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DIE ÄRZTE: „Hell“

Hip Hip Hurra, Sie sind wieder da. Die Band die sie Pferd nannten, die Gründer der Rock `n Roll Real School, der einzig wahre Gott = BELAFARINROD. Wer jetzt noch nicht weiß wer gemeint ist, dürfte seit den 80ern mit geschlossenen Ohren durch die Welt laufen. Die Ärzte haben am 23.10.20 ihr mittlerweile 14. Studioalbum veröffentlicht und natürlich waren schon einige Fans sehr gespannt darauf, da der Vorgänger doch etwas popig war.

Mit „Hell“ geht es nun also nach 8 Jahren wieder weiter. Wer hätte gedacht, dass die damals von Jan Vetter (Farin U.) und Dirk Felsenheimer gegründete Truppe Soilent Grün (1979-1982) unter anderem Namen und mit Rodrigo Gonzáles im Jahr 2020 einen Nummer 1 Hit in den deutschen Charts landet? Das neue Album war noch nicht einmal veröffentlicht, da schaffte es schon die erste Single-Auskopplung namens „True Romance“ auf Platz 1, was wieder einmal den Ruf der Truppe für weitere Jahre zementiert hat.

Morgens Pauken“ wurde auch vorab serviert und erfuhr auch sehr positives Feedback. Das bedeutet jedoch nicht, dass sich die Band in einem Genre festgebissen hat, was direkt der erste Track des Albums zeigt. „EVJMF“ ist eine Mischung aus Trap und Elektronika wie man Sie von dem Trio noch nie gehört hat. Danach wird mit „Plan B“ in schon eher bekannterer Manier losgelegt. „Achtung Bielefeld“ ist definitiv ein typisch durchdachter Bela B Track, welcher mit sehr stetigem Rhythmus und mitreißenden Lyrics zu begeistern weiß.

Warum spricht niemand über Gitarristen“ beinhaltet ein humorvolles Maß an Sozialkritik und zeigt sich auch instrumental sehr verspielt. Im sechsten Track namens „Das letzte Lied des Sommers“ hat ein derartiges „Westerland“-Feeling, dass es schon unheimlich ist, doch mit „Clow aus dem Hospiz“ wird dann von Nostalgie zum Thema Pessimismus gewechselt und erklärt, warum jenes nicht unberechtigt ist.

Ich am Strand“ bringt wie der Opener recht interessante elektronische Sounds und der Text wird hier auch eher gerapt. Egal welchen Track man auf diesem Album auflegt, man wird auf extrem ausgefeilte Texte und einer Menge Auswahl an Sounds von heftiger Zerre bis zu Elektronika stoßen. Auch für die alten Oi-Punks gibt es mit „Alle Auf Brille“ ein schönes Brett auf die Ohren.

FAZIT: Den Stil der Ärzte ganzheitlich zu fassen ist bei den vielen Alben und anderen Aktionen der Truppe so gut wie unmöglich. Die ganzen 18 Tracks sind wieder voller Überraschungen, textlicher Feinheiten und beinhalten eine Menge Spaß! Auch wenn wir Fans immer ewig warten müssen bis das heilige Trio etwas veröffentlicht, das Warten ist es bisher immer wert gewesen. „Hell“ ist für meinen Geschmack etwas soft, aber bei weitem nicht so soft wie der Vorgänger. Somit gibt es von mir für das 14. Studioalbum der legendären Ärzte satte 9 von 10 Punkten. Bitte nicht wieder verschwinden und erst in 8 Jahren nachliefern die Herren ! 

 
Bewertung:

GENRE: Punk

TRACKLIST:

1. E.V.J.M.F.
2. Plan B
3. Achtung: Bielefeld
4. Warum spricht niemand über Gitarristen ?
5. Morgens Pauken
6. Das letzte Lied des Sommers
7. Clown aus dem Hospiz
8. Ich, am Strand
9. True Romance
10. Einmal ein Bier
11. Wer verliert, hat schon verloren
12. Polyester
13. Fexxo Cigol 
14. Liebe gegen Rechts
15. Alle auf Brille
16. Thor
17. Leben vor dem Tod
18. Woodburger

--> Musikvideo: die ärzte – MORGENS PAUKEN

 

VÖ: 23.10.20
Format: CD / Vinyl / Digital
Label: Hot Action Records
Vertrieb: Hot Action Records
Auf Tour im Norden: -

Rezensent: Gregor

Rezension --> DIE ÄRZTE: "They ´ve given me Schrott!"