmeldeten, ist hinlänglich bekannt. Nun steht die große Frage im Raum, wie stark sich dieser laute Schlag auch auf den Bühnen bemerkbar macht.
© Nordevents – Judas Priest
Die Euphorie kennt im Innenraum und auch auf den oberen Rängen ab 21:30 Uhr kein Halten mehr. Das Intro sorgt für Gänsepelle, der Vorhang fällt! Der Jubel bricht direkt aus, Halford, Faulkner, Hill, Travis und Sneap entern die Bühne und legen direkt los wie die Feuerwehr. In bester „Painkiller„-Manier zeigt sich die Instrumentalfraktion scharf. Brauchte Halfords Stimme in den vergangenen Jahren stets einige Songs, um warmzuwerden, legt er heute ab seines ersten Tons los wie die Feuerwehr und zeigt sich bei diesem stimmlich doch herausfordernden Song in bester Lage. Von Alterserscheinungen in Hamburg keine Spur. Die Matten fliegen, die Lichter flackern, der Sound drückt klar und kraftvoll und die Euphorie in der Arena kennt absolut kein Halten mehr. Und wie man Priest kennt, geizen die Herren auch heute nicht an Licht- und Lasereffekten. Der Wahnsinn! Und sowieso. Alles, was die Bandgeschichte musikalisch zu bieten hat, wurde abgedeckt. „Breaking The Law„, „Painkiller“ und weitere Perlen – Alles dabei!
Am Ende – Lautstarke Sprechchöre, tosender Applaus, so rundum glückliche Gesichter auf und vor der Bühne. Judas Priest hat die Metal-Familie einmal mehr zusammengetrommelt und ihr gezeigt, dass sie nicht nur dank „Invincible Shield„, sondern auch des heutigen, so vitalen und energischen, so abwechslungsreichen und teils überraschenden, so souveränen und spielfreudigen Auftritts trotz intensiver, 55-jähriger Bandgeschichte noch längst nicht zum alten Eisen gehört. Ein denkwürdiger Abend!
Siehe auch: Uriah Heep beim Ritterhuder Torffest.