Alpentines: „Silence Gone“
Aus Köln gibt es nun noch etwas frisches aus der Pop-Richtung. Ein Konglomerat aus Ex-Mitgliedern von Tulp, Voltaire und Lichte veröffentlicht unter dem Namen Alpentines eine neue Scheibe namens „Silence Gone“. Laut Presseinfo erwartet einen auf diesem Debütalbum, welches von Kay Lehmkuhl, Marian Menge, Phillip Gosch und Kurt Fuhrmann eingespielt wurde, eine der „schönsten künstlerischen Momentaufnahmen unserer Zeit“. Klingt nun sehr euphorisch und vielversprechend, doch sagt noch lange nichts über den wirklichen Inhalt des Albums aus. Laut Band setzen sich die Songs mit Themen des „Ich und Du“ auseinander. Man könnte hier anmerken, dass die Analyse der Interaktion zwischen Ich und Du auf wissenschaftlicher Ebene eher Aufgabe der Sozial-Psychologie und der Soziologie ist, jedoch ist eine Behandlung dieser Thematik auch auf künstlerischer Ebene sehr interessant.
Introspektion, Retrospektion aber auch nur das im Alltag unbewusste Wahrnehmen sind Thema und werden musikalisch zum Besten gegeben. Genau so komplex wie dieses Themengebiet erscheinen auch die Songs. Der Titelsong wechselt beispielseise von einer Art Country-Ballade in eine Entfremdungsthematik in einer Beziehung. Der Fokus der Musiker liegt definitiv auf der Message welche sie weitergeben wollen. Trotz diesem Bestreben fällt die Musik jedoch nicht in den Hintergrund, sondern akzentuiert die wichtigen Parts der Songs auf ganz spezielle Weise. Stilistisch bewegen sich Alpentines nahe an Bands wie den frühen Radiohead, Elbow oder Wilco, wobei sie noch etwas mehr auf majestätische Soundscapes und produktionstechnische Finessen setzen, wie man schon in der 2016 erschienenen 3-Track-EP hören kann. Jeder Song stellt einen eigenen Aspekt in den Raum, doch kann man zusammenfassend sagen, dass jeder auf seine eigene Weise die persönliche Wahrnehmung in Frage stellt und sich nicht mit simplen Erklärungsmustern auseinandersetzt.
FAZIT: Persönliche Tiefsinnigkeit wie zum Beispiel bei Tom Liwa läuft Gefahr trivial zu werden. Im Gegensatz dazu zeigt sich „Silence Gone“ von Alpentines als thematisch so angesiedelt, dass es sich eine anscheinend triviale Frage stellt, über welche sich jedoch jeder in seinem Maße tiefsinnig reflektieren kann. Betonung liegt auf kann! Man kann sich aber auch einfach die Gedankengänge der Musiker in den Songs hernehmen und genießen. Alpentines haben sich viel Mühe gegeben um ihre Reflexion über Ich und Du musikalisch auszudrücken, spirituelle Aspekte mit einzubauen und großes Gefühl zu zeigen. Ein sehr interessantes Konzept und Projekt, musikalisch hochwertig, aber für meinen Geschmack etwas zu spirituell. Ich bin an sich ein sehr stoischer und sachlicher Mensch und tue mir schwer, einfache Aussagen ohne Belege als wahr anzusehen, doch finde ich es gut, dass es Leute wie Alpentines gibt, die sich auch in diesem Gebiet austoben. Daher gibt es von mir 7 von 10 Punkten.
--> Musikvideo: ALPENTINES - It opens
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