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ARSEN: "Susma"

Susma‘ heißt das nunmehr dritte Studioalbum der 2009 gegründeten, aus Berlin stammenden Rock Band ‚Arsen‘. Arsen besteht aus Selime an den Vocals, Norman und Arnd an den Gitarren, Gelee am Bass und Dennis an den Drums. Nach den Alben ‚Worte gegen Krieg‘ und ‚Muttererde‘ kam am 10.05.2018 also mit ‚Susma‘ das lang erwartete neue Album der Band heraus. ‚Susma‘ ist eine Kampfansage; nicht nur musikalisch, sondern auch inhaltlich und optisch schlägt dieses Album den Fans – die vier Jahre auf ein neues Album warten mussten – einiges um die Ohren. Überzeugend authentisch röhrt die türkisch-deutsche Frontfrau Selly die Gesellschaftskritik der Band in die Welt hinaus. Mit ihrer Stimme transportiert sie, mal laut, mal sanft, das, was die Band bewegt, was sie anprangern und verändern will. Die Welt zeigt sich uns oft nur noch in Schwarz und Weiß; in dieser farblosen Einöde aus scheinbarer Perspektivlosigkeit geben sich die Menschen immer mehr der Angst und dem Hass hin. Mit ‚Susma‘ entfacht ‚Arsen‘ ein farbiges, lebendiges, krachendes Leuchtfeuer gegen den Hass, für mehr Menschlichkeit, Zusammenhalt und Verständnis im Miteinander. Der Titel des Albums ‚Susma‘ kommt aus dem Türkischen und bedeutet so viel wie: Schweige nicht – genau dazu lädt ‚Arsen‘ ein.

Die Einstiegsnummer ‚Grenzenlos‘ wirkt getragen episch, zugleich drängend und wuchtig; der Text ist ein Aufruf zur Humanität, kein Mensch ist illegal ist die wohl markanteste und wichtigste Zeile des Liedes. Der zweite Track – zugleich Titelgeber des Albums – ‚Susma‘ ist rasant, stürmisch, dabei mitreißend und eingängig; der Text dieser Nummer ist auf Türkisch – doch wer sich die Mühe macht, nachzuschlagen und zu übersetzen, wird dafür mit einer aussagekräftigen Message belohnt. Die dritte Nummer ‚Über alle Meere‘ ist zunächst sanft, geruhsam, fast schon poppig, wird indes schnell zu einer guten Rocknummer. ‚Auf dem Weg‘ ist nachdenklich und doch schwungvoll energetisch. ‚C2H5OH‘ scheint ein etwas ungewöhnlicher Titel zu sein, ist indes die chemische Formel für Ethanol – also Alkohol; somit weiß man, wovon diese Nummer handelt. ‚Dein ist mein ganzes Herz‘ ist bildreich, stimmungsvoll, der Text durchdacht und lyrisch. ‚Spieglein‘ zeichnet sich durch einen erhebenden, tatsächlich etwas märchenhaften und doch harten Klang aus, indes der Text wiederum sozialkritisch ist; wird hier doch der Schönheitswahn unserer modernen Gesellschaft aufs Korn genommen. ‚Alltagsheld‘ wirkt getragen, mit wunderbar eingewobenen Hardrock-Elementen. ‚Sei ungezähmt‘ ist ein Aufruf, der letztendlich auf die Maxime hinausläuft: Sei mutig genug, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. ‚Feierabend‘ klingt launig, und wiederum wird die überwältigende Kraft der Musik von der bedeutsamen Aussage der Lyriks nahezu in den Schatten gestellt. ‚So wie ich bin‘ ist eine gefühlvolle, intensive Ballade, die dem Hörer regelrecht unter die Haut geht. ‚Weck mich auf‘ ist ein Sammy Delixe Cover und bedient sich als gesangliches Stilmittel des Raps, indes die Musik leichtherzig und erhebend klingt. Die Abschlussnummer schließlich ‚Vergänglichkeit‘ schließt das Album auf passende, illusionslose und doch durchaus optimistische Art ab.

FAZIT: Ein hervorragendes Album, bewegend und dramatisch, von dichtem, eindringlichem Klang, mit sinnreichen Texten, die nicht davor zurückscheuen mutig auch bedeutende aktuelle Themen auf kritisch intelligente Art anzusprechen, ohne Zuflucht zu Schablonen oder Gemeinplätzen zu nehmen. Der Gesang wirkt ekstatisch, kraftvoll und gewaltig. Die Musik ist von drängender Wildheit, und zugleich von ansprechender Virtuosität. Dafür gibt es 9 von 10 möglichen Punkten.

--> Musikvideo:

ARSEN - Grenzenlos
 
Bewertung:

GENRE: Rock, Punk, Power-Rock

TRACKLIST:

1. Grenzenlos
2. Susma
3. Über alle Meere
4. Auf dem Weg
5. C2H5OH
6. Dein ist mein ganzes Herz
7. Spieglein
8. Alltagsheld
9. Sei ungezähmt
10. Feierabend
11. So wie ich bin
12. Weck mich auf
13. Vergänglichkeit

VÖ: 10.05.2018
Format: CD / LP / Digital
Label: Sergent Major Company
Vertrieb: Sergent Major Company
Auf Tour im Norden: 28.09.2018 Kultur Palast Linden, Hannover

Rezensent: Florian