Capitano- "Hi!"
Schlicht und ergreifend ‚Hi!‘ ist der Name des am 02.02.2018 erscheinenden Debutalbums der deutschen Indie-Pop Band Capitano, bestehend aus dem extrovertierten, exzentrischen Sänger John Who!?, dem Gitarristen Fuzz Santander, Schlagzeuger Dyve Diamond und Bassist Mikael Goldbløm. John Who!? hat kanadische und norwegische Wurzeln, lebt jedoch in Berlin und Frankfurt. Sein ekstatisch überbordendes, extravagantes Auftreten bietet pure Unterhaltung mit existenzialistisch anmutenden Denkanstößen. Fuzz Santander ist ein ebenso unberechenbarer Charakter; er wuchs in Berlin auf, wo er auch seine musikalischen Visionen entwickelte. Bemerkenswert ist das bereits veröffentlichte Musikvideo zur Leadsingle ‚Gypsy On A Leash‘, einem Song der dazu ermutigen soll, man selbst zu sein. Dieses Video von Katja Kuhl ist äußerst sehenswert; in drei Akten zeigt sie unter Zuhilfenahme illuminierter Pferde, Hunde und Autos, sowie einer apathischen Familie und hemmungsloser Performance, was diese Freiheit, die es zu erlangen gilt, bedeuten kann.
Nach eigenen Aussagen möchte die Band mit dieser Nummer eine der größten Problemzonen der modernen Menschheit behandeln, das wahre Gesicht hinter der gesellschaftlichen Maske des Einzelnen. Man legt sich selbst eine Leine an, und verteufelt dann die Welt dafür, dass man in seiner Freiheit beschränkt ist. Der Mensch ist seltsam, fehlerhaft, kompliziert – und soll dazu stehen, indem er sich houdinigleich von der selbstangelegten Leine befreit, und so sein wahres Ich zum Vorschein bringt. Für den Sound des Albums standen sowohl ‚Ziggy Stardust‘ als auch ‚Songs for the Deaf und ‚Apocalypse Dudes‘ Pate. Bei einer der Nummern singt Troy Sanders von ‚Mastodon‘ mit, da ihm ‚Capitano‘ als sie mit ‚Mastodon‘ die Bühne teilten, so gut gefielen, dass er ihnen sofort eine Zusammenarbeit vorschlug.
‚Good Times (For Bad Habits)‘ setzt schlagartig ein, wuchtige Drums, rockige Gitarre, und ekstatischer Gesang sorgen für einen mitreissenden, angenehmen Klang, der den Hörer etwas an die frühen ‚Kaiser Chiefs‘ erinnert und doch schwer einzuordnen ist, in seiner unverkennbaren Eigenwilligkeit. ‚Gypsy On A Leash‘ ist eingängig, mit aufpeitschendem Poprhythmus, der Gesang erinnert bei den besonders hohen Parts etwas an Arthur Brown aus seiner ‚Dance‘-Zeit., aber auch etwas an David Bowie. ‚Dive‘ gemahnt zunächst ein wenig an ‚Another Brick in the Wall‘ von ‚Pink Floyd‘. Musikalisch ist es – wie eigentlich das gesamte Album – ein wilder, doch gelungener Stilmix. ‚Get Naked‘ klingt anfangs ein wenig nach den Achtziger Jahren, wandelt sich indes schnell zu einer energiegeladenen Nummer, der Gesang erinnert stellenweise etwas an die ‚Bee Gees‘, die Musik aber klingt nach Hardrock, beinahe Metal. ‚Non The Less‘ beginnt mit sanften Flamencoklängen und orgelt sich zu ästhetischen Höhen, gipfelnd in einem beeindruckenden Chor. ‚My Bad‘ ist schwungvoll, etwas abgedreht, mit hohen Falsettstellen, drängenden Rhythmen, die mit ruhigen Passagen und aufregenden Synthieklängen wechseln. ‚Sum Of Things‘ ist eine Ballade, mit wehmütig tiefsinnigen Lyriks. ‚Superhybolic‘ gemahnt dezent an die ‚Black Keys‘, hat etwas funkiges, ist auch angenehm verstörend und verblüfft den Hörer mit jeder Sekunde aufs Neue. Der Bass scheint den unvorbereiteten Hörer in Sicherheit wiegen zu wollen, Gesang, Drums und Synth überfallen ihn mit heftigen, überwältigenden Klängen. Wiederum zeichnet sich die Stimme vor allem bei den hohen Stellen aus und erinnert ein wenig an Glenn Hughes. ‚Someone Like You‘ ist ein walzerhafter Ausklang, mit Pianoklängen und nachgerade lieblichen Lyriks, der indes auch wieder schnell eine rockige Stonerqualität erreicht. |
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