30 Jahre und kein bisschen leise – Die Prinzen im Bremer Metropol

Zur Bildergalerie

Bremen, 05.04.2023 (Christian Habeck)  Leise? Nein, leise waren sie nie. Im Gegenteil. Mit ihren vermeintlich doofen Texten halten sie uns seit Jahren mal mehr mal weniger reaktionär und querdenkerisch den Spiegel vor. Obwohl die Jungs von "Küssen Verboten" inzwischen erwachsen geworden sind und hier und da ein paar Falten sowie einen etwas intensiveren Bauchansatz oder Körperumfang zeigen, haben sie ihren Humor, ihren Wortwitz, ihre hintersinnigen Spitzen und ihre kindliche Vorliebe für Klamauk und Komik bewahrt. Sie haben nichts von ihrem Charme und ihrer Fähigkeit verloren, ihr Publikum mit ihren schlagfertigen Sprüchen und ihrem augenzwinkernden Auftreten zu unterhalten. 

Die Rede ist von der legendären deutschen Band Die Prinzen. Und diese begehen in diesem Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum und starteten vor Kurzem ihre Tournee "30 Jahre – 30 Hits – 30 Städte". Trotz Differenzen innerhalb der Band, die sich im Laufe der Jahre entwickelt haben, steht die Musik im Vordergrund und verbindet die Mitglieder. Sänger Sebastian Krumbiegel sprach vor dem Tourstart über die verschiedenen Meinungen innerhalb der Gruppe und betont, wie sehr sie das gemeinsame Musizieren genießen.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1991 haben Die Prinzen zahlreiche Hits veröffentlicht, die generationenübergreifend Erfolge feiern konnten. Ihre erste Single "Gabi und Klaus" war der Startschuss für eine beeindruckende Karriere. Die Band verdankt ihren Erfolg übrigens vor allem ihrer ersten Produzentin Annette Humpe, die darauf achtete, dass die Songs charmant und ansprechend blieben. Im Laufe der Jahre haben Die Prinzen viele Auszeichnungen erhalten, darunter mehrere Gold- und Platin-Auszeichnungen für ihre Alben. Und was Viele nicht wissen - mit über 7 Millionen verkauften Tonträgern gehören Die Prinzen tatsächlich zu den erfolgreichsten Bands Deutschlands. Hinter „Die Prinzen“ verbergen sich sieben Bandmitglieder Tobias Künzel (Gesang), Sebastian Krumbiegel (Gesang), Wolfgang Lenk (Keyboard), Jens Sembdner (Gitarre), Henri Schmidt (Bass), Mathias Dietrich (Trompete) und Alexander Zieme (Schlagzeug).

Und so war ich als großer Fan der Prinzen voller Vorfreude auf das Konzert. Die Band hatte mit ihrer Jubiläumstour bereits in Magdeburg, Chemnitz, Berlin und Neubrandenburg gespielt und nach den durchweg positiven Kritiken konnte es kaum erwarten, die Band live zu erleben.

Kurz vor 20:00 Uhr machte sich ein Quaken im ausverkauften Metropol Theater in Bremen breit und ging schließlich in eine Animation auf der Leinwand über. Auf dieser quakten fünf der Prinzen-Maskottchen, nämlich Froschkönige, ein anmutiges Neo-Barock-Quaken bis dann die Band auf der Bühne erschien und das Konzert pünktlich mit „Krone der Schöpfung“ eröffnete. Die Stimmung im ausverkauften Saal war sofort elektrisierend. Die Band begann mit einigen langsameren Stücken und steigerte sich dann über Balladen bis hin zu ihren neu interpretierten Hits. Die Musik war perfekt abgemischt und das Bühnenbild passte großartig zur Stimmung der Lieder. Auf der großen Leinwand über der Bühne wurden immer wieder passende Einspielungen zu den Liedern gezeigt. Mal waren es Großaufnahme der Künstler aus der Anfangszeit ihrer Karriere, mal passende Videoeinspielungen oder einfach nur bunte Formen. Die Band gab durchweg alles und man konnte sehen, dass sie riesigen Spaß hatten. Die Besucher sangen, klatschten und tanzten mit und die Stimmung war einfach einmalig. Die zahlreichen Zugaben dauerten bis kurz nach 22:00 Uhr und die Band beendete das reguläre Konzert mit "Bombe" und "Du musst ein Schwein sein" – Stücke, die auch wirklich den letzten Gast vom Sitz rissen.

