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FJØRT: "nichts"

Blicken bzw. Hören wir einmal rüber nach Aachen. Die dort im Jahr 2012 gegründete Band Fjørt hat am 11.11.2022 "nichts" veröffentlicht. "nichts" setzt sich aus satten 13 Songs mit simplen Titeln zusammen und ist somit das 4. Studioalbum der Truppe.

Begonnen wird mit der doch recht atmosphärischen Nummer "nichts". Hier wird man mit mystischen Klängen begrüßt, bis das Schlagzeug einsetzt und schlussendlich die Vocals hervorbrechen. Der Text zeigt sich sehr metaphorisch, aber regt eben dadurch zum Denken an. Man versucht in der "Erzählung" einen roten Faden zu finden, doch jede Zeile trägt schon eine eigene Message. Nach dem starken Opener folgt "sfspc" und hier geht es ähnlich hart zu wie im Opener, wenn auch mit etwas mehr ruhigen Passagen. "salz" fährt einem im Anschluss mit deftigen Beat und schön melodischen Vers durch den Magen. "feivel" entschleunigt etwas und bringt weniger "geplerrte" Vocals, bis "schrot" mit gewaltigem Groove um die Ecke biegt. Der Track zerlegt auf wirklich hohem Niveau und hat dezentes Ohrwurmpotential. Mit "kolt" bekommt man dann in der Mitte des Albums wieder etwas melancholischere Klänge serviert. "wasser" verstärkt, als wirklich ruhiges Instrumentalstück, die aufgekommenen Stimmung. "bonheur" bringt die Härte wieder dezent zurück, bevor "fünfegrade" mit schon fast 80er-New-Wave Vibes auftrumpft. In "lakk" wird man von einem netten Intro begrüßt und bekommt anschließend mit mächtig Zerre aufs Fressbrett. In "fernost" wird mit unglaublich feinen Kopfstimmenpassagen eingeleitet und dann in klassischer Post-Hardcore-Manier  gemartert. Dieser Track ist definitiv mein absoluter Favorit auf diesem Album. Hier kommen die Vocals wirklich gut hervor und man merkt, dass Sänger Chris Hell nicht nur schreien und rappen kann.

Abgesehen davon, reißt der Text einen ab der ersten Zeile richtig mit und regt zum Mitsingen an. Nach der mächtigen Nummer wird es in "tau" nochmals melancholisch, bevor "lod" das Album mit einer letzten Ladung brachialster Zerre beendet.

Fazit: Ich habe Fjørt seit ihrer Gründung mitverfolgt und bin schwer von dem Werdegang der Band beeindruckt. Die Band hat sich von einer etwas wirren Post-Hardcoreband zu einer der kräftigsten Truppen des Genres entwickelt. "nichts" ist eine enorm starke Scheibe geworden und überzeugt mit ruhigen besinnlichen Passagen, aber auch mit heftig emotionalen Riffs. Es ist immer wieder interessant wie die Band mit Wechseln zwischen heftigem Metal und emotional ruhigen Passagen umgeht. Die Texte sind etwas anspruchsvoll und definitiv nichts, was man beim ersten "Hördurchgang" vollends versteht. Hier muss man schon etwas öfters drübergehen um eine Ahnung davon zu bekommen, was einem hier entgegengebracht wird. Wie auch immer, Fjørt haben mit "nichts" eine wirklich mächtige Scheibe rausgehauen, welche satte 8 von 10 Punkten verdient hat. 

 
Bewertung:

GENRE: Metal/Post-Hardcore

TRACKLIST:

1. nichts
2. sfspc
3. salz
4. feivel
5. schrot
6. kolt
7. wasser
8. bonheur
9. fünfegrade
10. lakk
11. fernost
12. tau
13. lod

VÖ: 11.11.22
Format: CD / Vinyl / Digital

--> Musikvideo: FJØRT - fernost

 

Label: Grant Hotel van Cleef
Vertrieb: The Orchard
Auf Tour im Norden: 21.01.23 Bremen Schlachthof | 27.01.23 Hannover, Musikzentrum | 03.02.23 Hamburg, Fabrik

Rezensent: Gregor

Rezension --> FJØRT - „Couleur“