GHOST CITY BERLIN: "Lockdown Sampler"
Wenn auf einmal alles wie ausgestorben wirkt und die Bühnen nicht mehr bespielt werden dürfen, sieht es wirklich zappenduster für die Welt der Live-Musik aus. Nichtsdestotrotz haben sich einige Musiker zusammengefunden um für dieses dystopische Szenario einen Soundtrack zu schaffen. Genau genommen haben sich satte 18 Bands aus Berlin zusammen getan und miteinander den "Lockdown Sampler" "Ghost City Berlin" geschaffen.
Dieses herausragende Projekt lässt sich als massive Zusammenarbeit aller möglichen Spielarten der Berliner Szene beschreiben und das Resultat zeigt, dass Berlin trotz unbespielter Bühnen definitiv nicht leise ist. Begonnen wird die sehr ausgiebige Scheibe mit "Cold City" von Kitty Solaris und hier bekommt man recht ruhigen Post-Rock auf die Ohren. Mit "Normopathic Society" von Bass Sick Shit wird es dann etwas härter und textlich auch schön kritisch.
Tibursky kommt dann mit eher elektronischen Klängen in "Car Crash" um die Ecke, während Earnest And Without You einen mit "Eight Fold" in eine ruhig melancholische Klangwelt entführen. Steve Binetti bringt dann wieder etwas fröhlichere Klänge mit einem echt lässigen Gitarrenriff mit "Driving Home". Nach dem recht heiteren Stück wird von Bobo In White Wooden House mit "The Way Of Love" wieder entschläunigt und das Thema Liebe ins Spiel gebracht. Kaum hat man sich an die Ruhe gewöhnt kommen Viper Sniper mit dem sehr groovigen "Want you to want me " daher, bevor Sara Tuchetto mit "I caught a ship" wieder etwas emotionalere Seiten aufzieht.
"Jetzt! Genau Jetzt!" kommt meine Lieblingsnummer auf der Scheibe namens "Genau Jetzt", welche von Herbst in Peking beigesteuert wurde. Knoepfe liefert auf den feinen Deutsch-Rock eher Kraftwerk-artige Sounds, welche einen in die guten alten Industrial-Zeiten zurückversetzt. Aniqo zerschlägt dann das elektronische Gepiepse mit einer eher verträumt atmosphärischen Klangwelt in "No No No". Kaum hat man sich an die entspannte Ruhe gewöhnt, bringen Prussia mit "Carnival is over" einen extrem feinen elektronischen "Dance-Track", welcher stark an die 90er Jahre erinnert.
Pitpony werden dann wieder schön rockig mit "Eyes Wide Shut" und liefern sogar eine etwas orientalisch hypnotisierende Passage, bis Me To The Wall mit "Hours" in eher ruhig atmosphärische Gefielde wechseln. The JCC und Iris Romen halten mit "Shiver" und "Dive" noch etwas die Ruhe, bevor Vaile mit "Love War" wieder etwas an Fahrtwind aufnehmen. Schlussendlich liefern Tiefe Wasser Berlin mit "Zerbrechlichkeit" einen ruhigen Ausklang, wenn auch auf Platz 19 noch ein schneller Zusammenschnitt aller Tracks zu finden ist.
Fazit: Ich bin wirklich weggeblasen von einer derartig großartigen Kooperation. Die hier gebotene Vielfalt sucht definitiv ihresgleichen und stellt klar fest, dass Berlin musikalisch einiges zu bieten hat. Dieses Projekt ist wirklich extremst gut gelungen und ich möchte den treibenden Kräften hinter der Erstellung dieses Samplers meinen größten Respekt aussprechen. Derartige Kollaborationen sind nicht einfach auf die Füße zu stellen und auch die Anordnung der Tracks ist eine spezielle Arbeit für sich. Für mich ist "Ghost City" ein wunderbares Beispiel dafür, wie man die musikalische Vielfalt einer Stadt darlegen kann. Hierfür kann es nur eine Bewertung geben: 10 von 10 !
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