DEINE COUSINE: „Ich bleib nicht hier“
Kommen wir einmal wieder in die „Heimat“. Am 09.09.2022 hat Deine Cousine ihre neueste Scheibe rausgehauen und natürlich musst ich dort einmal hineinhören. Insgesamt 12 Tracks wurden veröffentlicht und die gesamte Scheibe trägt den Namen „Ich bleib nicht hier“. Der Titel des zweiten Studioalbums der Künstlerin ist nicht nur ein simpler Titel, denn jene sieht den Lebensweg als immer fortlaufende Dynamik, bei welchem das „hierbleiben“ Stagnation bedeutet. „Immer weitergehen, sich neu finden, ohne sich dabei zu verlieren“ heißt es im Presseschreiben und wie es musikalisch nun weitergegangen ist, nehmen wir jetzt einmal unter die Lupe.
Mit „Irgendwo da draussen“ beginnt das Album relativ ruhig. Textlich wird hier das Thema „Fernweh“ bearbeitet indem man als Hörer direkt angesprochen wird. Es wird sozusagen direkt zu Beginn eine Verbindung zum Hörer hergestellt. Mit „Küsschen links, Küsschen rechts“ wird man dann noch direkter begrüßt, wenn auch der Text eher eine Kriegserklärung an oberflächliche Personen ist. Musikalisch wird hier eine gediegene Punk-Rock-Nummer geliefert. „Bang Bang“ nennt sich der dritte Song und hier bekommt man einen „dezenten“ Liebes-Song serviert. Mit „Stärker als du denkst“ wird eine Hymne an das Selbstbewusstsein abgeliefert, welche mit eingängigem Refrain auftrumpft. Als fünfte Nummer findet dann den Titeltrack „Ich blieb nicht hier“ und hier wird es dann etwas ernster. Der relativ ruhige Song hat eine stark depressive Seite, jedoch auch etwas Befreiendes, denn offen und ehrlich darzulegen, dass das Leben einfach auch „scheiße“ sein kann, tut manchmal auch gut.
„Träume findet man im Dreck“ hebt die Stimmung mit heftig punkigen Gitarren und deftigem Beat. Mit „Bring mich nach Hause“ geht es dann in die absolut entgegengesetzte Richtung. Hier wird schon fast soulig abgeliefert und mit starken Backing-Vocals verfeinert. „369“ bringt etwas fröhlichen Punkrock bis „Kaputtgeliebt“ wieder etwas melancholischere Stimmung aufbringt. „Ein bisschen mehr Liebe“ lässt sich als ruhige Ballade beschreiben, welche die Wertigkeit von Liebe in der heutigen Zeit in Frage stellt. Bevor das Album mit „Einen noch“ beendet wird, wird mit „Bielefeld, Paris oder Madrid“ schon fast Ska-Punk artig abgerockt.
Fazit: Deine Cousine hat es noch immer drauf! Mit dem zweiten Studioalbum ist nun klar, dass man sich auf sie verlassen kann. Die Texte sind einerseits ernst und bringen einen zum Nachdenken, andererseits wird auch ein guter Humor an den Tag gelegt, welcher wieder etwas auflockert. Die Songs sind hinsichtlich der Instrumentalsektion schön abwechselnd und auch sehr aufwändig produziert. Im Großen und Ganzen gefällt mir „Ich bleib nicht hier“ sehr gut und daher vergebe ich 9 von 10 Punkten. |