Hardrock und fliegendes Bier

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Hamburg - Die “No Fixed Adress” World Tour im letzten Jahr wurde wegen einer Stimmbandoperation von Frontmann Chad Kroeger abgebrochen, dieses Jahr war er bei der European Tour mit seiner markanter Stimme wieder topfit.

Den Support machte an dem Abend in der Barcleycard Arena Hamburg vor gut 7500 Zuschauern die kanadische Hard-/Southern-Rock-Band Monstertruck. Die Band wurde im Jahre 2009 von dem Sänger und Bassisten Jon Harvey, dem Gitarristen Jeremy Widerman, dem Keyboarder Brandon Bliss und dem Schlagzeuger Steve Kiely gegründet und waren schon im Vorprogramm von Guns N´Roses, ZZ Top, Volbeat oder Kid Rock. Freier Oberkörper, lange Haare und laut - was so zum Hardrock dazu gehört. Manchem Nickelbackfan war es aber zu laut und zog es vor, das Vorprogramm eher im Foodbereich zu suchen.

Nach einer halbstündigen Umbaupause kam die ebenfalls aus Kanada stammenden Nickelback auf die Bühne. Vor 21 Jahren gründeten die Halbbrüder Chad und Mike Kroeger die Band. Der Name der Band ist Mikes Job bei Starbucks zu verdanken, bei dem er ständig fünf Cent Wechselgeld mit den Worten "Here's your Nickel back" zurückgab. Die Erfolgsbilanz von Nickelback weist 50 Millionen verkaufte Tonträger weltweit aus, weiterhin mehr als ein Dutzend Top Ten-Singles sowie zahlreiche Gold- und Platinawards.

Bei ihrer zehnten Welttour präsentierte das Quartett ihre neue Show, die alle großen Hits enthielt. Nickelback sind das Paradebeispiel für eine Band, die man unbedingt live gesehen haben muss. Denn sonst kennt man sie trotz ständiger Präsenz in den Charts nicht wirklich. Die Band scheint aus zwei Projekten zu bestehen: Auf der Bühne verwandelt sich die Studio-Hitmaschine in eine intensive Live-Rockmaschine. Da verschweigen die ewigen Nörgler, die bemängeln, dass ihre Titel austauschbar klingen. Ursprünglich ist der Musikstil der Band bei Hard Rock und den Unterformen Alternative Rock und Post-Grunge einzustufen. Zweiter Frontmann Mike Kroeger ist der Verantwortliche für den gnadenlosen Live-Sound, denn er peitscht seinen Bass ganz schön und sorgt so ständig für neuen Druck, da musste sich Daniel Adair an seinem überdimensionierten Schlagzeug beeilen, um hinterher zu kommen. Seit 2005 ist Adair in der Band und macht seinen Job richtig gut. Und Ryan Peake unterstützte mit der zweiten Gitarre und als Sänger.

Die Bühnenshow war eher zurückhaltend. Lediglich 3 Videoleinwände zeigten die Musiker in Aktion oder Videosequenzen, begonnen beim ersten Song „Edge of a Revolution" mit einer Collage in hektischer Reihenfolge aus Fernsehbildern. Zu "Something In Your Mouth", sangen die ersten Besucher schon mit. Bei „Photograph“ gab es Polaroidbilder der Band auf der Leinwand, wenn´s ruhiger wurde wurden angesagte Glühbirnen im Retrolook gezeigt.

 

Bei Live-Acts versuchen die Kanadier ihrem harten Rockerdasein treu zu bleiben, obwohl die kommerziell erfolgreichen Songs eher soft sind. So wurde das Wort „fucking“ immer wieder eingebaut und Monstertruck kam mit großen Paletten Bier in Plastikbechern auf die Bühne.

Die halbvoll gefüllten Becher wurden gemeinsam ins Publikum geworfen, diese entleerten sich entweder schon beim Werfen, spätestens beim Auffangen der Fans. Mit dem Bad-Boy-Image wird es aber trotzdem nichts mehr, dafür sind die Nickelback-Songs zu brav.

Auf die Frage von Chad, ob Ladys anwesend sind, gab es ein lautes Kreischen und zeugte von Frauenüberschuss. Insgesamt war von Anfang an gute Stimmung in der Halle. Ein Fan hielt ein Plakat hoch, auf dem stand: „Geile Scheiße reloaded“. Chad amüsierte sich und er wiederholte es immer wieder. Immer wieder versuchte er, seine Deutschkenntnisse einzubauen. „Are you ready?“ Kaum Resonanz im Publikum. „That was Scheiße! Why are you so quiet?“. Da bei einem jungen Mädchen auf dem Plakat stand „Let me sing Rockstar tonight on Stage“ , bat Chad sie auf die Bühne, nachdem er sie fragte „This is a Scherz?“ Sichtlich nervös sag sie mit der Band gemeinsam den Hit und steigerte sich bis zum Ende des Liedes.

Auch weitere Hits wurden gespielt: „When We Stand Together“, "Someday", Chad Kroegers Erfolgs-Solo-Filmmusik „Hero“ aus „Spiderman“ und natürlich „What Are You Waiting For“. Mal wurde ein Piano für Ryan Peake mit Chads Ankündigung "Now, Elton John will play the piano" auf die Bühne gerollt um „Lullaby“ zu performen, ein anderes Mal wurde mit Akustikgitarre auf Barhockern performt. Der globale Megahit "How You Remind Me" ist auch heute noch die erfolgreichste Single der Band und das Publikum sang ihn im Chor, obwohl er dieses Mal wegen eines neu geschnitzten Intros nicht gleich erkennbar war. Mit diesem Song endete der reguläre Auftritt. Als Zugabe gab es noch das Foo Fighter-Cover „Everlong“ und zuletzt „Burn it to the Ground“. Nach gut 2 Stunden, 21 Songs und gefühlten 100 verschenkten Plektren gingen die Zuschauer zufrieden nach Hause.