ALL DIESE GEWALT: „ANDERE“
Fans von Die Nerven werden sich nun freuen. Am 06.11.2020 gab es nach 4 Jahren wieder Nachschlag vom Soloprojekt des Nerven-Sängers Max Krieger, welcher sich mittlerweile auch als Produzent einen Namen gemacht hat. Mit ausschließlich deutschen Texten und einem Haufen Emotion wendet sich Krieger mit 11 Songs an uns. All Diese Gewalt nennt sich das Projekt und die neue Scheibe trägt den Namen „Andere“.
„Halte mich“ heißt der Opener des Albums und jener stellt schon einmal klar, dass man hier nun nicht auf klassische Die Nerven- Art durchgerüttelt wird. Ruhige Atmosphäre, zarte Stimme die immer mehr aufbaut und das Grundbedürfnis nach Nähe eines Jeden darlegt. Im folgenden Song „Erfolgreiche Life“ wird es dann schon etwas schneller und wesentlich elektronischer. Rhythmisch verspielter wird es dann in „Dein“, bei welchem man dann schon langsam versteht, dass sich das Album textlich hauptsächlich mit dem Themen Liebe, Nähe und Zerrissenheit auseinandersetzt. „Etwas passiert“ entschleunigt dann mit ruhigem Piano wieder etwas besser, wirkt sehr depressiv und legt textlich den Kampf mit Veränderungen im Leben dar.
In der jetztigen Zeit passt der Refrain „und ich warte, warte, warte, dass etwas passiert!“ unglaublich gut, da sicherlich ein Großteil der Weltbevölkerung so fühlt. Zumindest kann man das annehmen. „Echokammer“ beginnt zum Titel passend etwas hallig und bleibt so ruhig wie die vorherige Nummer. Hier geht Krieger auf das Thema Isolation ein, in welcher die Reflexion das Einzige ist was man noch übrig hat. Vom Klang her zeigen sich die Songs sehr melancholisch und auch die Texte bringen einen Haufen an Pessimismus, welchen man aber auch in dieser Zeit als simplen Realismus bezeichnen könnte. „Grenzen“ widmet sich dem Vanitas-Motiv, also der Vergänglichkeit bis „Gift“ etwas beat-lastiger das Hinterfragen der eigenen Bedürfnisse thematisiert und Gift als Lösung für das Unlösliche beschreibt.
Beim Titel „Maske“ bekommt man heute gleich eine Corona-Assoziation, doch in diesem etwas fröhlicher klingenden Track geht es um eine etwas andere Maske. Resignation und Müdigkeit sind gerade in der Zeit der Entbehrung große Themen und in „Sich ergeben“ liefert Krieger Ansätze wie man diese Zustände interpretieren kann. „Blind“ bringt vor dem Ende mit „Andere“ sehr ruhige Klänge mit einem interessanten Hall auf Kriegers Stimme. Der Abschluss klingt dann doch wieder sehr hoffnungsvoll und bringt einen Fokuswechsel auf die Außenwelt.
Fazit: Das Album ist definitiv kein Tanz-Album, sondern eher etwas für nachdenkliche Stunden. Es ist sehr ruhig, wenn auch hier und da ein paar rhythmische Auflockerungen durchkommen. Alles in allem ist das Album „Andere“ eine interessante musikalische Reflexion von diversen Gefühlswelten, welche von einem selbst erforscht werden oder über einem hereinbrechen. Ein gelungenes Album welches 8 von 10 Punkten verdient hat.
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