Von Bettina Storks
Erscheinungstermin: 15. Januar 2025 in deutscher Sprache
Genre: Historische Familiensaga
Einband: Broschiertes Buch
Seitenzahl: 576 Seiten
ISBN:
Verlag: Verlag

Inhalt/ Klappentext:
Als Édiths Vater Simon Mercier 2016 in Paris stirbt, erfährt die 53-Jährige völlig überraschend von ihren deutsch-polnischen Wurzeln. Anscheinend war Simon ein angenommenes Kind, dessen jüdischer Vater Opfer der großen Razzia im Juli 1942 wurde. Doch wie ist Simon in die Familie Mercier gekommen und was geschah mit Simons Mutter Helene? Als Édith ihre Cousine Tatjana in der Nähe von Stuttgart ausfindig macht, suchen die Frauen gemeinsam nach Antworten und beginnen, ein jahrzehntelanges Schweigen zu durchbrechen. Wie hat Helenes Schwester, Tatjanas Großmutter Lilo, damals im von Deutschen besetzten Polen gelebt? In Krakau stoßen sie auf eine Apotheke, die nicht nur für Lilo eine zentrale Rolle gespielt hat, sondern auch für den jüdischen Widerstand.
Rezension:
Am Anfang wird eine Familienliste der fiktiven Familiengeschichte um die Familie Wagner (Lilo und Helene) in Krakau, sogenannte „Volksdeutsche“ in Polen 1943 bis 1945, der Familie Wagner-König (Tatjana) in Fellbach bei Stuttgart und der Familie Mercier (Édith) in Paris aufgeführt.
Der Prolog führt die Leser in eine düstere Gefängniszelle in Krakau, im Jahr 1943. Hier verbringt die bekannte Widerstandskämpferin Gusta Dawidson Draenger ihre letzten Lebenstage. Ihr Tarnname ist Justyna, sie ist aktives Mitglied von Akiba, einer jüdischen Widerstandsgruppe während der deutschen Besatzung. Ein Unterstützer der Widerstandsgruppe und der polnischen Juden in Krakau ist auch der Apotheker Tadeusz Pankiewicz, Inhaber der Adler-Apotheke, die mitten im Krakauer Ghetto in den Zeiten der deutschen Besatzung liegt. Hier arbeitet die deutsche Apothekerin, Fräulein Lilo Wagner, sehr zum Missfallen ihrer linientreuen Eltern.
Der zeitliche Cut führt dann nach Paris in das Jahr 2017. Édiths Vater Simon lebte in Paris, er erliegt mit 77 einem plötzlichen Herztod. Einige Monate zuvor hat er sie gebeten, zu ihm zu kommen, denn er wollte Wichtiges mit ihr besprechen.
Simons Schwester Adi lebte mit ihm in einer riesigen Villa in Paris. Édith möchte von Adi mehr erfahren, doch Adi mauert, zieht sich zurück. In Simons Unterlagen findet Édith Notizen und eine Telefonnummer mit Stuttgarter Vorwahl, die zu einer Apotheke Wagner in Fellbach führt. „Was weiß Adi?“ steht auf einem Zettel.
Hier meldet sich Tatjana am Telefon, sie ist die Enkelin von Lilo und die Großnichte von Lilos Schwester Helene, die recht früh nach Paris ausgewandert ist, um ihrer großen Liebe zu folgen. Nichtsahnend, dass sie dort viel mehr Leid durch die SS erfahren wird bei der großen „Säuberungsaktion“ von Paris.
Die beiden jungen Frauen verfolgen auf unterschiedliche Weise ihre gemeinsame Familiengeschichte. Sie recherchieren, Tatjana reist nach Krakau, Édith in Paris im Umfeld von Tante Adi und ihrem geliebten Vater Simon.
Fazit:
Der historische Teil umfasst die Jahre 1941 bis 1943 im von den Deutschen besetzten Krakau. Dabei lesen wir von den Gräueltaten der Nazis und deren Umgang mit den polnischen Bürgern, der Errichtung jüdische Ghettos, und damit die Aberkennung ihrer Rechte, der Deportation der jüdischen Bürger Krakaus. Die Widerstandskämpfer und deren mutigen bürgerlichen Unterstützer sind in historischen Schriften zertifiziert. Die Adler Apotheke gehört heute zum Ensemble eines Museums mitten in der Krakauer Altstadt. Diese wahren Figuren findet man gut beschrieben am Ende des Buches, es sind sowohl Widerstandskämpfer als auch so einige der SS-Gruppenführer.
Hier sind auch wichtigste historischen Ereignisse angeführt, was zusätzlich zum besseren Verständnis beiträgt.
Bettina Storck gelingt einmal mehr eine eindringliche Geschichte gegen das Vergessen, jedoch ohne erhobenen Zeigefinger. Wie immer hervorragend recherchiert, ganz nah an den geschichtlichen Ereignissen, verknüpft mit den fiktiven Elementen der Familiensaga. Ebenso zeigen die Figuren Lilo und Adi die traumatische Sprachlosigkeit der Kriegs- und Nachkriegsgeneration.
Das stimmungsvolle Cover der beiden Schwestern Lilo und Helene auf einer Brücke vor der Krakauer Altstadt Anfang der 40er Jahre runden diese eindringliche Geschichte sehr gut ab.
Autorin:
Bettina Storks, geboren bei Stuttgart, ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und Autorin. Sie war viele Jahre als Redakteurin tätig, bevor sie ihr erstes Buch veröffentlichte. Die Leidenschaft für Familiengeheimnisse und die Faszination für die deutsch-französische Geschichte hat Bettina Storks immer wieder in ihren Romanen vereint. Mit ‚Die Schwestern von Krakau‚ widmet sie sich zum ersten Mal der deutsch-polnischen Vergangenheit, die in ihrer Biografie eine große Rolle spielt. Die Autorin lebt und arbeitet am Bodensee.