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LINGUA NADA: "Snuff"

Der 23.03.2018 dürfte anscheinend ein magischer Albumreleaseday sein! Insgesamt acht Bands haben wir an diesem Tag auf unserer Rezensionsliste, aber LINGUA NADA stechen für mich persönlich, bis jetzt, am meisten heraus. Aber bevor das Geschwärme losgeht einmal zu den Fakten. Heute bringt die Leipziger Band ihr Album namens "Snuff" auf den Markt, welches laut den Musikern ihr "Pop Album" werden sollte. Während den Aufnahmen im Juli 2017, in einem komplett überhitzten Studio, in welchem die 3 Genies fast keinen Platz fanden, versuchten sie das Album so konträr wie möglich gegenüber dem vorherigen Album zu gestalten. Die vorhandene Technik wurde Opfer des nasswarmen Klimas, welches auch diverse Effektgeräte eliminierte. Nachdem die Tracks im Kasten waren, passierte mit der Band etwas, dass wohl jeder Musiker schon einmal durchmachen musste. Das Material war ihnen nicht gut genug und stellte nichts von dem dar, was im Vorhinein beabsichtigt war.

Doch nach einigen Versuchen das Album als jenes zu akzeptieren klappte es doch schlussendlich und die Band hatte ihren Sinn in dem Produzierten gefunden. „Snuff“ soll den Hörer die Möglichkeit geben, sich selbst in dem Wirr-Warr des Albums wiederzufinden, die hässlichen Momente anzuerkennen und die schönen Momente zu entdecken. Und hiermit wäre schon viel über die Art der Musik gesagt. Jeder Song ist eine Art Kampf gegen Struktur, ist jedoch in sich schlüssig. Beim Track namens „Snuff“ weiß man, dass die musikalische Reihe verzerrt, elektronisch und verstörend wird. Direkt darauf kommt der anscheinende Dampfwalzensong „Mechakintosh“, doch schlägt das Ganze ruckartig bei Sekunde 15 in ein etwas 70er-Disco-Synth um und gewinnt erst ab Minute 1 an Härte. „Spit“ reißt einen dann wieder in eine etwas popigere Szenerie, wobei der Mittelpart des Songs schon fast etwas an die Melvins erinnert.

Man merkt, dass man bei diesem Album ein sehr interessantes Potpourri an Genres findet. Die 10 Songs könnten nicht unterschiedlicher sein, wobei diese Unterschiedlichkeit wieder eine Einheit bildet, da man ja weiß, dass es immer noch die selbe Band ist. Die Vocals sind so gut wie unverständlich, oft von sehr lauten Synthesizern oder einfach verzerrten Brummen übertönt, was in Anbetracht der technischen Problematik nicht unverständlich ist.

FAZIT: LINGUA NADA haben mit „Snuff“ einmal gezeigt, dass man nicht unbedingt gute Technik, große Harmonie oder Freude an der Sache braucht. Man muss einen Sinn, in dem was man da produziert hat, sehen und wissen es wertzuschätzen. Mir persönlich gefällt dieses doch unstrukturierte Album sehr gut, da man nie weiß was in einem Song auf einen zukommt und wenn man es wollte, dann würde es eine Zeit brauchen sich das Ganze zu merken. Da ich aber sehr gerne auch einen sinnvollen Text zu meiner Musik habe, gibt es von mir nur 9 von 10 Punkten. Die Stimme wurde auf diesem Album mehr als Instrument genutzt und nicht um eine Message zu transportieren. Trotz alledem freue ich mich schon, wenn die Herren mit dem Album in meiner Nähe vorbeischauen. Falls ihr auch Lust habt könnt ihr auf ihrer Album-Tour beiwohnen, die Anfang April 2018 startet.

--> Musikvideo: Lingua Nada - Level 100

 
Bewertung:

GENRE:  Noise/ Rock / Experimental

TRACKLIST:

1. Svrf Party
2. Level 100
3. Hypertension
4. Cyanide Sode
5. Snuff
6. Mechakintosh
7. Spit
8. A Netflix Original
9. Shapeshifted
10. Le Magnüs

VÖ: 23.03.2018
Format: CD / LP / Digital
Label: Kapitän Platte
Vertrieb: Cargo Records
Auf Tour im Norden: 19.04.2018 Hamburg, Astra Stube (mit TTNG)

Rezensent: Gregor