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THE 1975: „Notes on a conditional form“

Werden wir etwas popiger! 2002 hat sich eine Band gegründet, welche sich The 1975 nennt. Klingt nun komisch, doch noch komischer klang die Zuversicht des Frontmann Matty Healy, welcher dem Debütalbum damals mit dem Gedanken, dass dies ja auch das letzte Album der Band sein könnte, entgegen ging. Die englische Truppe veröffentlichte dann 2013 mit Erfolg ihr Debütalbum, lieferte 2016 „I like it when you sleep, for you are so beautiful yet so unaware of it“ nach und 2018 wurde „A brief inquiry into online realitionship“ veröffentlicht, welches Teil 1 einer zusammenhängenden Doppelveröffentlichung darstellt. Teil 2 folgte nun am 22.05.2020 und trägt den Namen „Notes on a conditional form“, doch bevor ich genauer darauf eingehe, möchte ich kurz etwas loswerden.

Ich gehe selten direkt auf Presseschreiben ein, doch wenn man dort wortwörtlich anführt, dass sich die Band durch die letzte Veröffentlichung als wichtigste Band ihrer Generation etabliert hat, dann ruft dies bei mir sehr hohe Erwartungen hervor. Mehr möchte ich dazu schon gar nicht sagen. Ich gebe zu, durch diese Aussage etwas kritisch an das Album herangegangen zu sein und schon der Opener verwies mich in meine Schranken. Dabei handelt es sich um eine Ansprach welche von Greta Thunberg persönlich, mit atmosphärischer Untermalung, eingesprochen wurde. Neben Greta haben Matthew Healy, George Daniel, Adam Hann und Ross MacDonald, auch noch Phoebe Bridgers, FKA Twigs, Tim Healy und Cutty Ranks in den Tracks verbaut. Wenn es um das Orchester das hier mitgewirkt hat geht, verzichte ich auf die konkrete Aufzählung der Besetzung und merke nur an, dass ich jeden dieser Musiker für ihre Offenheit zur Mixtur Klassik und Elektronik bewundere.

„People“ ist eine sehr aggressive Nummer mit einem Haufen Zerre und fettem Brit-Rock-Sound. Darauf folgt „The End (Music for Cars)“ mit einem Gänsehaut auftreibendem orchestralen Sound. „Frail State of Mind“ hat in den ersten Minuten etwas von Entspannungsmusik und entwickelt sich dann in eine Art hektischen Lo-Fi-Song. „Then because she goes“ ist klar als verträumter Pop-Song mit etwas überdurchschnittlicher Gitarrenzerre zu bezeichnen. Schon an dieser Aufzählung merkt man, dass die Band ganz schön durch die Genre springt. Die Texte zeigen sich ebenso eklektisch, denn in einem Moment geht es um sehr sozialkritische Themen und einen Appell an die Menschheit zum Umdenken, im Nächsten wird etwas genereller über Liebe gesungen.

FAZIT: Wie vorhin erwähnt war ich vorerst etwas kritisch eingestellt, da mir noch immer nicht klar ist wie man die Wichtigkeit einer Band für eine Generation feststellt, jedoch habe ich verstanden was gemeint war. Es handelt sich hier um eine wirklich sehr vielseitige Band, welche enorme Projekte auf die Füße stellt und in einem Album Kompositionen in alle möglichen Richtungen der Popular-Musik liefert. Das ist schon wirklich sehr beeindruckend, wenn auch bei Hören des Albums etwas verwirrend. Für mich persönlich wirkt das Gesamtwerk etwas überkomplex, wenn auch die Songs an sich wirklich fein sind und definitiv Hitpotential haben. Somit bekommen The 1975 für „Notes on a conditional form“ von mir 8 von 10 Punkten. 

--> Musikvideo: The 1975 - If You’re Too Shy (Let Me Know)

 
Bewertung:

GENRE: Pop

TRACKLIST:

1. The 1975
2. People
3. The End (Music for cars)
4. Frail state of mind
5. Streaming
6. The Birthday Party
7. Yeah i know
8. Then because she goes
9. esus Christ 2005 God Bless America
10. Roadkill
11. Me & You together song
12. I think there`s something you should know
13. Nothing revealed / everything denied
14. Tonight ( I wish i was your boy)
15. Shiny collarbone
16. If you`re too shy (let me know)
17. Plaing on my mind
18. Having no head
19. What should i say
20. Bagsy not in net
21. Don´t worry
22. Guys

VÖ: 22.05.20
Format: CD / Vinyl / Digital
Label: Dirty Hit/ Polydor
Vertrieb: Universal Music
Auf Tour im Norden: -

Rezensent: Gregor