DORO: "Forever Warriors, Forever United"
Wie doch die Zeit vergeht und dennoch ändern sich gewisse Dinge nicht. Schon lange ist Doro Pesch ein nicht mehr wegzudenkender Begriff in der Heavy Metal Szene, und mit ihrem nunmehr zwanzigsten Album – welches zugleich das erste Doppelalbum der Metal-Queen ist – wird sie dem über lange Jahre erworbenen Ruf wieder einmal gerecht. ‚Forever Warriors, Forever United‘ heißt das neue Album, welches pünktlich zu Doros fünfunddreißigjährigem Bühnenjubiläum erscheint. Zu hören sind auf dem neuen Album neben Doro selbst am Gesang Luca Princiotta und Bas Maas an den Gitarren, Nick Douglas am Bass und Johnny Dee am Schlagzeug. Mitgewirkt haben an diesem Album aber auch Ikonen wie ‚Mille‘ von ‚Kreator‘, Chuck Billy, ‚Sabaton‘ und Warrel Dane.
Die erste Nummer ‚All For Metal‘ beginnt ekstatisch getragen, zugleich rasant, mit leichten ‚Manowar‘-Anklängen, kräftig hallender Stimme und hymnischen Qualitäten. ‚Bastardos‘ lässt vom Eingangsriff her ein wenig an ‚Judas Priest‘ denken, besonders auffallend ist die schnelle Schlagzeugarbeit; weshalb der Titel dieser Nummer spanisch ist obwohl die Strophen englisch gesungen werden, entzieht sich meiner Kenntnis. ‚If I Can’t Have You – No One Will‘ beginnt langsam, schwermütig, mit erstaunlichem männlichen Growl-Gesang, der irgendwie an Tom Waits erinnert. Der Hauptteil der Nummer ist von dichtem Klang geprägt, eindringlich und heftig. ‚Soldier Of Metal‘ ist eine gefühlvolle Rockballade mit intensiv klassischem Einschlag, die auf beeindruckende Art und Weise Doros Bandbreite zeigt; über den Einfallsreichtum des Titels ließe sich freilich diskutieren. ‚Turn It Up‘ ist ungestüm rockig, die gesamte Nummer arbeitet auf den mitreißenden Refrain hin, der den Hörer nicht enttäuscht. ‚Blood Sweat And Rock’n’Roll‘ klingt angenehm nach ‚Dio‘, weniger jedoch nach ‚Blood, Sweat and Tears‘. ‚Don’t Breake My Heart Again‘ ist wohl das einzige Cover auf diesem Album – ursprünglich eine ‚Whitesnake‘-Nummer, ist es äußerst beachtlich, wie gut Doros Stimme den Vergleich mit David Coverdales Originalgesang besteht; die Nummer besticht auch vor allen Dingen durch den hervorstechenden Klang einer Hammondorgel. ‚Love’s Gone To Hell‘ ist emotional, zuweilen geradezu lieblich, ohne dabei jedoch an Kraft und Energie einzubüßen. ‚Freunde Fürs Leben‘ ist ausnahmsweise mal eine auf Deutsch gesungene Nummer – und ganz ehrlich, es bringt einen als Hörer eigentümlicher weise etwas aus dem Konzept; der Text wirkt nachgerade banal, wenn man ihn in der eigenen Muttersprache hört. ‚Backstage To Heaven‘ liefert von Beginn an hervorragende Gitarrenarbeit, der Refrain lädt den Hörer zum Mitsingen ein. ‚Résistance‘ ist von einnehmendem Klang; was dem geschichtsbewussten Hörer indes etwas irritieren könnte, ist schlicht und ergreifend die Verwendung des Wortes ‚Résistance‘ – die Résistance war eine französische Widerstandsbewegung gegen die brutale deutsche Besatzung, sowie gegen die deutschlandhörige Marionettenregierung des Marschall Pétain im unbesetzten Teil Frankreichs; hierauf wird im Text des Songs, soweit sich mir dies erschließt, keine deutliche Anspielung gemacht.
Doch weiter: die Nummer ‚Lift Me Up‘ ist auf ergreifende Art gefühlvoll, stimmlich gemahnt Doro hier zuweilen nahezu ein wenig an die unsterbliche Janis Joplin. ‚Heartbroken‘ ist schwungvoll, dabei eher ruhig, beinahe poppig. ‚It Cuts So Deep‘ ist ein wahrhaftiges Liebeslied, traurig und doch von hoffnungsvollem Klang erinnert der Song stark an ‚Meat Loaf‘. Um diese Rezension kurz zu machen, auch die weiteren Tracks dieses Doppelalbums bewegen sich auf demselben hohen Niveau und enttäuschen wohl keinen Fan.
FAZIT: Ein Album voller hitverdächtiger Melodien, mitreißender Refrains, solider Riffs, dichter, schwerer Klänge, doch auch leichter, zuweilen klassisch angehauchter, manchmal fast poppiger Töne. Ein Album, wie man es von Doro erwartet, vielleicht sogar abwechslungsreicher, als man zunächst glauben würde, was durchaus positiv überrascht. Freilich kommt man zuweilen dennoch nicht umhin, etwas wie ein Schema zu erkennen, nicht alleine im Vergleich mit früheren Doro-Alben, als vielmehr generell mit Bands dieses Genres. Es wirkt nicht immer alles ganz neu – doch das muss es ja auch nicht unbedingt, solange das Altbewährte funktioniert und nach wie vor gut klingt. Im Ganzen gibt es dafür 8 von 10 möglichen Punkten.
--> Musikvideo: DORO - All For Metal
|
|
|