Hello Skinny - „Watermelon Sun“
Der Schlagzeuger Tom Skinner veröffentlicht heute mit seinem „Solo“-Projekt "Hello Skinny" sein Album "Watermelon Sun". Der heute 37 jährige britische Jazzschlagzeuger, welcher schon mit 9 Jahren zu seiner Profession fand, zeigt wieder einmal was ihm selbst Musik bedeutet und inwiefern er sein Instrument perfektioniert hat. Zusammen mit dem ebenfalls renommierten Posaunisten und Komponisten Peter Zummo lässt Skinner seinen eigenen Ideen unter den Einflüssen von New Joursey House, Chicago Footwork und UK Jazz freien Lauf.
Da beide Musiker eine sehr freie Herangehensweise an das Komponieren haben, entstand dieses Album in diversen Sessions, in welchen bereits zu Papier gebrachte Kompositionen im Studio neu interpretiert wurden. Die dabei entstandene Musik ist geprägt von einem bezeichnenden Eskapismus. Es ist wie eine Flucht aus der Wirklichkeit in eine ideale, bestrickende Fantasiewelt. Eine Flucht, die an die Zeit der Romantik erinnert. Die 'Eskapade' bezeichnete früher in der Reitkunst den falschen Sprung eines temperamentvollen Pferdes. Ebenso springt hier die Musik immer wieder in eine unerwartete Richtung. Die Flucht aus der Realität kann einen ihre Anforderungen vergessen lassen, gleichsam vermag sie uns aber zu stärken, uns zu wappnen um den täglichen Sorgen zu begegnen.
Die Musik wird so auf eine gewisse Art zur Don Quichotterie. Aber genug zum Hintergrund des Albums und weiter zur Musik selbst. Die Rhythmik der Songs ist klarerweise ein großes Thema, wenn der Hauptproduzent schon Schlagzeuger ist. Das Tempo ist zwar in jedem Song ein anderes, jedoch im Song selbst konstant. Das bedeutet aber nicht, dass sich rhythmische Monotonie einstellt. Durch die interessante Weise in welcher diverse Timings genutzt werden, fühlt sich die Rhythmik, trotz ihrer Komplexität, ganz fließend und natürlich an. Skinner beschränkt sich auch nicht nur auf das klassische Drum-Kit, sondern zeigt sein Können mit mehreren Sounds und Instrumenten. Von funkigen Beats, wie beispielsweise in „Mr. P.Z“, bis zum langsam und eher ruhigen Song „Death“, zeigt sich Skinner in vielen Facetten.
Ebenso komplex zeigen sich die Melodien die entweder von Posaune, Tenor Saxophon oder Keyboard gespielt werden. In „Rashad“ wirkt die Melodie sehr jazzig, wobei „Bluebells“ wieder an die Synthie-Sounds von New Order erinnern. Das längste Stück auf diesem Album, „Watermelon Sun“, ist wiederum sehr leichtfüßig und lässt Posaune und Saxophon genug Platz um sich zu entfalten. Das Keyboard dient meist zur atmosphärischen Untermalungen. Simple Melodiefolgen, die länger aber auch kürzer zu hören sind, sowie gut gesetzte Einzeltöne fügen sich zu einem sehr hell klingendem Gesamtpaket. Nun werden sich einige fragen: „Was ist mit den Lyrics?“. „Uh, these are real magazines“ ist einer der wenigen Sätze die in dem Song „Signs“ vorkommen und bei diesen Sätzen bleibt es auch. Ansonsten ist auf dem ganzen Album keine einzige Stimme zu hören.
Der Eindruck, den die Musik auf den Hörer macht, ist zunächst ein entspannender. Man fühlt sich angeregt zu träumen und nur zuweilen reißen einen die Klänge einer Posaune aus dieser selbstvergessenen Träumerei. Die Musik scheint zu hypnotisieren, ist wie eine lange Reise durch eine fremde und zugleich vertraut erscheinende, exotische, doch anheimelnde Landschaft. Man fühlt sich eingeladen, die Gedanken schweifen, und die Musik unbewusst auf sich wirken zu lassen. Man meint, diese Musik weniger zu hören, als vielmehr zu empfinden.
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