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FRITTENBUDE: "Rote Sonne"

Bei „Frittenbude“ denken die meisten sicher an den Imbiss an der Ecke. Bei der hier gemeinten Frittenbude handelt es sich jedoch um eine Electropunk-Band aus Bayern. Die Band bestehend aus Martin Steer (E-Gitarre, Gesang), Johannes Rögner (Rap, Gesang) und Jakob Häglsperger (Synthesizer, Bass) hat sich passend zum ungewöhnlichen Namen 2006 während einer Autofahrt, bei der das Radio ausgefallen war, gegründet. 2008 folgte ihr Debütalbum "Nachtigall". Jetzt 11 Jahre und vier Alben später präsentieren uns Frittenbude mit „Rote Sonne“ ihr aktuellstes Album. Die Texte von Frittenbude sind meistens darauf ausgelegt Spaß zu machen und handeln dementsprechend von Discotheken und dem Nachtleben. Dennoch gab es in der Vergangenheit bereits einige gesellschaftskritische Stücke, die sich vor allem gegen rechtsextreme Gewalt richten.

„Rote Sonne“ beginnt mit „Kill kill kill“ auf flotten Elektro-Beats und der häufigen Wiederholung der Textphrase: „Kill, Kill, Kill! Mörder, Mörder, Mörder“. Das darauffolgende „Vida“ behält das Tempo bei und spielt dabei mit den Begriffen „Vida“ und „Wieder“, es wirkt dabei aber irgendwie ein wenig lustlos. Weiter geht es mit der zweiten Single-Auskopplung „Süchtig“. Die von den bisherigen Tracks wohl auch das meiste Radiopotenzial mitbringt beim mehrfachen Hören jedoch deutlich anfängt sich abzunutzen. „Alles was wir nicht tun“ ist eine melancholische Elektro-Ballade, die uns daran erinnert, dass das Leben auch aus verlorenen Chancen und Niederlagen besteht.

Brennen“ und „Kanister“ brechen dann wieder aus dem Balladen-Schema aus und werden wieder deutlich flotter, ohne jedoch großartig aufzufallen. Mit „Rote Sonne“ erwartet uns nach den beiden Füllsongs ein Track, der wieder an alte Frittenbude-Alben erinnert und damit sicherlich zu den Highlights des gleichnamigen Albums gehört. Es folgt mit „Emma“ jedoch der nächste „Füller“, besonders da hier das Wortspiel aus „Vida“ mit den Worten „Emma“ und „Immer“ aufgenommen wird. Das Ganze wirkt dann beim zweiten Mal auch eher abgedroschen und einfallslos. Ganz und gar nicht einfallslos geht’s mit „Die Dunkelheit darf niemals siegen“ weiter.  Der Track, bei dem ich beim ersten Lesen des Titels an eine Kopie von Tocotronics „Pure Vernunft darf niemals siegen“ denken musste, erweist sich als Rundumschlag gegen nahezu die komplette Gesellschaft. Hinzu gesellt sich ein gelungener treibender Electro-Beat und mit Jörkk Mechenbier (Love A) ein wirklich perfekter Featuregast. „Die Dunkelheit darf niemals siegen! Da die die schweigen, immer schwiegen. Die Dunkelheit darf niemals siegen! Erst nach dem Krieg kommt wieder Frieden!“

Goldie“ und der erste Zusatztrack „Filmriss 2000“ fallen dann wieder in das bekannte Muster der vorherigen Tracks und dementsprechend kaum auf. „Zucker + E“ ist der zweite Bonus Track auf „Rote Sonne“ und bildet mit seinem stampfenden Beat einen gelungenen Abschluss.

FAZIT: Ich war ein wenig gespannt was mich bei Frittenbudes „Rote Sonne“ erwartet. Gedanklich hatte ich ein sehr gesellschaftskritisches Album erwartet, dass die ganzen aktuellen Geschehnisse auf Korn nehmen wird. Diese Vorstellung wurde zum Großteil enttäuscht, viele Tracks kommen eher gelangweilt und lustlos als kraftvoll und kämpferisch daher. Dennoch will ich nochmal „Die Dunkelheit darf niemals siegen“ hervorheben, welches eben jener kraftvoller und kämpferische Song ist, den ich erwartet hatte. Insgesamt bekommt „Rote Sonne“ daher 6 von 10 Punkten von mir.

--> Musikvideo: Frittenbude - Die Dunkelheit darf niemals siegen (feat. Jörkk Mechenbier)

 
Bewertung:

GENRE: Pop/ Electropunk

TRACKLIST:

1. Kill kill kill
2. Vida
3. Süchtig
4. Insel
5. Alles was wir nicht tun
6. Brennen
7. Kanister
8. Rote Sonne
9. Emma
10. Die Dunkelheit darf niemals siegen (feat. Jörkk Mechenbier)
11. Goldie
12. Filmriss 2000 (Bonustrack)
13. Zucker + E (Bonustrack)

VÖ: 22.2.2019
Format: CD / Vinyl / Digital
Label: Audiolith
Vertrieb: Broken Silence
Auf Tour im Norden: 15.03.2019 Hannover, Faust | 16.03.2019 Hamburg, Uebel & Gefährlich | 11.04.2019 Münster, Gleis 22

Rezensent: Jannik