SARAH CONNOR: "Herz Kraft Werke"
Sarah Connor ist wieder da: Vier Jahre nach "Muttersprache" mit 1,1 Millionen verkaufte Einheiten hat die Sängerin mit "Herz Kraft Werke" ihr 9. Album eingespielt - wieder auf Deutsch. Der Titel erinnert etwas erinnert an den Werbespruch eines Energieunternehmens. Erstmals singt sie auch politische Lieder. 2015 leitete die Sängerin einen Imagewechsel ein und brachte mit "Muttersprache" ihr erstes Deutschpop-Album heraus, der Erfolg gab ihr Recht. Umso schwerer ist es, nun daran anzuknüpfen.
In neuen Album geht es natürlich auch um Liebe und ihre Variationen, um Selbstwertgefühl und die Kleinstadt. Alle Titel stammen aus Connors Feder. "Vincent kriegt keinen hoch, wenn er an Mädchen denkt, er hat es oft versucht und hat sich angestrengt" lautet es in der Coming-Out- Ballade inklusive spirituell leitendem Gospelchor über den Jugendlichen "Vincent“, der ein Sohn einer Freundin Connors sei und schon als Vorab-Single für Diskussionen sorgte.
Der aggressive Songtitel „Keiner pisst in mein Revier“ lässt eine rotzfreche Rocknummer erwarten, liefert aber stattdessen einen fragilen Song, Der Name des ruhigen Pianostücks "Flugzeuge aus Papier (Für Emmy)" verweist auf einen tragischen Unfall: Emmy war die damals 19 Monate alte Tochter des Ex-Skistars und Weltmeisters Bode Miller (41) und seiner Frau Morgan Beck (32). Ihre Tochter ertrank am 10. Juni 2018 im Pool eines Nachbarn. Immer wieder gibt es diese Songs, bei denen sich dann doch möglichst jeder angesprochen fühlen soll. "Steh auf! Geh raus! Sing laut von den Dächern dieser Stadt!", schreit sie im "Hör Auf Deinen Bauch". Connor ist wohl um einige Lebenserfahrungen reicher geworden. Das klingt auf "Herz Kraft Werke" durch.
FAZIT: Fans von „Muttersprache“ – und das sind bekanntlich sehr viele – dürften mit den zwischen sehr intimen, persönlichen Popballaden und Schlager wechselnden Melodien, Rockklängen und breitem Streicher-Sound auf ihre Kosten kommen. Connor überrascht dadurch, dass die stärksten Songs auf "Herz Kraft Werke" Balladen sind. Ein Pop-Album mit teils tiefgründigen Texten, dass im zweiten Teil ein wenig schwächelt. Der lässt das Album am Ende schlechter dastehen, als es zu Beginn den Anschein erweckt hat. Immerhin kommt mit "Dank dir" eine sparsam instrumentierte Ballade, die mit ihrer Ruhe und mit souligem Background-Gesang punktet. Leider erreicht das neue 15 Tracks umfassende Album nicht ganz die Qualität des Vorgängers. Der größte Unterschied zu all den Schlagerplatten besteht darin, dass Connor in ihren Texten klar Stellung bezieht.
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