Jahr aus, Jahr ein – Pohlmann (halb)unpluggt in Worpswede

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Worpswede, 15.12.2016, (VH) In der oftmals eher stressigen als besinnlichen Vorweihnachtszeit verzauberte Pohlmann im Rahmen der „Jahr aus, Jahr ein 2016 Tour“ in einer nicht ganz stillen Nacht die gut besuchte MusicHall im Künstlerort Worpswede. Die Wintertour fand jetzt bereits zum dritten Mal in Folge statt und ist damit schon fast zu einer guten Tradition geworden.

Um 20 Uhr betrat der in Rheda-Wiedenbrück geborene Ingo Pohlmann mit einem lachenden und einem weinenden Auge die Bühne, da der Auftritt in Worpswede schon der vorletzte dieser Konzertreihe gewesen ist. Halb-unpluggt lautete der Untertitel und so war es auch. Nur ganz selten tauschte der Singer-Songwriter seine Akustik-Gitarre gegen die matt-olivgrüne E-Gitarre und schob den bemalten und mit Klebeband geflickten Barstuhl, der offensichtlich schon einige Bühnen dieses Landes gesehen hatte, beiseite.

Auf der Setlist standen ziemlich genau 20 Songs, darunter auch viele neue Stücke, die erst auf dem in 2017 erscheinenden Album zu hören sein werden, aber auch altbewährtes wie „Mädchen und Rabauken“ und natürlich auch „Wenn jetzt Sommer wär“, obwohl den meisten Zuschauern kurz vor Weihnachten doch etwas Schnee sicherlich lieber wäre.

Seine Songs sind direkt aus dem Leben gegriffen, ohne Schnörkel, Liebe, Sinnesfragen oder Alltägliches so wie der Opener „Im Wald nebenan“. Dort wo Pohlmann früher im Wald sein erstes Lagerfeuer machte, stehen heute Wohnhäuser, unter anderem das seiner Schwester, mit Kamin. Das war ihm einen Song wert.

Durch die Authentizität seiner Lieder und auch seiner Person konnte Pohlmann das Publikum problemlos auf seine musikalische Reise mitnehmen und ihnen das Gefühl geben nicht nur bei einem Konzert, sondern auch ein Teil des Konzerts zu sein.

 

Da am selben Abend auch der neue Star Wars Film in den Kinos startete, durfte auf der Setlist natürlich nicht der Song „Star Wars“ von Pohlmann fehlen, zu dessen Einleitung er das Publikum animierte, den „Imperial March“ als a capella Version beizutragen.

Vom optischen Eindruck erinnerte das Konzert leicht an die legendäre Unplugged-Session von Nirvana aus dem Jahr 1993, textlich sicherlich ähnlich tiefgründig. Dennoch absolut nicht schwermütig oder bedrückend, sondern offen und frei, wie der Adler, der als Banner an der Rückwand der Bühne hing. Instrumental wurde Pohlmann von Jonas Böker am bunt zusammengewürfeltem Schlagzeug und Hagen Kuhr am Cello begleitet. Eine sicherlich nicht alltägliche Kombination. Um so überraschender war es auch, dass diese Variante trotz fehlenden Basses ein sattes Fundament lieferte.

Es war das vorletzte Konzert in diesem Jahr. Im Frühjahr 2017 erscheint das neue Album „Weggefährten“ und eine Tour mit ca. 20 Konzerten und mit größerer Besetzung. Die Tour wird quer durch Deutschland führen und auch mit einem Abstecher nach Österreich. Die Tour wird sicherlich wieder einen Besuch wert sein.