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BEETHOVEN ORCHESTER BONN unter der Leitung von Dirk Kaftan mit Cameron Carpenter: „Ludwig van Beethoven X – The AI Project“

Kommen wir zu einem musikalischen Werk, welches mich derartig in seinen Bann gezogen hat, dass ich satte 3 Ansätze brauchte um diese Rezension zu schreiben. Die Anläufe brauchte ich, da das folgend zu beschreibende Projekt nicht nur sehr komplex ist, sondern auch, weil es sich um ein sehr großes klassisches Werk handelt. Konkret geht es um das Projekt „Beethoven X- The AI Project“, welches die Kraft der Maschinen und des Menschen auf interessante Weise vereint hat.

Matthias Röder, der Direktor des Karajan Institutes, begann 2019 mit einem ausgewählten Team die Arbeit an dem Projekt, welches zum Ziel hatte die unvollendete 10 Symphonie Beethoven`s zu vollenden. Nun kann man nicht einfach so eine Symphonie einer solchen Komponistenlegende fertig schreiben und daher hat die Truppe mit Hilfe des österreichischen Komponisten Walter Werzowa und dem AI-Experten Ahmed Elgammal einen etwas komplizierteren Weg eingeschlagen. Die vorhandenen Teile des Werkes wurden von besagten Personen in MIDI umgewandelt und in ein AI-System eingefügt. Die künstliche Intelligenz kreierte weitergehend aus den Daten die „fehlenden“ Noten und stellte so die unvollendete Symphonie nach über zwei Jahrhunderten endlich fertig.

Dieses technische Meisterwerk war jedoch nicht genug, denn es wäre Beethoven nicht würdig die erstellte MIDI-Symphonie einfach so stehen zu lassen. Natürlich wurde die Partitur nicht einfach elektronisch wiedergegeben, sondern im großen Stil vom Beethoven Orchester Bonn auf feinste Art und Weise vertont. Im Rahmen des BeethovenFest in der Geburtsstadt des legendären Komponisten wurde die 10te Symphonie dann schlussendlich präsentiert und begeisterte das Publikum auf höchsten Niveau.

Ich selbst habe überlegt ob ich auf die einzelnen Teile der Symphonie hier näher eingehe, jedoch schlussendlich beschlossen lediglich meine Meinung über den Klang kund zu tun, da meine musiktheoretischen Kenntnisse maximal eine stümperhafte Analyse des Werkes liefern würden. Ich habe es vor dieser Entscheidung zumindest probiert.

Fazit: Das gesamte Projekt ist wirklich beeindruckend und klingt sehr interessant. Die Art auf welche die 10te Symphonie vollendet wurde zeigt, dass Mensch und Maschine gemeinsam immer wieder unglaubliche Arbeiten vollbringen können und in diesem Falle sogar sehr unerwartete Resultate liefern. Als ich von diesem Projekt gehört habe war ich sehr skeptisch, ob eine AI eine Partitur ausspucken könne, welche weitergehend von einem Orchester so aufgeführt werden kann, dass das Gesamte eine brauchbar geschlossene und vor allem Beethoven würdige Symphonie zu Gehör bringt.

Schlussendlich muss ich sagen, dass mich dieses Projekt sehr beeindruckt hat und alle Beteiligten eine einwandfreie Arbeit geliefert haben. Meines Erachtens kann man das Projekt als würdige Hommage an den großen Komponisten sehen und somit hat „Beethoven X – The AI Project“ ohne Frage satte 10 von 10 Punkten verdient.

--> Musikvideo: Beethoven X: The AI Project: III Scherzo. Allegro - Trio

 
Bewertung:

GENRE: Klassik

TRACKLIST:

Ludwig von Beethoven 1770-1827 - Symphonie No. 8 in F Dur, Op. 93 
1. I.   Allegro Vivace E Con Brio 09:21 
2. II.  Allegretto Scherzando  03:53
3. III. Tempo Di Menuetto 04:30
4. IV. Allegro Vivace 07:06
 
Ludwig Van Beethoven / Beethoven AI / Walter Werzowa Beethoven - The AI Project
5. III.  Scherzo. Allegro – Trio 08:49 
6. IV.  Rondo 12:39

VÖ: 08.10.21
Format: CD / Vinyl / Digital
Label: Modern Recordings BMG/ ada
Vertrieb: Warner Music

  Rezensent: Gregor