Ein Abriss der besonderen Art

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Hamburg, 13.09.22 (Sascha Beckmann) - Mit rechtsradikalen Texten und Posen fingen sie vor 42 Jahren an, entwickelten sich zur umstrittensten deutschen Band und, vielleicht auch genau deswegen, zu einer der erfolgreichsten: die Böhsen Onkelz. Mittlerweile distanziert man sich deutlich von dieser Vergangenheit und wirbt offen für Akzeptanz und Toleranz untereinander. Seit 1995 und dem Longplayer „Hier sind die Onkelz“ sind sie aber im Mainstream angekommen und jedes Album landete seither in den Top 10 der deutschen Albumcharts. Die letzten sechs Veröffentlichungen enterten gar die Pole Position.

Nun wird gemunkelt das die letzte Tour für die Frankfurter Jungs ansteht, nachdem 2020 das 40-jährige Bandjubiläum mit einer grossen Tour zelebriert werden sollte. Wie auch viele andere Touren fiel auch diese der Pandemie zu Opfer und wurde mehrfach verschoben.

Jetzt allerdings war es soweit. Die Tour startete bereits Ende August in Oberhausen. Der Gig in Hamburg läutete dann die zweite Hälfte der Tournee ein und es sollte ein Abriss der besonderen Art werden.

Etwa 12000 Fans kamen in die restlos ausverkaufte Barclays Arena in Hamburg-Stellingen. Bereits etliche Minuten vor Beginn des Konzertes intonierten die Fans in bester Fussball-Stadion-Manier und wohl in dem Wissen was da kommen sollte „Oh wie ist das schön“. Um 20.45 Uhr ging dann endlich das Licht in der Arena aus und das Intro verkündete die baldige Enterung der Bühne durch die Band, bestehend aus Kevin Russell (Gesang), Stephan "Der W“ Weidner (Bass), Matthias „Gonzo“ Röhr (Gitarre) und dem Schlagzeuger Peter Schorowsky.

Unter lautem Getöse kamen sie dann und es wurde direkt mit „Hier sind die Onkelz“ losgelegt und die Meute vor der Bühne ging sofort ab und drehte komplett durch. Textsicher wurde alles mitgesungen, sofort öffnete sich ein Moshpit und etliche Bierbecher flogen. „So sind wir“ folgte, auch hier lauthals mit intoniert durch die vielen Fans. Das sollte sich im übrigen durch den ganzen Set ziehen. Es wurden alle Epochen der Band abgearbeitet. Viele Klassiker wie „Der nette Mann“, „Gehasst, Verdammt, Vergöttert“, „Terpentin“ und „Nur die Besten sterben jung“ durften natürlich nicht fehlen.

 

Aber auch neue Songs des 2020er Albums „Böhse Onkelz“ haben es auf die Setlist geschafft. „Die Erinnerung tanzt in meinem Kopf“ und „Flügel für Dich“ sind zwei dieser Lieder. Auch hier zeigte sich bereits die bekannte Textsicherheit der Fans. Beachtlich!

Nach Song Nummer Zwanzig (!) und fast zwei Stunden Spielzeit verließ die Band nach „Wir ham' noch lange nicht genug“ zunächst mal die Bühne. Die Fans sangen den Refrain des Songs einfach immer weiter und so folgte dann kurze Zeit später das „Oratorium“ von Band mit eben jenen Textzeilen. Dann kamen sie wieder und es gab „Heilige Lieder“. Wenn Gonzo dann nach vorne tritt und „Auf gute Freunde“ auf seiner Gitarre anstimmt gibt es auf jedem Onkelz Gig kein Halten mehr. Hamburg sollte da keine Ausnahme sein. Die Leute flippten aus. Als die Reise dann noch nach „Mexiko“ ging und „Nichts ist für die Ewigkeit“ den Konzertabend beenden sollte, ließ das Hamburger Publikum die Band aber noch nicht gehen.

So kamen sie noch einmal auf die Bühne, um sich dann gebührend mit „Viva los Tioz“ zu verabschieden. Nach weit über zwei Stunden Spielzeit endete der Abend dann und der ein oder andere wankte freude- oder auch betrunken nach Hause.

Fazit des Abends: Selten sieht man so ein textsicheres Publikum. Jeder Onkelz-Gig ist ein Fest. Wer die Band noch nicht gesehen hat, sollte das schleunigst nachholen und noch einen der Termine der möglicherweise letzten Tour wahrnehmen. Unter anderes stehen noch München, Stuttgart, Leipzig und Nürnberg auf dem Plan.