VORCHECKING: Frische und unabhängige CD-Kritiken

ELISE LeGROW: „Grateful”

Ich dachte immer, dass nach Amy Winehouse nichts mehr kommen kann… Falsch gedacht! Die Kanadierin Elise LeGrow begeistert mit ihrer neuen freshen, wie tiefgründigen Platte „Grateful“. Wir sind sehr grateful, dass diese Produktion in Zusammenarbeit mit namhaften Produzenten (Theron Feemster, Brian West) zustande gekommen ist und haben gleich genauer reingehört.

In den 7 Songs von „Grateful“ kommt LeGrow der Frage näher, wie langlebige zwischenmenschliche Beziehungen zustande kommen und lange überleben können. Als erstes Album mit ausschließlich eigenen Songs (in ihren vorhergehenden Debutalbum „Playing Chess“ 2018 sang sie ausschließlich Covers) wird es auch sehr persönlich: "… so Grateful is radically different in that these are my stories and my melodies" (Wonderland Magazine 2021). Ebenso verspricht sie ein Album mit Gute-Laune-Songs zum Mitsingen im Auto oder zum Tanzen in der Küche. Und diesen Ansprüchen wird sie auch gerecht.

Textlich halten alle Titel was sie versprechen, die bewegenden Lyriks geben meist das Gefühl, als wären sie in die umgebende Musik eingegossen. Nur selten wird ein wenig zu viel wiederholt oder der Text gerät in ein Pop-Sing-Sang („Feel Alright“, „Forever“, „Better Side“). Beeindruckend sind jedenfalls die stimmigen Balladetexte von „Drinking In The Day“ und „Evan“.

Musikalisch kommt das Album sehr nahe an Amy Winehouse, Bruno Mars oder eben der neueren Soul-Interpreten heran. Insgesamt hat es, wie die Produktion und die Künstlerin auch vorweg schon verspricht viele synthetische Akzente, unter anderem wurden alle Bläser synthetisch eingespielt (Markant in „Drinking in the Day), was das soulige Gesamtbild ein wenig leiden lässt. Ganz im klangglichen Gegensatz dazu treten immer wieder eine Orgel, Chor, Klavier oder sogar auch einmal ein Trompetensolo („Drinking in the Day“) in Erscheinung. Auch derzeit oft angewandte Elemente wie Drummachine finden, neben Ear-Candies wie Gitarreneinsätze oder Claps, ihre Anwendung (z.B.: in „Love Me Or Leave Me“).
Als besondere Schmankerl treten „Grateful“ mit einem unerwarteten und freien Ende, sowie „Evan“ mit einem sehr eindrucksvollen und stimmigen Gesamtbild hervor.

Fazit: Vergleicht man dises Album mit ihrem Vorgängeralbum, hält die neue Platte alles was sie verspricht. Sie wirkt trotz der vielen Einflüsse vieler Beteiligten wie ein authentischer Abguss von LeGrow selbst. Tiefgründige Texte werden meist stimmig arrangiert. Hier sticht vor allem „Evan“ (Track 06) heraus (beschäftigt man sich näher mit dem Album und der Geschichte dahinter kann dieser Titel zu Tränen rühren, das passiert bei mir nicht oft...).

Man merkt, dass viel Herzblut, Arbeit und Perfektion in die Produktion geflossen ist. Wenn man sich die Platte jedoch genauer anhört, findet man schnell die Perfektion der großen Labels und Produzenten im Hintergrund. Hier leidet die Authentizität, da sich hinter der makellosen Produktion, doch wieder nur ein weiteres Produkt der Majorlabels verstecken zu scheint. Dennoch verdient das Album eine hohe Bewertung, da diese einzigartige Stimme und die ehrliche Person dahinter über jegliche Zweifel hinwegstrahlen.

 
Bewertung:

GENRE: Neo-Soul

TRACKLIST:

1. Feel Alright
2. Forever
3. Drinking In The Day
4. Grateful
5. Love Me Or Leave Me Alone
6. Evan
7. Better Side

VÖ: 11.02.2022
Format: CD / Digital
Label: BMG/Awesome Music
Vertrieb: S-Curve Records
Auf Tour im Norden: -

Rezensent: Rudi Würgens

--> Musikvideo: Elise LeGrow - Feel Alright