JEAN-MICHEL JARRE: "Amazônia"
Kommen wir zu einer absoluten Legende, besser gesagt dem Elektropionier schlecht hin, welchen ich gerne neben Herbie Hancock dafür verantwortlich mache, dass die elektronische Musik überhaupt erst im Mainstream etabliert wurde. Die Rede ist von Jean-Michel Jarre, dem UNESCO Botschafter des guten Willens. Der Ausnahmemusiker hat seinen Fans bzw. dieser Welt schon so einige Projekte geliefert, welche als unvergleichliche Monumente der Musikgeschichte zu bezeichnen sind und am 09.04.2021 ist es wieder einmal soweit, dass ein solches veröffentlicht wird.
Diesmal handelt es sich um einen Soundtrack für eine Ausstellung des Fotografen und Filmemachers Sebastião Salgado. Jener bereiste über sechs Jahre den basilianischen Amazonas und die dabei samelten sich über 200 Fotos an, welche nun ausgestellt werden. Fotos in einem Raum ohne musikalische Untermalung auszustellen ist etwas mager und so tat sich der Künstler mit Jarre zusammen, welcher es sich zur Aufgabe machte eben jene Bilder zu vertonen. Keine leichte Angelegenheit, jedoch hätte sich Salgado für jene Herausforderung keinen bessern Musiker aussuchen können.
Nun ist es etwas schwierig den Soundtrack getrennt von der Ausstelung zu beurteilen, jedoch werde ich nun versuchen den Soundtrack so gut wie möglich zu beschreiben. Vorerst sei jedoch Jarre`s Vorgehensweise kurz erklärt. Jarre wollte nicht nur bloße Hintergrundmusik komponieren, sondern machte es sich zur Aufgabe Naturgeräusche so gut wie möglich mit mehreren ochestralen und elektronischen Elementen nachzuahmen. Hierfür nutzte er das Tonarchiv des Ethnographischen Museums in Genf, um sich nicht nur auf eine Ethnie zu beschränken, sondern die Klänge mehrerer im Amazonas anzutreffenden Gruppen zu verarbeiten.
Die insgesamt 9 Teile klingen auch ohne Bilder, als würde man sich mitten im Urwald befinden. Die erschaffenen Klangwelten wirken so massiv, dass man sich in ihnen richtig verlieren kann. Jarre beschrieb das Ganze als Oszilation zwischen Momenten der Klarheit und der Spannung und besser könnte man es wirklich nicht beschreiben.
Fazit: Mir würde kein einziges Werk von Jarre einfallen, welches mich nicht absolut weggeblasen hätte. Die schon avantgardistische Herangehensweise an seine Kompositionen bewundere ich schon seit dem ich das erste mal ein Werk, ich glaube es war Equinox, von Jarre gehört habe und ich glaube dies wird sich nicht mehr so schnell ändern. Amazônia reiht sich somit in die Arbeiten von Jarre als weiteres überragendes Stück Musikgeschichte ein und hat daher keine andere Bewertung als 10 von 10 verdient. Die Ausstellung wird je nach "Corona-Lage" in mehreren Großstädten Europas zu sehen sein und ich beneide jetzt schon jede Person die in diesen Genuss kommt.
--> Musikvideo: Jean Michel Jarre - Amazônia |
