BRYAN FERRY And His Orchestra: "Bitter-Sweet"
Bryan Ferry meldet sich 2018 mit einem neuen Album zurück. "Bitter-Sweet" heißt das 16. Solowerk des britischen Sängers und Songschreibers und Roxy-Music-Gründungsmitglieds und ist das Nachfolgealbum von "Avonmore" aus dem Jahr 2014.
Wie bereits sein Album "The Jazz Age (2012)" entstand "Bitter-Sweet" zusammen mit dem Bryan Ferry Orchestra. Die Methode, eigene Stücke aus den 70er und 80er Jahren zu nehmen und gen Ragtime usw. umzutopfen, ist bei Ferry nicht neu. Bereits Einige Stücke wurden bereits in nahezu identischer Form auf »The Jazz Age« arrangiert.
Jetzt mit einer Sammlung von solch arrangierten Roxy-Retro-Songs auf den Markt zu streben kommt nicht von ungefähr. Der Brite hatte einen Gastauftritt in der Netflix/ ARD Erfolgs-Serie "Babylon Berlin" als Sänger eines 20er-Jahre-Tanzcafés. Perfektes Product-Timing eben. Ferry hatte mit seinem Orchester sechs Stücke zum Soundtrack des Films beigetragen, fünf davon sind in denselben Versionen auf diesem Album zu hören.
Deshalb findet man auf »Bitter-Sweet« musikalische Stile aus dieser Zeit, darunter Ragtime, Blues und Jazz. Interpretiert werden neben Ferrys Solosongs auch bekannte Roxy-Music-Klassiker, zum Beispiel "While My Heart Is Still Beating" (im Original auf Roxy Musics Avalon, 1982), "Sign Of The Times" (1978), "Bitter-Sweet" (vom Album Country Life, 1974) und die Interpretation des 1987er "Bete Noire"-Juwels »Limbo«.
Während "The Jazz Age" keinerlei Gesang bot und der Kultsänger eher als Herausgeber fungierte, bringt sich der 73-Jährige hier auf acht Tracks stimmlich ein. In den Instrumentals übernehmen Trompeten, Saxophon oder Klavier das Szepter. “Dance Away” (1979) schwingt sich als munter gemachter Ragtime davon, “Reason Or Rhym” (2010) verzieht sich in eine rauchige Jazz-Keller-Ecke.
FAZIT: “Bitter-Sweet” ist eine Kuriosität, die nie ganz als 40-minütiger Soundtrack durchgeht, sondern als Passionsprojekt vom Meister selbst. Es bleibt ein künstlerischer Nachgeschmack, manches ist nah am Kitsch gebaut und mancher wird es trotz der hervorragenden handwerklichen Umsetzung das Albums als lahmen Neuaufguss empfinden. Für die Fans des Musikers gibt es aber eine neue Perspektive auf altbekanntes Material. Wer sich nun allerdings auf Hits wie “Slave To Love”, “Don’t Stop The Dance”, “Avalon”, “Let’s Stick Together”, “Jealous Guy”, “I Put A Spell On You” oder “More Than This” freut, der wird enttäuscht sein, denn sie sind auf dem Album nicht zu finden. Im November und Dezember 2018 tourt Bryan Ferry mit den “Night Of The Proms” (Unsere Review von seinem Auftritt in --> Bremen), im Mai und Juni 2019 dann wird er als Headliner live zu erleben sein.
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