JETHRO TULL: "The Zealot Gene"
Jethro Tull wurde durch den Schotten Ian Anderson bereits1967 als Progressive Rock Band gegründet. Bis heute gilt Jethro Tull als einzige international erfolgreiche Rockband, in deren Musik die Querflöte die Hauptrolle spielt. Ian Anderson tobte bei den Konzerten wie ein Derwisch, Grimassen schneidend über die Bühne, dirigierte mit der Querflöte virtuos sein Publikum und stand dabei auf einem Bein. Als ich ihn zum letzten Mal 2019 in Bremen sah, gelang ihm das zwar nicht mehr ganz so wie in jungen Jahren, aber mit damals schon 72 Jahren bekam er es immerhin noch einigermaßen hin, ohne dass es lächerlich wirkte.
Genauso zeitlos wie er ist auch seine Musik auf dem Album „The Zealot Gene“ geblieben, übersetzt: des Fanatikers Gen. Die Querflöte spielt natürlich wie schon früher die dominante Rolle in dem teilweise sehr folkloristischen Gesamtbild. Anderson war noch nie ein brillanter Sänger, aber seine Stimme ist unverkennbar.
Die Songs haben überwiegend einen kritischen Hintergrund und handeln von unterschiedlichen Themen, wie z. B. von modernen Populisten im Titelsong „The Zealot Gene“, die fremdenfeindliche Tendenzen bestärken, über die „Sad Sisters“, die mit nackten Beinen und Armen am Taxistand auf dem kalten Bordstein stehen und auf Graffitiwände starren bis hin zu erotischen Anspielungen in „Shoshana Sleeping".
Ian Anderson hat im beigefügten Textbuch sämtliche Songtexte mit Bibelzitatquellen versehen, woraus ersichtlich wird, dass er viele Themen aus der Bibel abgeleitet hat. So war z. B. die in einem Song besungene "Mrs. Tibbets" die Ehefrau des Piloten, der die erste Atombombe über Hiroshima abwarf. Neben dem Text zu Mrs. Tibbets steht der Verweis auf Genesis 19:24-28. "Da ließ der Herr Schwefel und Feuer regnen, von Himmel herab auf Sodom und Gomorra", lautet der Bibeltext. Trotzdem macht das Album keinen frömmelnden Eindruck.
FAZIT: Mit „The Zealot Gene" ist Ian Anderson ein ausgezeichnetes Album gelungen, das nahtlos an die Tradition der vorangegangenen 22 Studioalben anknüpft, an denen er in den letzten 54 Jahren mitgewirkt hat. Sehr schöne Songs mit eingängigen Melodien teilweise akustisch oder auch elektrisch interpretiert.
--> Musikvideo: Jethro Tull - The Zealot Gene
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