EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN: „Alles in allem“
Sage und schreibe 40 Jahre gibt es eine Truppe aus Berlin, welche uns mit insgesamt 11 Alben über die Zeit geschenkt hat. Die Rede ist von Blixia Bargeld, N.U. Unruh, Alexander Hacke, Jochen Arbeit und Rudolf Moser, welche sich gesammelt die Einstürzenden Neubauten nennen. Alljene die in den 80ern etwas rebellisch waren, dürften die Band kennen, doch der heutigen Jugend ist die Band doch etwas fremd.
Es handelt sich um eine geschichtsträchtige Band, deren Biographie einiges an Recherche bedarf, wenn man sich mit „allem“ was die Künstler so über die Zeit geliefert haben auseinander setzen möchte. Wen wir schon bei „allem“ sind, dann leiten wir gleich dazu über und verkünden, dass das 40. Jubiläum mit einem Albumrelease am 15.05.20 gefeiert wurde und das neue Scheibchen wurde „Alles in allem“ getauft. Inhaltlich beschäftigt sich die Jubiläumsscheibe nicht mit dem großen Ganzen der Biographie der Band sondern eher mit der Herkunftsstadt jener. Berlin steht als Thema im Mittelpunkt und man könnte die folgend zu besprechenden Tracks als teils sarkastische Reflexion über die Stadt bezeichnen.
„Ten Grand Goldie“ macht den Anfang und der Song wirkt etwas diffus und minimalistisch. Es werden verschiedene Sampler eingespielt und eigentlich hat nur der Refrain, sowie teilweise die Strophen, eine klare Melodie, sowie einen definierten Rhythmus. „Am Landwehrkanal“ startet mit Bass und Klanghölzer und bietet weiters eine zweistimmige Narration einer Person die am Kanal sitzt. Was man unter einem „möbelierten Lied“ zu verstehen hat wird in Nummer 3 festgestellt, in welchen die Renovierung eines Liedes vorgetragen wird, während die Musik etwas an eine Grönemeyer erinnert. Die Vocals sind bei weitem nicht so bellend, doch tonal gibt es jedenfalls Gemeinsamkeiten. „Ziviisatorisches Missgeschick“ beginnt mit dem Satz „Wir leben hier nicht mehr“ und seltsame Geräusche erklingen. Es wirkt richtig mystisch, jedoch auch irgendwie wie ein Hörspiel aus den 80er Jahren.
In der Mitte des Albums finden wir den Song „Taschen“, welcher hauptsächlich aus einem Stampfen und Glocken besteht, wenn man die Streicherpassagen und die Vocals weglässt. „Seven Screws“ folgt und wirkt etwas breiter als der Vorgänger. Der Titel zum Album-Namen hat etwas von einem alten Seemannslied, vor allem mit der etwas Chanson-artigen Vortragsweise und dem Akkordeon. Die restlichen 3 Nummern „Grazer Damm“, „Wedding“ und „Tempelhof“ zeigen sich ähnlich minimalistisch wie die Anderen, haben dennoch eine ganz eigene mystische Wirkung, vor allem die Letztgenannte.
FAZIT: Für alle, die gerne aufmerksam Musik hören und auch eine Zuneigung zum Poetry-Slam haben ist dieses Album definitiv zu empfehlen. Party-Musik hat man sich von den Neubauten nicht zu erwarten, sondern ein beeindruckendes Mischwerk aus Lyrik und Musik, welches zu beeindrucken weiß. Ich selbst höre derartige Musik eher selten, doch ich habe die Zeit mit diesem Album sehr genossen. Die Art der Einstürzenden Neubauten ist etwas ganz eigenes und es verhält sich etwas wie bei Lakritze: Man mag sie oder eben nicht. Ich finde das Jubiläumswerk wirklich sehr gelungen und muss daher sagen, dass „Alles in allem“ mindestens 9 von 10 Punkten verdient hat. |
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