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BJÖRK: "Fossora"

Fossora“, das neue Album der Außnahmekünstlerin Björk erschien am 30.09.2022. Über die Arbeit, das Schaffen der Isländerin kann man entweder ganze Bücher verfassen- überrascht sie immer wieder den Zuhörer mit einer schier endlos erscheinenden Palette an musikalischen Farben und Formen, Strukturen und Gefühlen, Möglichkeiten und Grenzgängen, ja geradezu Grenzsprengungen,- oder fast nichts. Denn im Grunde genommen kann man die Reichweite, das Ausmaß und im Endeffekt die Wirkung nicht vollends erfassen und in einem Format wie diesem hier ausreichend beschreiben.

„Fossora“ ist - „typisch Björk“ und obwohl man schon einiges von der Künstlerin „gewohnt“ ist, schafft sie es den Zuhörer, man könnte fast schon Betrachter sagen - denn die Tracks auf „Fossora“ erschaffen unbarmherzig ungezähmte, aufbrausende, Herzrhythmusstörung verursachende, beruhigende Gemälde vor dem inneren Auge- immer wieder zu schockieren.

Schock“ ist in diesem Zusammenhang auf keinen Fall negativ aufzufassen, jedoch auch nicht uneingeschränkt positiv. Beim Hören ist man ständig dazu verführt aufzugeben- die auditive Reizüberflutung zu beenden und doch kann man sich nicht abwenden von dem, was „Fossora“ auslöst.

„Fossora“ ist ein von Björk erfundenes Wort, das so viel bedeutet wie „sie, die gräbt (in der Erde)“. Das zehnte Album ist sozusagen als Gegensatz zu dem Vorgänger „Utopia“ zu verstehen. Ging es auf „Utopia“ um Island, luftige Höhen, keine Bässe, losgelöst von der Erde, ist Fossora das Resultat der Zeit während der Pandemie. Das Zuhause - sitzen mit der Möglichkeit Wurzeln zu schlagen- wörtlich und im übertragenen Sinn.

Es geht um Verbundenheit mit der Erde - als würde man seine Füße wortwörtlich in den Boden graben und sich in das Geflecht der Welt miteinfädeln. Im Gegensatz zu „Utopia“ sind auf „Fossora“ viele Bassklarinetten zu hören, ebenso wie Sub Bässe. -> alles als „Führung“, den Zuhörer mit in unsere Welt, unsere Erde zu ziehen.

Fazit: Faszinierend, inspirierend, aber auch verstörend- wozu Musik im Stande ist. 10/10 Punkte für dieses „wieder einmal“ außergewöhnliche Werk einer außergewöhnlichen Künstlerin, die die Kraft und Grenzenlosigkeit besitzt Musik aus den, ihr vom Mittelmaß aufgezwungenen „Einschränkungen“ zu befreien.

 
Bewertung:

GENRE: Pop, elekronische Musik

TRACKLIST:

1. Atopos
2. Ovule
3. Mycelia
4. Sorrowful Soil
5. Ancestress
6. Fagurt Er i Fjordum
7. Victimhood
8. Allow
9. Fungal City
10. Trolla Gabba
11. Freefall
12. Fossora
13. Her Mothers House

--> Musikvideo: Björk: Ancestress

 

VÖ: 30.09.2022
Format: CD/Digital/Vinyl/MC
Label: One Little Independent Records
Vertrieb: H'Art
Auf Tour im Norden: -

Rezensent: Patricia