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ANNENMAYKANTEREIT: "12"

Vollkommen überraschend und ohne große Ankündigung haben AnnenMayKantereit am 17.11.2020 mit „12“ ihr mittlerweile drittes Studioalbum rausgebracht. Das ehemalige Quartett, welches nach der Trennung von Bassisten Malte Huck jetzt wieder nur ein auf die Namensgeber Christopher Annen, Henning May und Severin Kantereit reduziertes Trio sind, konnten sich in den letzten Jahren durch gefühlvolle Popmusik und die markante Stimme Henning Mays einen Namen machen. Und eigentlich lief für AnnenMayKantereit alles perfekt nach der Veröffentlichung ihres Albums „Schlagschatten“ im Jahr 2019 spielten die Jungs einige Konzerte und hatten bereits für den Frühjahr/Sommer 2020 einige Konzerte geplant, bis die Coronapandemie sie traf wie ein Schock. Es folgte der erste Lockdown, welcher die Band dazu animiert hat, ihre Gefühle und Kreativität in ein Album zu verpacken. Heraus kam das Album „12“. Ob dieses erste deutsche „Lockdown-Album“ gelungen ist erfahrt ihr nun.
Annenmaykantereit schreiben bereits in ihrer Ankündigung, dass das Album geprägt durch den Lockdown relativ düster ausgefallen sein könnte. Zusätzlich raten die Jungs dazu das Album in der bestimmten Reihenfolge zu hören, da diese für die Band eine Bedeutung hat. Passend startet „12“ mit einem auf dem Klavier vorgetragenem „Intro“. Hierbei muss ich vorwegnehmen, dass „12“ musikalisch zu meist sehr reduziert daher kommt und uns maximal ein Klavier unterstützt durch sanfte Gitarrenklänge oder Schlagzeug erwartet, wer das ein oder andere temporeiche Lied erwartet, dessen Erwartungen werden gebrochen.
Es folgt die Erkenntnis, dass es „So wies war“ nie wieder sein wird. Dabei kommt der Track eher wie ein Mantra/ Intro 2.0 rüber, bevor uns dann mit „Gegenwart“ der erste richtige Track erwartet. In dem AnnenMayKantereit sich fragen, wann die Kneipen wohl wieder voll sein werden und hinterfragen, dass keiner mitbekommt, wenn in „Moria die Zelte brennen“. Mit dem nächsten Track „Gegenwartsbewältigung“ merkt man bereits warum AnnenMayKantereit die Reihenfolge so wichtig ist. Denn mit „Zukunft“ und „Vergangenheit“ folgen weitere Tracks, die quasi zusammen ein großes Stück formen. So behandeln die ersten beiden Tracks die aktuelle Situation, in „Zukunft“ möchte man gerne in die Zukunft schauen und in „Vergangenheit“ wird aus der Zukunft zurückgeblickt.
Nach dieser wirklich düsteren Episode wird es bis zum „Interlude“ ein wenig freundlicher. Der düstere Lockdown wurde zum Teil überwunden und man gewöhnt sich an die Situation. „Spätsommerregen“ ist einer dieser Tracks berichtet er uns doch von dem Verlust des Zeitgefühls und dem Arrangieren damit, dass man seine Freunde jetzt nur noch digital trifft. Später wird man dann „Aufgeregt“, schließlich durfte man allmählich seine Freunde wiedersehen.
Der letzte Teil des Albums prägen danach wieder düstere Gedanken. „So laut so leer“, nimmt sich den Phrasen dreschenden Querdenkern an. Den Abschluss bildet dann „Die letzte Ballade“, ein Song der nochmal alles aufgreift was in den Augen der Jungs falsch läuft - vom Plastik welches die Weltmeere verschmutzt bis hin zu den Morden von Hanau.

FAZIT: In Summe ist „12“ für mich ein Album das irgendwie so klingt wie es produziert wurde, nämlich ziemlich unrund. So merkt man den Songs an, dass sie zum Teil sehr kurzfristig produziert wurden und die Texte wohl eher spontan entstanden. So ist mir der erste Teil des Albums deutlich zu sehr von Selbstmitleid geprägt. Im mittleren Drittel wird es dann hingegen irgendwie zu leicht, um dann gegen Ende noch schnell Gesellschaftskritik zu verbauen. Die bekannte AnnenMayKantereit-Formel greift jedoch auch bei „12“ noch einigermaßen gut. Sodass „12“ von mir 5 von 10 möglichen Punkten bekommt.

--> Musikvideo: AnnenMayKantereit - 12

 
Bewertung:

GENRE: Deutschrock

TRACKLIST:

1. Intro
2. So wies war
3. Gegenwart
4. Gegenwartsbewältigung
5. Zukunft
6. Vergangenheit
7. Spätsommerregen
8. Warte auf mich (Padaschdi)
9. Paloma
10. Ganz egal
11. Aufgeregt
12. Interlude
13. So laut so leer
14. Das Gefühl
15. Die letzte Ballade
16. Outro

VÖ: 17.11.2020
Format: CD / Vinyl / Digital
Label: AnnenMayKantereit & Irrsinn Tonträger
Vertrieb: Vertigo Berlin / Universal Music
Auf Tour im Norden: -

 

Rezensent: Jannik

Rezension --> ANNENMAYKANTEREIT: " Schlagschatten"