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FATHERSON: "Sum Of All Your Parts"

Ihr nunmehr drittes und bisher selbstsicherstes und mutigstes Album haben ‚Fatherson‘ gemeinsam mit Produzent Claudius Mittendorfer live aufgenommen. Im Frühjahr 2017 fanden sich Sänger & Gitarrist Ross Leighton, Bassist Marc Strain und Schlagzeuger Greg Walkinshaw von ‚Fatherson‘ an einem Wendepunkt und beschlossen den Sound ihrer zwei bisherigen Alben hinter sich zu lassen. In ihren neuen Heimstudio in Glasgow, Schottland entstand ‚Sum Of All Your Parts‘, vermeiden sie ein paar der Pop-Standards, die der Band nach dem Vorgänger ‚Open Book‘ zu vorhersehbar und langweilig wirkten. Ein gutes Beispiel dafür ist das sphärische Reflection, das ‚Fatherson‘ als Live-Session veröffentlicht haben. Gegründet hat sich die Band in Kilmarnock, Schottland, Anfang 2010 und konnte seitdem schnell immer mehr Leute erreichen: Ihr Debütalbum ‚I Am An Island‘ war geprägt von schottischem Stoizismus und persönlichen Dramen, vermischte alternativen Rock mit komplexen Gitarren und großen Refrains. ‚Fatherson‘ tourten mit ‚Biffy Clyro‘, ‚Frightened Rabbit‘ oder ‚Twin Atlantic‘, spielte außerdem mit den ‚Kings of Leon‘, ‚Augustines‘ oder ‚Enter Shikari‘. Dass die Band auch über einen gesunden Humor verfügt, beweist die erste Episode von "Cooking With Fatherson", eine Koch-Show bei der Bassist Marc Strain seinen Bandkollegen seine Fähigkeiten in der Küche vorführt. In der unterhaltsamen ersten Episode bereitet die Band einen Burger mit der schottischen Limonade ‚Irn Bru‘ zu.

Doch nun zur Musik des neuen Albums selbst;  der Opener ‚The Rain‘ und das folgende ‚Making Waves‘ pendeln zwischen geradezu hypnotischen Piano-Parts, Post-Rock Gitarren und erhebenden Pop Passagen. ‚Gratitude‘ klingt auf eingängige Art leichtherzig und überzeugt dabei doch durch einen dichten Sound. ‚Nothing To No One‘ baut sich langsam auf und bleibt eine beruhigende, sanfte Nummer, gefühlvoll und von einfühlsamen Klang. ‚Oh Yes‘ ist regelrecht traurig, verbreitet eine wehmütige Atmosphäre, die authentisches Leid vermittelt und geradezu gänsehauterregend nahe geht, vor allem durch dein eindringlichen Gesang. ‚The Landscape‘ ist beeindruckend stimmig, mit gekonnter Vermischung aus Rock und Pop. ‚Ghost‘ mutet atmosphärisch, etwas getragen und dabei zuweilen fast von wuchtiger Intensität an. ‚Reflection‘ übt auf den Hörer eine nachgerade liebliche, anmutig beruhigende Wirkung aus. ‚Charm School‘ ist die wohl rockigste und zugleich eingängigste Nummer des Albums, durch mitreißenden Rhythmus und überzeugenden Gitarren wird der Hörer von dieser Nummer auf Anhieb begeistert sein. Die letzte Nummer des Albums schließlich, "Building A Wall‘ verabschiedet den Hörer mit geruhsam sanften Tönen, ein wenig fühlt man sich zuweilen an ‚U2‘ erinnert – seltsamerweise handeln die Lyriks ungeachtet des Titels offenbar nicht von Donald Trump.

FAZIT: Ein modernes Popalbum im besten Sinne des Wortes; mit diversen Einflüssen unterschiedlicher Stilrichtungen wird hier ein Gesamtkonzept kreiert, das durchaus zu überzeugen vermag, auch wenn das Album ganzheitlich betrachtet vielleicht zuweilen ein wenig träge wirkt – in dem Sinne, das man über einige doch recht lange Passagen hinweg den Eindruck haben könnte, es fehle etwas an Rasanz, an Geschwindigkeit. Dennoch gibt es dafür immerhin 7 von 10 möglichen Punkten.

 
Bewertung:

GENRE: Alternative, Indie, Rock, Pop

TRACKLIST:

1. The Rain
2. Making Waves
3. Gratitude
4. Nothing To No One
5. Oh Yes
6. The Landscape
7. Ghost
8. Reflection
9. Charm School
10. Building A Wall

VÖ: 14.09.2018
Format: CD / LP / Digital
Label: Easy Life Records
Vertrieb: The Orchard
Auf Tour im Norden: 20.10.2018, Hamburg, Molotow

--> Musikvideo: Fatherson - 'Making Waves'

  Rezensent: Florian