In einem Interview hatte Prinzen-Sänger Tobias Künzel im Vorfeld der Tournee von den Mühen der Vorbereitung gesprochen.

 

Die Band hatte intensiv im Saal in Chemnitz geprobt und sich mit Sport fit gehalten. Künzel betonte aber auch, dass es für die Band wichtig sei, den Fans etwas zurückzugeben. Trotz einiger Umbesetzungen hat sich die Band über die Jahre hinweg treu geblieben und konnte immer wieder neue Fans gewinnen. Mit der Jubiläumstour feiern Die Prinzen ihr 30-jähriges Jubiläum und beweisen, dass sie auch nach all den Jahren noch immer eine wichtige Größe in der deutschen Musikszene sind.

Beeindruckend fand ich auch, wie gut die neuen Songs der aktuellen EP "Krone der Schöpfung" beim Publikum ankamen. Die Prinzen haben es geschafft, ihren unverkennbaren Sound beizubehalten und ihn zugleich mit zeitgemäßen Einflüssen zu kombinieren. Einige der Songs haben mich dabei besonders berührt. Besonders angekündigt wurde der „Alpaka Song“. Ein Song, der für eine ganz besondere Person im Saal geschrieben sein soll. Ob diese Person tatsächlich im Raum anwesend war bleibt ein Geheimnis. Fakt ist – der Song kann gleichermaßen als Liebeserklärung an Partner oder Partnerin, Eltern, Kinder oder beste Freundin angesehen werden. 

Das gesellschaftskritische Stück "Krone der Schöpfung" regte nicht nur mich zum innehalten an. Diesen Titel gab es übrigens schon einmal und sogar mit ähnlichem Inhalt. Ob gewollt oder ungewollt lehnt er sich meiner Meinung nach stark an den 1999 veröffentlichten Titel mit gleichem Namen von Udo Jürgens an. So oder so ein Titel, der live einfach nur großartig klingt. Der Text des Songs hat mich zum Nachdenken gebracht und mich daran erinnert, wie wir tagtäglich mit der Natur unseres Planeten umgehen – wir haben doch nur eine Erde!

Und dann wurde endlich "Dürfen darf man alles" angestimmt. Das Lied, auf das ich den ganzen Abend gewartet hatte: ein Song wie ein gigantischer Spiegel, der die absurde und doch faszinierende Welt der sozialen Medien reflektiert. Der Titel stellt sich mutig den Problemen unserer Zeit, wie Gender-, Rassismus-, Sexismus- und Extremismus-Diskussionen und bietet eine satirische Perspektive auf die Thematik der Denk- und Sprechverbote. Alles wird mit einem unvergleichlichen Wortwitz und einem zwinkernden Auge präsentiert, das niemanden verschont. Es ist ein Fest der Ironie und des schwarzen Humors, das mit spitzer Zunge auf die Schwächen und Abgründe unserer Gesellschaft eingeht. Wenn du dir eine Vorstellung davon machen willst, wie absurd unsere Welt sein kann, solltest du "Dürfen darf man alles" - erst Recht live- nicht verpassen!

Das Konzert in Bremen war für mich ein weiteres unvergessliches musikalisches Erlebnis, das ich nicht so schnell vergessen werde. Die Band hat eine unglaubliche Energie auf die Bühne gebracht und man konnte sehen, dass sie auch nach 30 Jahren noch immer mit Leidenschaft bei der Sache sind. Insgesamt war das Konzert der Prinzen für mich eine perfekte Mischung aus alten Hits und neuen Stücken, die mich zum Singen, Klatschen und Tanzen animierten. Die Band hat einmal mehr bewiesen, dass sie zu den wichtigsten und erfolgreichsten Bands Deutschlands gehören und dass sie auch nach 30 Jahren noch immer für beste Stimmung sorgen können. Ich bin dankbar, dass ich die Gelegenheit hatte, die Prinzen live zu erleben und freue mich schon jetzt auf ihre nächsten Konzerte.