Niedecken liest & singt Bob Dylan Bremen, 12.08.2021 (Mtr) - Zwei Gitarren, 1 Keyboard, 1 Barhocker und ein Tisch, mehr braucht es nicht als Equipment für einen ganz besonderen Abend in der wunderschönen Seebühne in Bremen bei bestem Wetter. Wolfgang Niedecken, bekannt als Kopf der Kölner Band BAP und sein Freund Mike Herting am Keyboard bieten einen Abend der Extraklasse mit Songs von Bob Dylan, die Niedecken teils „eingekölscht“ und teils auf englisch singt. Stilecht mit der Mundharmonika im Neckholder, ganz wie der Meister selbst; bei einigen Stücken stimmlich sehr nah am Original. Nach kurzem Ausflug in die Politik und der dringenden Aufforderung, sich gegen Corona impfen zu lassen, plaudert Niedecken bestens aufgelegt von seiner Jugendzeit, seinen Anfängen in der Teenieband „The Troop“ und spielt gleich zu Anfang einen der schönsten Dylan-Songs „Times Are A-Changing“. Er erzählt von seiner Liebe zu der Musik Dylans, dessen Einfluss auf seine eigene Musik und dem Entschluss, eine Reise durch Amerika auf den Spuren dessen Musik zu machen. Kleine Geschichten und Anekdoten leiten über zu den jeweiligen Songs; so folgt dem Dank an seinen Schutzengel, seine Frau, ohne die er, wie er selber sagt, den Schlaganfall im Jahre 2011 nicht überlebt hätte, das eingängige „My Back Pages“ mit der Textzeile „I Was So Much Older Than, I‘m Younger Than That Now“. So scheint er sich zu fühlen, der Mann auf der Bühne mit der charismatischen Ausstrahlung und der unverwechselbaren Stimme. Nachdem er erzählt hat, dass er findet, den Song „Like A Rolling Stone“ nur suboptimal ins Kölsch übersetzt zu haben, stimmt er ihn dennoch an und wechselt nach der ersten Strophe, die er auf englisch singt, lässig in die Kölsch Mundart, dies soll er heute Abend noch häufiger tun. Zwischendrin streut er hier und da einen Original BAP-Titel ein, wie das liebevolle „Leev Frau Hermanns“, der erste Song auf Kölsch, den er während seiner Zivi-Zeit als Fahrer für Essen auf Rädern für eben jene 93-jährige Frau Hermanns geschrieben hat, die er seit Kindertagen kannte.
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Niedecken hat tief in seinen Archiven gekramt, so singt er u. a. auch den ersten Dylan-Song, den er eingekölscht hat „Wo Dä Nordwind Weht“ sowie „The North Country“. Interessante und lustige Geschichten von seinem Amerika-Trip wechseln sich ab mit Songperlen wie „Only A Hobo“, „You Ain’t Going Nowhere“ oder „Mighty Quinn“ bis zu dem weichen „Forever Young“, allerdings auf Kölsch, was der starken Aussage des Songs keinen Abbruch tut. Nur begleitet vom großartigen Pianisten Mike Merting stimmt Niedecken erneut ein Stück von BAP an, „Songs Sinn Dräume“ man könnte eine Stecknadel fallen hören. Mit Standing Ovations bedankt sich das begeisterte Publikum bei den beiden Männern für den gelungenen Mix aus BAP-Titeln und sorgsam ausgewählten Dylan-Songs, den unterhaltsamen Geschichte der Reise, die Lust machen, sich das Buch zu kaufen. Natürlich lassen die Fans sie nicht gehen ohne „Knockin‘ On Heaven‘s Door“, bei dem der Refrain mitgesungen wird. Den Zwischenruf eines weiblichen Fans nach “Verdamp Lang Her” pariert Niedecken mit einem charmanten Lächeln und verspricht, dies ganz bestimmt beim nächsten BAP-Konzert wieder zu singen. Mit dem wehmütigen “Schluss, Aus, Vorbei” endet ein Abend, den man so schnell nicht vergessen wird. Begeisterter Applaus schickt die Künstler von der Bühne, wo Niedecken mit überschäumender Freude von seinem Hund erwartet wird, der ihn von der Bühne abholt. Ein letztes Winken ins Publikum schickt das Publikum in die Nacht. |
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