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MAHLSTROM: "MÆANDER"

"MÆANDER" nennt sich die neue 10 Track lange Reise durch Punk- oder auch Hardcoreriffs, welche eine etwas melancholische Stimmung mit sich tragen. Aber zuerst einmal zur Band: Im Jahre 2011 gründeten Markus (Bass), Jakob (Vocals), Martin (Drums), Shammi (Guitar) die Band in Stuttgart, welche bisher satte 80 Konzerte und drei Veröffentlichungen zu verzeichnen hat. Das Quartett ruft zur Selbstreflexion und einem ehrlichen Umgang mit Emotionen, sowie gesellschaftlicher Verantwortung auf. Klingt nun etwas getragen, jedoch wird einem diese Botschaft durch die Musik um eineiges verstänlicher.

In meiner Rezension der neuen Scheibe von DIE HEART habe ich den deutschsprachigen Hardcore als Rarität bezeichnet. Darin dürfte ich mich geirrt haben, da die Texte von MAHLSTROM ebenfalls auf Deutsch verfasst wurden. Neben dem Song "Blue Marble Blues" findet sich kein einziger englischer Liedtitel auf dem ersten Full-Lenght-Album der Band. Geschrieben wurden die Songs in wenigen Sessions, doch wurde dabei, unter anderem auf einer Hütte im Schwarzwald, intensiv gearbeitet. Resultat sind schlussendlich 10 Songs geprägt von sphärisch, aber auch drückenden Gitarren, dynamischen Drums und bewegenden Vocals. Die Texte der Band bewegen sich thematisch in den Gebieten von Politik, Gesellschaft und auch individuellen Schicksalen. Man merkt, dass die Band ihre Ansichten hat und auch stark vertritt. Ihre Mittel dazu sind die jeweiligen Instrumente und gemeinsam zeigen sie, dass wie tiefsinnig deutscher Hardcore sein kann.

Die Nummer "Dawei" thematisiert beispielsweise den bewussten Umgang mit eigenen Möglichkeiten, aber auch Zwängen, welche sich einem über die Zeit in den Weg stellen. Im Fokus der Lyrics steht die ständige Entscheidung zwischen Freiheit und Sicherheit, wobei laut Band reflektiert werden muss, was Freiheit und die freie Welt in welcher einige von uns leben dürfen eigentlich ist. Der vorhin schon erwähnte Titel "Blue Marble Blues" bildet zu "Dawei" ein gewisses Gegengewicht auf musikalische und textliche Weise. Wut, diffuse Ängste, Hass gegenüber dem Fremden finden immer wieder ihren weg in die Gesellschaft. Einfache Lösungen, schwarz-weiß Denken und menschenverachtende Tendenzen machen sich immer mehr in Europa breit. Der Song stellt die Frage nach der Möglichkeit dich Gehör zu verschaffen ,in einer Welt in welcher ein Kampf zwischen menschlicher Wärme und Aggressivität besteht, wobei Zweiteres zu gewinnen scheint. Ebenso durchdacht wie die Texte der Songs ist das Albumcover, welchem ein nachlässig verhülltes Haus zeigt und damit den Konflikt zwischen freiem und vorbestimmten Handeln aufnimmt.

FAZIT: Kritisch, deftig und eingängig. Diese drei Worte beschreiben recht gut wie es in "MÆANDER" von MAHLSTROM zugeht. Die Texte sind sehr gut durchdacht und auch der ganze Hintergrund wirkt schon sehr philosophisch. Doch kann man auch mit dem Hintergrund etwas übertreiben, wobei für mich MAHLSTROM Grenzgänger sind. Eine gute Message ist meist prägnant und diese Prägnanz hat mir in diesem Album etwas gefehlt. Daher gibt es von mir 7 von 10 Punkten. Ansonsten kann ich nichts beanstanden. Die Band hat nun einmal auf Full-Length gezeigt was sie drauf haben und ich bin mir sicher, dass da noch Einiges kommen wird.

--> Musikvideo: Mahlstrom - Blue Marble Blues

 
Bewertung:

GENRE: Hardcore/ Emo/ Punk

TRACKLIST:

1. Hyper-Normal
2. Werte Gemeinschaft
3. Dawei
4. Wir sollst du sein!
5. Frustschranke
6. Blue Marble Blues
7. Am Lachen vorbei
8. Echokammer
9. Maeander
10. Was zu finden ist

VÖ: 06.04.2018
Format: CD / LP / Digital
Label: Through Love Records
Vertrieb: Indigo
Auf Tour im Norden: 18.04.2018, Hamburg, Rote Flora

Rezensent: Gregor