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ANTI-FLAG: „American Reckoning“

Endlich wieder einmal etwas Punk in meinen Ohren. Die folgende Band höre ich jetzt schon seit meinem 14ten Lebensjahr und darf schon einige gesehene Live-Gigs in meiner Liste verzeichnen. Das der englische Punk mir sehr nahe liegt, dürfte ich bei meiner Review des neuen TV Smith Album klar gemacht haben. Der amerikanische Punk war mir, abgesehen vom kalifornischen Hardcore Punk (Bad Brains, Dead Kennedys) und dem NY Hardcore (Sick of it all, Terror), immer ein wenig zu poppig. Die Grundlage dafür legten in meinen Augen die Ramones, welche schon mit ihren 4-Chord-Riffs, doch noch einen etwas sanfteren Sound als z.B. die UK-Subs anschlugen. Ebenso mengten sich um die 2000er einige Pop-Punk-Bands wie SUM41 oder Blink182 unter das doch breit gefächerte Punk-Genre, was natürlich noch mehr poppige Elemente brachte. Doch in den frühen 90ern gab es doch noch einige Punk-Bands die mir nicht zu poppig waren und Anti-Flag zählt definitiv zu jenen. Die schon seit 1992 (aber auch schon etwas davor) wütenden Amerikaner haben sich sehr schnell mit ihren kritischen Texten in meine Playlist gespielt und am 28.09.2018 haben sie ihr neues Album „American Reckoning“ auf den Markt gehauen. Schon beim Opener-Track wird man von der schön ranzigen Stimme von Justin Sane begrüßt und es kommt einem alles etwas ruhig vor.

Warum ist leicht erklärt! Es handelt sich bei dieser Scheibe, abgesehen von 3 Cover-Songs, um eine reine Akustik-Platte. Ich verstehe zwar nicht was momentan mit den Punk-Bands los ist, dass sie einmal schnell auf Akustik umsteigen, aber ich muss sagen es gefällt mir. Die 7 Tracks sind, obwohl ich irgendwie zu wenig Perkussion in jenen finde, sehr fein. Die Vokals haben eine gewaltige Intensität, sind dann hier und da aber etwas zu ranzig und bröselig. Kommen wir zu den vorhin erwähnten Cover. Nummer 1 ist ein wahnsinnig gut gelungenes John Lennon Cover, genauer „Gimme Some Truth“. Hier findet man den gewohnten Druck den die Herren so liefern. „For What it`s Worth“ von Buffalo Springfield blieb auch nicht verschont und fand eine schon fast Rock-Balladen artige Neu-Interpretation. Das ganze klingt etwas nach BOSTON oder ähnlichem und bringt für meinen Geschmack eine Seite von Anti-Flag zu Tage, welche eben die vorhin erwähnten Pop-Elemente beinhält, welche ich nicht unbedingt haben muss. Die letzte Nummer auf diesem Album ist ein Cheap-Trick-Cover („Surrender“), welches meinen Boston-Vergleich ziemlich stark untermauert.

FAZIT: Zuerst bringt Rise Against ein Akustik-Album, nun Anti-Flag. Ich bin gespannt ob das so weiter geht. Auch wenn ich an und für sich ein Anti-Flag Fan bin, muss ich gestehen, dass mir dieses Album nur mittelmäßig gefallen hat. Die Tracks sind solide, aber etwas monoton und die Covers sind zwar passabel, aber nicht wirklich beeindruckend. Somit gibt es von mir nur 6 von 10 Punkten.

 
Bewertung:

GENRE: Punk

TRACKLIST:

1.The Debate Is Over (If You Want It)
2. Trouble Follows Me
3. American Attraction
4. When The Wall Falls
5. Racists
6. Set Yourself On Fire
7. Brandenburg Gate
8. Gimme Some Truth (John Lennon Cover)
9. For What it`s Worth (Buffalo Springfield Cover)
10. Surrender (Cheap Trick Cover)

--> Musikvideo: Anti-Flag - American Attraction

 

VÖ: 28.9.2018
Format: CD / LP / Digital
Label: Spinefarm Records UK
Vertrieb: Check your Head
Auf Tour im Norden: 16.10.2018 Hannover, Pavillon | 19.10.2018 Hamburg, Fabrik

Rezensent: Gregor