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MATTHEW DEAR: „Preachers Sigh & Potion: Lost Album“

Während der Pandemie und dem Lockdown dürfte der texanische DJ Matthew Dear in seinem Archiv herumgekramt und etwas Verlorengeglaubtes ausgegraben haben. Der schon über 20 Jahre aktive Musiker fand Material, welches er vor insgesamt 10 Jahren produziert hat und veröffentlichte jenes am 25.06.2021 unter dem Namen „Preachers Sigh & Potion: Lost Album“.

Bei den 11 Tracks handelt es sich um Musik, welche der Musiker unter der Inspiration seines eigenen Vaters, welcher begabter Country-Gitarrist ist und der aus selbigen Genre stammenden Ikone Emmylou Harris. Was der Künstler, welcher eigentlich für seine eher elektronische Musik bekannt ist, so mit diversen Country-Elementen auf die Füße stellt, nehmen wir nun genauer unter die Lupe.

Begonnen wird mit „Muscle Beach“. Der Opener klingt zu etwas wie monotoner Bob Dylan auf Speed. In „Sow Down“ kommt dann der elektronische Einschlag durch diverse Filter wesentlich stärker hervor, wenn auch die Komposition etwas orientalisch verträumt klingt. Spätestens bei „Hikers Y“ kommt Dear`s „Dance-Club-Mood“ auf, was sich dann aber direkt darauf mit der ruhigen akustischen Nummer namens „Never Divide“ drastisch ändert. „All her fits“ bringt danach etwas fröhlichere Klänge, welche aber immer wieder durch interessante atmosphärische Sounds verwaschen werden. Das „Verwaschene“ wird dann in „Supper Times“ beibehalten und mit verträumten Synth-Sounds ausgebaut, wobei etwas „bit-gecrushte“ Elemente kombiniert mit einer dezenten Drum einen recht unruhigen Sound produzieren. In „Crash and burn“ bekommt man ein Riff geliefert, welches schon fast an Primus erinnert. Die im Song verbauten disharmonischen atmosphärischen Klänge bringen eine gewisse Unruhe auf und das stetige Gitarrenriff wirkt enorm getrieben.

Mit „Heart to sing“ und „Eye“ geht Dear wieder mehr in Richtung des Blues und Country, wenn auch hier eher minimalistisch mit der Melodie umgegangen wird. „Head“ wirkt sehr schwer und getragen. Die ins Tiefe gezogene Vocals wirken, als hätte man sich etwas eingeschmissen, bis dann die ruhigen Streicher einsetzen und wieder etwas Beruhigung bringen. Mit „Gutters and Beyond“ wir das „Lost Album“ abgeschlossen und hier wird noch einmal mit feinem Plattenknistern und ein paar Störgeräuschen losgelegt. Textlich hält sich Dear in seinen Songs eher kurz und konkret, wenn auch ein gewisser Rahmen zur Eigeninterpretation frei bleibt.

Fazit: Ich konnte mir bei der Beschreibung des Albums nicht wirklich vorstellen was da auf mich zukommt. Die Mixtur ist wirklich sehr eigen und man kann von keinem wirklichen „Overall-Sound“ der Scheibe sprechen, da jeder Song eine eigene kleine Klangwelt bildet. Im Großen und Ganzen ist das Album ein interessantes Experiment Country, Blues und Electronica zu fusionieren und das Resultat sind teils bedrückende, teils motivierende Soundlandschaften, welche man so sicherlich im Alltag nicht zu Gehör bekommt. Meinerseits gibt es dafür 7 von 10 Punkten.

--> Musikvideo: Matthew Dear - Muscle Beach

 
Bewertung:

GENRE: Electronica

TRACKLIST:

1. Muscle Beach 
2. Sow Down 
3. Hikers Y
4. Never Divide
5. All Her Fits
6. Supper Times
7. Crash and burn 
8. Heart to Sing
9. Eye
10. Head
11. Gutters and Beyond 

VÖ: 25.06.21
Format: CD / Vinyl / Digital
Label: Cargo Records
Vertrieb: Cargo Records
Auf Tour im Norden: -

Rezensent: Gregor