EVERGREY: „A Heartless Portrait (The Orphean Testament)“
Wie die Meisten unter meinen Lesern wissen, bin ich großer Freund von progressivem Heavy-Metal. Eine der größeren Bands in diesem Genre ist EVERGREY, wenn auch eher am Power-Metal lastigen Ende des Spektrums. Die 1995 in Schweden gegründete Band stach schon sehr früh durch ihren starken und innovativen Metal in der Szene hervor und für Fans dieser Truppe gab es am 20.05.2022 einen Grund sich zu freuen.
Mit „A Heartless Portrait (The Orphean Testament)“ wurde das 13. Studioalbum der Band veröffentlicht und somit 10 neue Songs serviert. Die Band lässt sich zu Beginn des Albums keine Zeit und martert einem mit „Save Us“ direkt einmal durch den Gehörgang. Neben dem heftigen Gewummere der Insturmental-Sektion wird man von den starken Vocals verwöhnt, welche nicht nur lyrisch gesehen, sondern auch simpel melodisch solide sind. „Midwinter Calls“ zeigt sich auf Platz 2 direkt als „Mitsing-Hymne“ mit deftigen Rhythmisierungen, welche beim Headbangen zu gewissen Genicksverspannungen führen könnten, wenn da nicht der schon fast popige Aufbau zum Refrain wäre. „Ominous“ nähert sich mystisch und langsam mit einer im Filter-Effekt schwimmenden Gitarre und epischen Vocals, bis dann die Drums mit doch ruhigem aber fein akzentuiertem Rhythmus den Song seine Kraft verleiht. Das Tempo ist wirklich moderat, doch die Wirkung des Sound ist trotzdem enorm.
In „Call out the dark“ wird ein kleiner altbekannter Trick verwendet. Als Einleitung wird man von einer ganz ruhigen „lieben“ Melodie kurz verführt, bis einem die komplette symphonische Wand mit ihrer Gewalt und eben jener Melodie entgegen fährt. Der Song liefert einen wie gewohnt „mitsingbaren“ Refrain und ein episches Gitarrensolo. Im Song „The Orphean Testament“ geht es dann wesentlich wilder zu. Die Gitarren liefern wieder eine mächtige Wand, welche mit den Drums und dem Bass wie ein Panzer dahinrollen, bis der dann doch wieder etwas ruhig melodische Refrain losbricht. Das Wechselspiel zwischen epischer Melodie und heftigem Rhythmus, welcher hier und da schon fast in die Richtung Djent geht, funktioniert nicht in jeder Nummer auf diesem Album, doch „The Oprhean Testament“ und „Reawakening“ sind wirkliche Paradebeispiel für eine erfolgreiche Kombination der genannten Komponenten.
„The Great Unwashed“ liest sich schon einmal als würde etwas stinken. Der Song ist jedoch alles Andere als stinkig, denn die hier gelieferten Rhythmisierungen erinnern schon fast an Dream Theater. „Heartless“ und „Blindfolded“ liefern nochmal mit gewaltigem Dampf ab, bevor es dann mit „Wildfires“ in die Endrunde geht. Mit dem letzten Song hat sich die Band dazu entschieden das Album mit einer eher ruhigen emotionalen Ballade abzuschließen, was nach den davor vorgetragenen „Brechern“ nicht gerade ungelegen kommt.
Fazit: Evergray haben einmal wieder ein gelungenes Album produziert. Für meine Geschmack hätte es etwas weniger Melodie und etwas mehr „Gedjente“ geben könne, doch alles in allem sind die Songs schon ziemlich mächtig geworden. Das Album ist auf jeden Fall für alle Freunde des etwas komplexeren Heavy-Metal zu empfehlen und bekommt von mir insgesamt 8 von 10 Punkten.
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